Wer als angestellter Vermittler einer renommierten Gesellschaft arbeiten will, kommt an der Debeka nicht vorbei...
Gut am Arbeitgeber finde ich
sicherer Arbeitsplatz im angestellten Außendienst, flache Hierarchien, kollegiales Verhältnis zu direkten Vorgesetzten, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit statt Aktiengesellschaft, gute KV- und LV-Produkte, gutes Ansehen, dezentraler Innendienst mit persönlichen Ansprechpartnern für den Außendienst
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
überbordende Bürokratie, langwierige Karrierewege, Unterverdienstgefahr, fehlende Bestandspflegeprovision, 10-jährige Stornohaftung in der LV, hohe Selbstkosten für den Außendienst, Führung der Servicebüros, Samstagsschulungen
Verbesserungsvorschläge
Samstagschulungen in die Woche verlegen, Tagungspauschalen und Portokosten übernehmen, Betriebsfeiern ohne Eigenkosten anbieten, Bürokratie abbauen
Arbeitsatmosphäre
Individuell von Orga- und Geschäftsstellenleiter abhängig. Leistung wird anerkannt.
Kommunikation
Auf Tagungen, AD-Besprechungen und Schulungen erfährt man durchaus das wichtigste.
Der Teufel steckt aber im Detail: als Debeka-Neuling läuft man hier durchaus ein paar mal gegen die Wand, bevor man durchschaut, worauf im Einzelnen zu achten ist. Bei der Debeka sind viele Arbeitabläufe sehr speziell: da würde es durchaus Sinn machen, wenn man bei der Einarbeitung vorab sorgfältiger auf die typischen Stolperfallen im Tagesgeschäft vorbereitet werden würde.
Kollegenzusammenhalt
Das ist auch ganz individuell von der jeweiligen Bürogemeinschaft abhängig - sofern man sich überhaupt einer angeschlossen hat.
Die Einbindung von Spezialisten gelingt leider nicht immer komplikationsfrei.
Wer es wagt, wegen Behördenzugehörigkeit mal Bestandskunden von Kollegen anzufordern, erlebt sein blaues Wunder.
Work-Life-Balance
branchenüblich flexible Arbeitszeitgestaltung im Außendienst, obligatorisches Berichtswesen,
Arbeitssamstage (auch wenn es nur paar Schulungen an einigen Samstagvormittagen im Jahr sind) sind nicht sehr familienfreundlich.
Wer überdurchschnittlich verdienen will, wird mit 40 Std./Woche eh nicht auskommen.
Vorgesetztenverhalten
Mit meinen Vorgesetzten habe ich wohl echt Glück gehabt. Wer Leistung bringt, dem lässt man (im Rahmen des Möglichen) Freiheiten. Entscheidungskompetenz der Vorgesetzten ist aber sehr eingeschränkt: auch die müssen sich selbst für alles rechtfertigen, das Meiste ist eh vorgegeben, daran gibt es nur wenig zu rütteln.
Führungskräfte und Trainer müssen selbst noch in den Außendienst und haben Umsatzziele: das sorgt für zwar für die nötige Bodenhaftung, birgt aber auch die Gefahr eines Spagats zwischen Eigengeschäft und Mitarbeiterunterstützung.
Schon die nächsthöhere Führungsebene hat kein Gespür mehr für die vertriebliche Realität, so wird man z. B. kurzfristig zu "Motivationsveranstaltungen" eingeladen, die einem die mühselig geplante Außendienstwoche gleich wieder zuschießen...
Interessante Aufgaben
Kundenbestände sind tendenziell zu klein, überaltert und oft lange unbetreut (= geringe Kundenbindung).
Ohne eigene Netzwerke, nachhaltige Behördenarbeit oder Spezialisierungen dürfte es schwierig sein, auf Dauer erfolgreich zu sein/zu bleiben.
Starke Ausrichtung am ÖD, viele Beamte im Bestand (vor allem Lehrer) - das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Hat man diese Kunden aber erst einmal für sich gewonnen, sind sie ein recht beständiges und verlässliches Klientel mit viel Potential - was auch bitter nötig ist angesichts von 10 Jahren Stornohaftung in der LV...
Gleichberechtigung
Egal ob Mann oder Frau - gemessen wird man nur an der Vertriebsleistung.
Teilzeittätigkeit von Müttern dürfte sich jedoch immer und überall nur schlecht vereinbaren lassen mit den Flexibilitätsanforderungen des Außendienstes.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier wie für die gesamte Branchen gilt: nur wer bereit ist, sich eigenverantwortlich und laufend fortzubilden, wird - auch in fortgeschrittenem Alter - keine Schwierigkeiten bekommen, den wachsenden Anforderungen des Vermittlerberufes gerecht zu werden.
Viele finanzielle Vorteile bauen sich sogar erst im Zuge einer langjährigen Tätigkeit für die Debeka auf.
