Ausbildungsgehalt: Alles, was du wissen musst

Du stehst kurz vor deinem Schulabschluss oder hast ihn vielleicht sogar schon in der Tasche? Gratulation! Wahrscheinlich kannst du es gar nicht erwarten, deinen nächsten Lebensabschnitt zu beginnen. Falls du dich für eine Ausbildung entschieden hast, wirst du zwar weiter zur Schule gehen, diesmal jedoch mit dem Unterschied, dass du dafür bezahlt wirst. Nicht in jeder Ausbildung verdient man jedoch das gleiche Gehalt und am Anfang einer Ausbildung ist das Azubi-Gehalt niedriger als am Ende. Darüber hinaus ist dein Gehalt sozialabgaben- und steuerpflichtig, wenn du einen bestimmten Betrag pro Jahr überschreitest. Dein Brutto-Ausbildungsgehalt ist also deutlich höher als der Betrag, der am Ende auf deinem Konto ankommt. Damit du den Überblick behältst, haben wir alle wichtigen Informationen zum Thema Ausbildungsvergütung für dich zusammengetragen.

Wie hoch ist mein Azubi-Gehalt?

Je nach Ausbildungsberuf kann das Gehalt unterschiedlich hoch ausfallen. Außerdem spielen Faktoren wie Unternehmensgröße und Standort eine große Rolle. Wenn du deine Ausbildung in einem tarifgebundenen Unternehmen machst, ist dein Ausbildungsgehalt im entsprechenden Tarifvertrag geregelt. Ansonsten ist deine Ausbildungsvergütung Verhandlungssache. Dir steht in jedem Fall wenigstens der Mindestlohn für Auszubildende zu. Dieser wird seit 2020 im neuen Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Im BBiG wird unter anderem festgelegt, dass sich die Mindestausbildungsvergütung jährlich schrittweise erhöht. Bei der Einführung der Gesetzesnovelle im Januar 2020 lag sie bei 515,- Euro für Auszubildende im ersten Lehrjahr. 2021 trat die Erhöhung der Ausbildungsvergütung auf 550,- Euro in Kraft. In den kommenden Jahren wird es weitere Erhöhungen geben, bis 2023 620,- Euro Mindestausbildungsgehalt erreicht sind. Wohlgemerkt: Diese Zahlen beziehen sich auf das erste Lehrjahr. Da du dich ja in der Ausbildung befindest, ist dein Gehalt noch deutlich niedriger als das deiner fertig ausgebildeten Kolleg:innen. Es erhöht sich jedoch mit jedem Lehrjahr. Wenn du deine Ausbildung in einem tarifgebundenen Unternehmen absolvierst, sind auch diese Anpassungen festgelegt. In allen anderen Unternehmen sind die Anpassungen Verhandlungssache. Das BBiG definiert jedoch auch hier Mindestvorgaben:

  • Zweites Lehrjahr: Mindestens plus 18 Prozent
  • Drittes Lehrjahr: Mindestens plus 35 Prozent
  • Viertes Lehrjahr: Mindestens plus 40 Prozent

Hier ein Rechenbeispiel für den Fall, dass sich dein Unternehmen genau nach den im BBiG definierten Mindestvorgaben für Ausbildungsgehälter richtet:

Ausbildungsvergütung2021(Euro)2022 (Euro)2023 (Euro)
1. Lehrjahr550,- 585,-620,-
2. Lehrjahr (+ 18 %, Basis: Gehalt des 1. Lehrjahrs)649,- 690,30731,60
3. Lehrjahr (+ 35 %, Basis: Gehalt des 1. Lehrjahrs)742,50789,75837,-
4. Lehrjahr (+ 40 %, Basis: Gehalt des 1. Lehrjahrs)770,-819,- 868,-

Sofern du nicht in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeitest, ist die exakte Hohe deines Ausbildungsgehalts Verhandlungssache. Du bist also nicht gezwungen, das erste Angebot deines Unternehmens einfach anzunehmen. Tipps für die Gehaltsverhandlung findest du hier, beziehungsweise in unserem Ratgeber speziell für Frauen.

