Whiteboard Interview
Verbesserungsvorschläge
Der nicht-technische Bewerbungsprozess war im Großen und Ganzen OK, was man vom technischen Teil leider überhaupt nicht sagen kann.
Ich bekam keine Gelegenheit, meine praktischen Erfahrungen auf dem mitgebrachten Laptop zu zeigen. Stattdessen ging man recht schnell zum schlechtesten Werkzeug, um einen SW-Entwickler zu testen: das Whiteboard. Jede/r, der/die Erfahrung mit unserer Branche hat, weiß, dass wir SW-Entwickler vor allem Handwerker sind und dementsprechend passende Werkzeuge benötigen. So durfte ich eine Funktion in C# schreiben, die eine Schleife durchläuft und dabei eine völlig sinnfreie Variable um 1 erhöht. Wie man daraus meine Erfahrungen in Web-Entwicklung, Cloud-Technologien und hoch-performantem Coding feststellen wollte, war mir nicht ersichtlich. Ab diesem Zeitpunkt spielte ich mit dem Gedanken, das Bewerbungsgespräch abzubrechen, jedoch wollte ich keinen unfreundlichen Eindruck hinterlassen. Also ließ ich das Prozedere über mich ergehen und tat so, als ob dieses sinnfreie Whiteboard-Interview irgendeine Bedeutung für mich hätte. Da ich ohnehin nicht arbeitslos war (und es auch heute nicht bin), war ich nicht auf diesen Job angewiesen. Das habe ich im nicht-technischen Teil des Interviews auch so zu verstehen gegeben, denn ich war vor allem auf der Suche nach einem passenden Team.
Das wirklich Anstrengende war für mich die Langeweile, die ich mit freundlicher Miene und einem Lächeln im Gesicht zu überspielen versuchte. Nachdem der Whiteboard-Quark zu Ende war, verabschiedete ich mich und vergaß auch schnell, dass ich mich dort überhaupt beworben habe. Die Antwort kam entgegen der Versprechung, nicht rechtzeitig, sondern erst einige Wochen später. Es war aber, glücklicherweise, eine Absage.
Fazit:
In der IT kann niemand "alles" wissen, jedoch ist es für alle Beteiligten von Vorteil, wen man zuerst herausfindet, was Kandidaten mit Sicherheit "wissen" und auch praktisch, mit einer Maschine als Werkzeug, vorweisen können. Erst dann sollte man Schwachpunkte lokalisieren und entweder nach geeigneteren Kandidaten suchen oder aber demjenigen die Chance geben, der, trotz des einen oder anderen "Erfahrungs-Mangels", am besten für die freie Stelle passt. So etwas nenne ich Kandidaten-Auslese mit Weitblick!
Bewerbungsfragen
- Zur Person: klassische Fragen wie z.B. "wer sind Sie, was machen Sie, was tun Sie gerne" etc.
- Zum Wedergang: auch klassische Fragen
- Sonstige Fragen: "Schreiben Sie eine Funktion auf unserem Whiteboard" :-)