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Amazon
Bewertung

Mehr Schein als Sein

2,4
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr im Bereich IT bei Amazon gearbeitet.

Arbeitsatmosphäre

Die Atmosphäre ist oft stark geprägt von Erfolgsdruck. Vordergründig ist vieles amerikanisch-freundlich, im Hintergrund laufen knallharte Bewertungen. Ich habe es in meinen Jahren bei Amazon mehrfach erlebt, dass Leute unter großem Druck standen und von einem Tag auf den anderen gekündigt oder rausgemobbt wurden. Wenn Kündigungen während der Probezeit stattfinden, dann meist am allerletzten Tag. Teams arbeiten oft über Standorte oder sogar über Länder hinweg vernetzt. Dadurch herrscht eine eher anonyme Atmosphäre im Büro, wobei das auch ein wenig vom jeweiligen Bereich abhängt. Amazon erwartet von den Angestellten meist große Ideen. Das ist prinzipiell auch gut so und man kann zum Teil auch wirklich frei arbeiten, wenngleich das Wesentliche oft von US vorgegeben wird und Europa im Zweifel nichts zu melden hat. Leider werden auch häufig diejenigen für innovativ gehalten, die sich am besten selbst darstellen. Wer das kann und vielleicht sogar mag, der ist hier gut aufgehoben. Natürlich gibt es unter den vielen Selbstdarstellern aber auch immer wieder nette Leute.

Kommunikation

Entscheidungen kommen oft überraschend und vieles läuft chaotisch, was bei innovativen Themen aber auch meistens nicht anders geht. Sehr viel Informationen laufen über Mailing-Listen und wenn man sich die Zeit nimmt, kann man sich über vieles gut informieren. Auch wird vieles im Rahmen einer "Self-Service-Kultur" im internen Wiki gepflegt.

Kollegenzusammenhalt

Ist wohl von Team zu Team unterschiedlich. Amazon fördert aber nach meiner Erfahrung eine Ego-Kultur, jeder muss permanent Ergebnisse liefern. Das führt schnell dazu, dass jeder Erfolge für sich beansprucht und auch relativ wenig Interesse besteht, Aufgaben im Team zu lösen. Hinzu kommt Amazons Credo, dass sie ausschließlich sehr intelligente Menschen beschäftigen, die die großen Ideen schon mitbringen oder auf Knopfdruck produzieren können. Ich selbst bin aber in meiner Karriere immer dann auf die besten Ideen gekommen, wenn ich in einem kommunikativen, interessierten und vertrauenswürdigen Team arbeite. Ist vielleicht auch eine Typsache.

Work-Life-Balance

Durchschnittliche Arbeitszeit dürfte so bei 45, eher 50 Stunden liegen. Jeff Bezos predigt ja immer die "Work-Life-Harmony" und hält nichts von "Work-Life-Balance". Heißt im Klartext: Arbeite wann Du willst, aber liebe deinen Job und sei auch prinzipiell immer auf Sendung. Was gut funktioniert ist Home-Office, was prinzipiell an zwei Tagen die Woche völlig in Ordnung ist. Es sei denn, der direkte Vorgesetzte hat etwas dagegen, dann wiegt sein Wort stärker als die Unternehmensrichtlinien. Viele Vorgesetzte sind aber der Meinung: "I don't care when you work and where, as long as you deliver results."