Sachleistungen als Teil des Ausbildungsgehalts

Dein Azubi-Gehalt kann in Teilen auch aus Sachleistungen bestehen, wie Unterkunft oder Verpflegung. Das macht dann Sinn, wenn du in eine andere Stadt ziehen musst, um deine Ausbildung anzutreten. Laut BBiG darf der Anteil deines Ausbildungsgehalts in Sachleistungen maximal 75 Prozent betragen.

Zusätzliche Leistungen als Ergänzung zum Ausbildungsgehalt

Manche Unternehmen gewähren ihren Auszubildenden zusätzliche Entgelte wie Urlaubsgeld oder vermögenswirksame Leistungen. Dies werden dann auf dein Grundausbildungsgehalt aufgerechnet.

Ausbildung im Rahmen eines Tarifvertrags – was bedeutet das?

Wenn für dein Unternehmen ein Tarifvertrag gilt, greifen für dein Ausbildungsgehalt die Tarife, die im Tarifvertrag als Mindestgehälter vereinbart wurden (nicht die im BBiG festgesetzten Mindestbeträge für Ausbildungsgehälter). Es ist nicht immer einfach, im Vorfeld zu recherchieren, ob ein Unternehmen nach Tarifvertrag zahlt. Am besten ist es, wenn du spätestens im Vorstellungsgespräch gezielt danach fragst.

Was wird von meinem Ausbildungsgehalt abgezogen?

Das ist eine wichtige Frage, mit der du dich möglichst früh auseinandersetzen solltest. Die Höhe deiner monatlichen Ausbildungsvergütung plus eventueller zusätzlicher Leistungen für jedes Lehrjahr ist in exakter Höhe in deinem Ausbildungsvertrag festgehalten, und zwar in brutto, also vor allen Abzügen. Von deinem Bruttolohn gehen Sozialabgaben und unter Umständen auch Lohnsteuer und Kirchensteuer ab. Übrig bleibt dein Nettogehalt, also der Betrag, der dir nach Abzug aller Abgaben und Steuern am Monatsende auf dein Bankkonto überwiesen wird.

Die gute Neuigkeit: Du musst dich selbst um nichts kümmern. Dein Unternehmen ist dafür verantwortlich, alle Abgaben und Steuern von deinem Ausbildungsgehalt abzuführen. Dennoch ist es wichtig, dass du informiert bist – ansonsten droht der Schock beim Check deines Gehaltszettels oder beim Blick auf dein Bankkonto.

Welche Sozialabgaben werden von meinem Ausbildungsgehalt abgezogen?

Die Sozialabgaben betragen rund 40 Prozent deiner Ausbildungsvergütung. Aber: Du teilst dir diese Abgaben mit deinem Unternehmen. Von deinem Ausbildungsgehalt gehen also rund 20 Prozent an Sozialabgaben ab. Eigentlich handelt es sich bei den Sozialabgaben um Versicherungen für den Fall, dass du krank oder arbeitsunfähig wirst. Den größten Anteil hat die Rentenversicherung, die zur Absicherung im Alter da ist.

Dein BeitragBeitrag deines Unternehmens
Rentenversicherung9,3 Prozent9,3 Prozent
Krankenversicherung7,3 Prozent7,3 Prozent
Arbeitslosenversicherung1,2 Prozent1,2 Prozent
Pflegeversicherung1,5 Prozent1,5 Prozent

Muss ich auf mein Ausbildungsgehalt Steuern zahlen?