Mitarbeiter kurz vorm Ruhestand lässt man weitestgehend gewähren, auch wenn sie die Umsatzanforderungen nicht mehr voll erfüllen können/wollen.
Arbeitsbedingungen
Die Servicebüros laufen in eigener Verwaltung und auf eigene Kosten (!) der angestellten Mitarbeiter. In vielen Fällen dürfte das damit verbundene Geld- und Zeitinvestment nicht wirtschaftlich sein. Viele Büros sind dementsprechend leider nicht wirklich vorzeigbar. Erfreulicherweise ist eine Bürobeteiligung aber nicht obligatorisch, sondern optional. Meine Empfehlung daher: erstmal mitmachen und ausprobieren, ob einen das wirklich vertrieblich weiterbringt.
AD-Technik ist passabel, insbesondere beim papierlosen Antrag. Programme sind leider nicht selbst erklärend, manchmal umständlich, das Kundenverwaltungsprogramm stammt noch aus den 80er Jahren...
Die Administration des Unternehmens ist leider sehr bürokratisch, halt ein echter Beamtenladen. Das bremst vertriebliches Engagement leider manchmal sehr aus und kostet viel zeitliche Ressourcen und personelle Kapazitäten, die anderweitig effektiver investiert werden könnten.
Gehalt/Sozialleistungen
Es wird das Tarifgehalt für den Außendienst gezahlt (weit unter Innendienst), welches jedoch noch in großen Teilen durch Provisionen ins Verdienen gebracht werden muss, bevor es überhaupt etwas on top gibt. Dadurch mögliche Unterverdienste wirken oft dauerhaft demotivierend. 10-jährige Stornohaftung und fehlende Bestandspflegeprovisionen tun ihr übriges noch dazu.
Immerhin gibt es Weihnachts-/Urlaubsgeld, VWL, Verdienstausfallentschädigung während Urlaub/Krankheit sowie einen Zuschuss zur Betriebsrente - jedoch frühestens erst nach einem Jahr. Wettbewerbsprämien und Zusatzvergütungen sind zwar nett, machen aber keine wirklich erheblichen Summen aus. Ohne eine gehörige Portion Fleiß und bestandsfeste Abschlüsse in den Kernsparten dürfte es im einfachen Außendienst schwierig werden, ein höheres Gehalt zu erzielen, das in Vertrieben anderer Branchen bei gleichem Arbeitsaufwand durchaus üblich ist.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Kosten, die man als Außendienstler selber tragen muss: Dienstwagen, Tankkarte und Diensthandy gibt es hier nicht. Selbst für Büro und Porto muss man selbst aufkommen. Lediglich die Beratungstechnik und das Druckerpapier wird gestellt.
Sogar die Tagungspauschale bei dienstverpflichtenden Tagungen muss man selbst entrichten. Betriebsfeiern ohne Eigenanteil gibt es nicht. In Sachen finanzieller Wertschätzung und Anerkennung der Mitarbeiter könnte also noch viel getan werden.
Image
Machen wir uns nichts vor: die Debeka beschäftigt Ihre Außendienstmitarbeiter nicht wie andere Versicherer als Scheinselbstständige, sondern noch zu 100 % als Angestellte - und zwar des Versicherungsvereins selbst und nicht irgendeiner Aktiengesellschaft oder (noch schlimmer) deren ausgelagerte Vertriebsgesellschaft.
Das ist in dieser Form einmalig am Markt.
Sie ist führend in der privaten Krankenversicherung und verfügt auch in der Lebensversicherung noch über gute Produkte (was ebenfalls immer weniger Anbieter leisten können).
An sich hat man hier also einen sicheren Arbeitsplatz mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten bei Arbeitszeit und Verdienst.
Wie lang das gutgeht, hängt jedoch weitestgehend davon ab, ob die Politik weiterhin darauf verzichtet, die Bürgerversicherung einzuführen: an der privaten Krankenversicherung in Deutschland hängen zigtausende Arbeitsplätze.
Die Debeka wirbt mit dem Slogan "anders als andere".
Als Mitarbeiter sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dies in jeder Hinsicht gilt: im positiven wie bei manchen Punkten leider auch im negativen Sinne.
Karriere/Weiterbildung
Mitgebrachte Branchenerfahrungen und Qualifikationen sowie beim Mitbewerber bereits zurückgelegte Karrierewege spielen hier keine Rolle: im Außendienst der Debeka fängt jeder als Bezirksbeauftragter wieder ganz von vorne an. Karrierewege dauern z. T. sehr lange. Kaum realistische Chancen für Quereinsteiger.
Leider funktioniert es mit den Weiterbildungspunkten für Schulungen noch nicht so reibungslos.
Gut: die Debeka bildet - entgegen dem Branchentrend- immer noch massiv zum Versicherungskaufmann aus, übernimmt auch viele Azubis und "züchtet" sich ihren eigenen Nachwuchs somit recht erfolgreich selbst heran.