Die hoch angepriesene Transformation hat einiges verschlechtert seit Dezember 2020, und viele MA haben es kommen sehen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es gibt einige Benefits am Rande, die an sich toll sind – wenn denn nur auch das Fundament, die Organisationsstruktur selbst passen würde.
- das kollegiale Umfeld stimmt, man arbeitet mit vielen klugen und netten Menschen zusammen
- man kann viel im Home Office arbeiten
- Es gibt immer Snacks und Getränke in den Büros
- die IT-Abteilung arbeitet zuverlässig und ist hilfsbereit
- die Firmenveranstaltungen sind meist gelungen und kultig
- guter Eintrag im Lebenslauf als Sprungbrett
- Büros sind modern ausgestattet, mit höhenverstellbaren Tischen
- toller Betriebsrat
- betriebliche Impfungen gegen Corona und generell tolles Pandemie-Management
- viele Standorte in Deutschland, Hamburg, Köln, München, ...
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die neue Organisationsstruktur. Es sorgt selbst nach über einem Jahr noch immer für unglaubliches Chaos und Stress im Alltag. Mitarbeiter dürfen keine Mitarbeiter mehr sein, sondern tragen viel mehr Verantwortung bei gleichbleibendem Gehalt als "Unternehmer im Unternehmen". Darunter leiden nicht nur die Angestellten, sondern auch die Marken selbst, die ja guten Content anbieten sollen. Aber dieser erscheint nun mal nicht wie von Zauberhand und man kann nicht alles outsourcen und automatisieren. Dasselbe gilt für das Programmieren der Produkte im Hintergrund.
Verbesserungsvorschläge
In einer Traumwelt würde man die Transformation wieder rückgängig machen, aber dazu wird es nicht kommen. Langfristig spart man sich ja operativ eine Menge Kosten, wenn es weniger Führungskräfte und damit Aufstiegschancen gibt. Die Bindung zu den Marken ist nicht nur den Usern wichtig, sondern auch den Mitarbeitern, die mit Leidenschaft dabei sind. Es war früher einfach schöner, egal wie sehr wir Arbeitnehmer uns bemühen, die neue Struktur zu lieben und mitzugestalten.
Arbeitsatmosphäre
Vor Transformation hat es noch echt Spaß gemacht, jeder kannte seinen Zweck und konnte seine Stärken im Team ausspielen. Seit Dezember 2020 soll gefühlt jeder alles können, und am besten noch parallel.
Nach einem Jahr in der neuen Organisationsstruktur kann man getrost sagen, dass diese eine Schnapsidee war. Es hat schon seinen Grund, dass Menschen bei bestimmten Marken arbeiten wollen. Wenn dann plötzlich Redakteure mit einem politischen oder sportlichen Fachbereich Inhalte auf Lifestyle-Portalen veröffentlichen sollen und umgekehrt, kann das nicht funktionieren.
Einen Weg zurück gibt es aber nicht. Alea iacta est.
Kommunikation
Kommunikativ macht das Unternehmen vieles richtig, es gibt viel Empathie und auch oft offenen, wertschätzenden Umgang. Doch wenn man ernstzunehmende Kritik hat, wird man als "Detraktor" betrachtet.
Kollegenzusammenhalt
Über die meisten Kollegen kann man nur positives sagen, aber es fühlt sich eben nicht mehr so familiär an, weil alle durcheinandergewürfelt wurden und auf zig Baustellen gleichzeitig arbeiten. Man kann sich hier auf die Kollegen verlassen, aber eben auch nur, weil alle bis ans äußerste gehen. Bis sie dann nicht mehr können und dann woanders hingehen.
Viele arbeiten auch, wenn Sie krank sind, um das Team nicht im Stich zu lassen. Dank Home Office kann man das ja auch alles machen, ohne andere anzustecken. Offiziell wird zwar gesagt, man solle definitiv nicht arbeiten, wenn man krank ist, doch man schafft halt seine Aufgaben einfach nicht, wenn man ausfällt. Es vertritt einen ja niemand, weil die Teams so dünn besetzt sind. Und dann kommen die Nachfragen von den direkten Vorgesetzten, warum da nichts voranging.
Work-Life-Balance
Wenn man pünktlich nach acht Stunden den Laptop zuklappen würde, müsste man das Team quasi im Stich lassen. Machen die wenigsten, jeder möchte ja, dass am Ende des Monats auch die Zahlen stimmen. Dabei werden Kollegen, die gehen, nicht vollwertig ersetzt – der halbe Laden wird von Werkstudenten, Praktikanten und Aushilfen getragen und es wird erwartet, dass dabei dieselbe Qualität bei rauskommt. Am Ende des Tages hat man ständig das Handy dabei und sitzt abends doch nochmal am Laptop. Die Lebensqualität leidet, da "freiwillige" Mehrarbeit quasi abgegolten ist mit dem Gehalt.
Vorgesetztenverhalten
Es kommt ganz darauf an, in welcher Abteilung ("Job Group") man arbeitet. Die Job Leads sind mit der Neustrukturierung oft erstmals in einer Führungsposition, was sich wie willkürlich zusammengewürfelt anfühlt. Dementsprechend teils unerfahrene Vorgesetzte. Aber die Kommunikation ist hier meist wertschätzend und voller Verständnis. Nur beim Thema Geld gibt es halt immer wieder harte Grenzen.