In Deutschland gilt für alle Arbeitnehmer:innen ein steuerlicher Grundfreibetrag, der jährlich festgesetzt wird. Für 2021 beträgt der Grundfreibetrag 9.744,- Euro und 9.984,- Euro für 2022. Erst wenn dein Einkommen (also dein Ausbildungsgehalt plus zusätzlicher Leistungen minus Sozialabgaben) pro Jahr über diesem Betrag liegt, bist du steuerpflichtig. In der Praxis kann das bedeuten, dass du aufgrund der jährlichen Gehaltserhöhung in deinem ersten Lehrjahr keine Steuern zahlen musst, aber zum Beispiel ab dem zweiten schon.

Rechenbeispiel: Grundfreibetrag Ausbildungsgehalt

Ausbildungsvergütung (jährlich):      12.000,- Euro (1.000,- Euro/Monat)
Abzüglich Sozialabgaben:                   2.400,- Euro (20 Prozent)
Abzüglich Werbungskosten:               1.000,- Euro pauschal

Zu versteuerndes Einkommen:          8.600,- Euro

Mit einem Ausbildungsgehalt von 8.600,- Euro nach Sozialabgaben liegst du unter dem Grundfreibetrag von 9.744,- Euro für 2021 und bist somit nicht steuerpflichtig.

Achtung: Unser Beispiel enthält weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld oder vermögenswirksame Leistungen. Wenn du diese Zahlungen erhältst, musst du sie bei deiner Berechnung berücksichtigen, denn sie sind steuerpflichtig.

Welche Steuern muss ich auf meine Ausbildungsvergütung zahlen

Wenn du als Auszubildende:r steuerpflichtig bist, zieht dein Unternehmen automatisch den entsprechenden Betrag von deiner Ausbildungsvergütung ein und leitet ihn weiter an das für dich zuständige Finanzamt. Der Netto-Betrag deiner Ausbildungsvergütung wird auf dein Bankkonto überwiesen.

1. Lohn- bzw. Einkommensteuer

Wie bei allen anderen Arbeitnehmer:innen hängt die Höhe deiner Lohnsteuer als Auszubildende:r maßgeblich von deinem Familienstand ab. Die meisten Auszubildenden werden Steuerklasse 1 zugerechnet. Bist du verheiratet, wirst du Klasse 3, 4 oder 5 zugerechnet.

2. Kirchensteuer

Die Kirchensteuer wird nur fällig, wenn du Mitglied einer Religionsgemeinschaft bist. Das Finanzamt zieht diese Steuer stellvertretend ein und gibt sie weiter. Wenn du keine Kirchensteuer zahlen möchtest, hast du die Wahl, aus deiner Religionsgemeinschaft auszutreten.

3. Solidaritätszuschlag

Diese Steuerabgabe führen wir nur der Vollständigkeit halber auf. Seit 2021 fällt der Solidaritätszuschlag, kurz Soli, für rund 90 Prozent der Beschäftigten weg. Als Auszubildende:r kannst du nahezu sicher sein, dass von deiner Ausbildungsvergütung nichts für den Soli abgezogen wird. Bis Ende 2020 hat der Soli übrigens 5,5 Prozent der Einkommensteuer betragen. Der Soli wurde nach der Wende eingeführt, um den Aufbau der neuen Bundesländer zu finanzieren.

Muss ich als Auszubildende:r eine Steuererklärung machen?

Die meisten Auszubildenden sind nicht verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben, da das Unternehmen ja die Einkommenssteuer und weitere Abgaben ohnehin einbehält und abführt. Sobald du aufgrund der Höhe deines Ausbildungsgehalts jedoch steuerpflichtig bist, kann sich eine Steuererklärung dennoch für dich lohnen. Denn: Auch als Auszubildende kannst du eine Reihe von Kosten von der Steuer absetzen.

Dazu zählen:

  • Kosten für Fachbücher/Lehrmaterial
  • Kosten für Prüfungen
  • Fahrtkosten zu deinem Ausbildungsbetrieb/zur Schule und nach Hause
  • Computer

letztes Update: 11. März 2022