Vorgesetztenverhalten

War in meiner Wahrnehmung eher nicht so gut. Viele Chefs stehen selbst stark unter Druck. Auch scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass ein Vorgesetzter nur dann ein guter Vorgesetzter ist, wenn er hin und wieder Druck auf sein Team ausübt. Das läuft dann meist so ab, dass ein Team-Mitglied quasi als Low-Performer auserkoren wird und irgendwelche Trainings durchlaufen muss, bei denen er dann knallhart beurteilt wird. Ist das Training erfolgreich, läuft alles normal weiter, nur ist eine Beförderung dann erstmal auf längere Zeit nicht in Sicht. Läuft das Training nicht erfolgreich, verlassen diese Personen oft nach einigem quälenden Hin und Her das Unternehmen. Ich habe das in einigen Fällen miterlebt, von anderen Fällen habe ich gehört. Einige Mitarbeiter wurden von ihren Vorgesetzten wirklich unfair beurteilt. Wenn dies der Fall war, bestand auch keine Chance mehr, andere Institutionen im Unternehmen anzurufen. Einen Betriebsrat gibt es nicht, das scheut Amazon anscheinend wie der Teufel das Weihwasser. Und die Personalabteilung ist eine reine Exekutiv-Polizei, die nur die Vorgaben des jeweiligen Vorgesetzten ausführt.

Interessante Aufgaben

Man kann schon interessante Dinge bei Amazon tun. Daneben gibt es aber auch viele langweilige Jobs, bei denen US alles vorgibt und man nur für Europa lokalisiert. Man kann aber grundsätzlich viele Dinge anfangen und auch bewegen, wenn einem neben der täglichen Arbeit noch Zeit bleibt oder man sich die Zeit nehmen will. Wie schon erwähnt, wird dies ja auch erwartet. Das Tempo ist hoch und es kann sein, dass etwas, woran man länger gearbeitet hat, morgen schon nicht mehr relevant ist. Und wichtig ist auch, dass man alles, was man tut, durch Daten belegen können sollte, ansonsten wird die Arbeit nicht ernst genommen. Prinzipiell ist das ja auch richtig, in meiner Erfahrung passt das aber nicht immer. Neben der quantitativen Seite kommen qualitative Analysen deutlich zu kurz, weil Amazon ausschließlich an die Magie von Metriken und Zahlen glaubt.

Gleichberechtigung

Amazon ist wirklich um Gleichberechtigung bemüht und das wird auch immer betont. Trotzdem trifft man auch hier auf Phänomene wie "Mansplaining" etc. und Frauen werden gerne mal mit "typischen Frauenaufgaben" bedacht (z.B. einen Raum für eine Feier dekorieren). Da kann man wohl seinen Mitarbeitern noch so viele Video-Tutorials zum Thema Gleichberechtigung verordnen, manche Denkweisen kriegt man so eben nicht aus den Köpfen.

Umgang mit älteren Kollegen

Ist mir nie etwas negatives aufgefallen, allerdings ist die Sparte 45+ auch nur sehr dünn vertreten und das wohl auch aus gutem Grund.

Arbeitsbedingungen

Standard. Nicht so toll, wie man sich vielleicht erwartet. An freien Getränken gibt es nur Wasser, Kaffee, Tee, das habe ich woanders schon besser erlebt. Immerhin kann man zwischen Windows-PC und Mac wählen. Ach ja, und es gibt zwei mal wöchentlich einen Obstkorb.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Naja, kennt man ja aus den Medien.

Gehalt/Sozialleistungen

Gehalt ist ok, aber nicht übermäßig. Es gibt ein Grundgehalt und ein Aktienpaket. Da die Aktien in den letzten Jahren so wahnsinnig hoch geklettert sind, war das Einkommen von mir und meinen Kollegen wirklich ziemlich gut. Andererseits wird auch sehr selten das Grundgehalt entscheidend erhöht, immer mit Verweis darauf, dass die Aktien ja gerade so hoch im Kurs stehen. Auch ist es generell so vorgesehen, dass sich das Grundgehalt nur bei einer Beförderung ändert und Erhöhungen je nach Leistung durch jährliche Aktienpakete erfolgen.

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Kennt man auch aus den Medien

Karriere/Weiterbildung

Auch hier sieht es eher mau aus. Weiterbildungen, das heißt häufig: Schau Dir mal ein internes Video-Tutorial an. Das hängt auch damit zusammen, dass Amazon davon überzeugt ist, nur die großen Geister anzustellen, die schon alles können und keinerlei Fortbildung brauchen.

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