Interessante Aufgaben
Momentan muss man wie eine Maschine arbeiten und einen unglaublich hohen Output in jeder Form liefern. Jeden Tag 120% geben bei teils sehr repetitiven Tätigkeiten. Es wird zwar immer davon gesprochen, man könne seine Geschäftsideen frei ausleben als "Unternehmer im Unternehmen", aber Zeit bleibt für kleinere Projekte de facto nicht. In erster Linie wird die unternehmerische Verantwortung auf die Schultern der normalen Angestellten gelegt, aber in den Genuss von Vorteilen, die man als echter Unternehmer hätte, kommt man nicht.
Gleichberechtigung
Hier ist in den letzten Jahren viel passiert und mit der Transformation sind viele Frauen in Leitungspositionen gekommen, insgesamt wohl an die 40%. Es gibt auch Führungskräfte in Teilzeit.
Da ist das Unternehmen auf einem guten Weg.
Umgang mit älteren Kollegen
Auf persönlicher Ebene gibt es hier keinerlei Diskriminierung oder ähnliches, jeder wird respektvoll behandelt. Unternehmensseitig sieht das aber anders aus, denn durch die Transformation sind insbesondere langjährige Mitarbeiter, die ihr Herzblut in die Firma gesteckt haben, extrem benachteiligt. Wer schon 15 oder 20 Jahre da ist, wurde mit der flachen Hierarchie jetzt auf eine Stufe mit Junioren gestellt.
Chancen auf Aufstieg gibt es dann so gut wie keine mehr. Darum gehen insbesondere gerade die Kollegen, die schon ewig dabei waren und normalerweise wahrscheinlich mit dieser Firma in die Rente gegangen wären. Selbst die, die eine bessere Führungsposition in der Transformation bekommen haben. Und jedes Mal wundern sich alle, warum diese zu anderen Firmen wechseln, die klassische Aufstiegschancen und entsprechende Bezahlung bieten.
Arbeitsbedingungen
Die Ausstattung ist super, es gibt gute Laptops und Firmenhandy. Viele durften sogar die komplette Ausstattung wie Tisch, Stuhl, Rollcontainer und Monitore mit ins Home Office nehmen und arbeiten seit Corona komplett Remote. Hier ist die Firma rein organisatorisch sehr gut aufgestellt.
Wenn man die Arbeitsbedingungen als Ganzes sieht, ist es extrem stressig und hochperformant. Es wird im täglichen Geschäft viel verlangt und schlechte Tage kann man sich kaum erlauben.
Für nach der Pandemie sind wohl nur 4 Tage pro Monat Pflicht im Büro zu sein, was viel Flexibilität erlaubt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird schon viel getan in der Richtung, aber eben auch in die andere Richtung. Es gibt einige Punkte, wie Burda Forward positiv auf die Gesellschaft einzahlt und diese Bemühungen kann man durchaus würdigen. Siehe Flutreporter-Büro im Ahrtal.
Dann wiederum gibt es Beiträge auf Focus, bei denen man sich einfach nur schämen mag.
Gehalt/Sozialleistungen
Hier kommt der Punkt, der wohl die meisten Leute stört. Das Gehalt ist vergleichsweise niedrig und die Anforderungen sehr hoch. Das steht in keinem Verhältnis zueinander und Erfahrung wird nicht ausreichend entlohnt. Die Gehaltsverhandlungen sind einfach keine, weil das Budget für jede Jobgruppe einfach schon von oben festgelegt wird und dann müssen die Job Leads im mittleren Management das irgendwie fair verteilen. Keine leichte Aufgabe.
Spoiler: Es ist nie fair, weil entweder alle zu wenig bekommen oder andere komplett leer ausgehen. Gehaltserhöhungen, die als "sehr großzügig" ausgelegt werden, liegen in Wahrheit unter dem aktuellen Inflationswert und verpuffen somit komplett, während sich die Führungsebene über exorbitante Boni freuen. Jedes Jahr wieder neue Rekorde.
Was es gibt: Ein variables Gehalt, also jährlichen Bonus. Dieser liegt aber gern unter dem Monatsgehalt, selbst wenn die Firma 140% des Jahresziels schafft. Es gab auch die letzten beiden Jahre einen Corona-Bonus, den aber Burda gesamt vorgegeben hat, nicht Burda Forward selbst. Alles keine verbindlichen Sachen, von denen Mitarbeiter leben können, mit denen sie fest rechnen können.
Fazit: Ungerechte Bezahlung.
Image
Nach außen ist das Image des Unternehmens sehr gut, als Karrieresprungbrett weiterhin zu empfehlen. Wer länger bei einer Firma bleiben möchte, wird hier aber nicht mehr glücklich werden, da die Marken Focus, Chip, Bunte, Fit For Fun durch die Transformation massiv an Qualität verlieren werden in den nächsten Jahren. Weil eben Leute außerhalb ihrer Expertise eingesetzt werden und weil erfahrene Mitarbeiter gehen und den günstigeren Junioren der Hof gemacht wird. Auf lange Sicht ein Schuss ins Bein.
Karriere/Weiterbildung
Wer hier einsteigt, wird gern mal als Trainee oder Volontär verheizt, wo man im Prinzip schon denselben brutalen Workload bekommt wie Festangestellte, die aber besser bezahlt werden.
In der neuen Organisationsstruktur gibt es verschiedene Karrierepfade, die aber so richtig keiner versteht: Expertenlaufbahn, Professionals, Manager und da dann verschiedene Stufen. Gefühlt sind alle Laufbahnen bis auf Manager eine Sackgasse, aus der man nur mit Seitenschritten oder Austritt aus der Firma herauskommt.