Arbeitsatmosphäre
Das permanente Gefühl unter geheimer Überwachung und Kontrolle zu stehen, die fehlende Kommunikation und Transparenz, diverser Vorfälle sowie die stille Post der Mitarbeiter erzeugen ein dominierend schlechtes Gefühl.
Vorgesetztenverhalten
Konflikte und Probleme werden durch Schweigen "gelöst". Was heute entschieden wird kann morgen schon längst wieder Geschichte sein. Die Beweggründe sind oft nicht nachvollziehbar und Prioritätensetzung ebenso. Es fehlt oft an Verständnis für die fachlichen Sachverhalte, den darauf aufbauenden Entscheidungen und Konsequenzen. Jegliche Form der Beratung versiegt. Das Wort eines Mitarbeiters scheint nichts bewirken zu können, wohingegen das von externen Gold wert ist, auch wenn sie nur das gleiche sagen. Daraus lässt sich ein Teil des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer schlussfolgern.
Kollegenzusammenhalt
Von den Kollegen bekommt man aufgrund der räumlichen und organisatorischen Trennung kaum etwas mit. Die IT Abteilung ist von einem halben Dutzend zu fast gar nichts geschrumpft. Teamarbeit ist nicht möglich, was aber nicht an den anderen Kollegen liegt.
Kommunikation
Ein Mal im Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier, dort werden ein paar vage Zahlen vorgelesen. Die kaum existente Kommunikation verursacht einen Blindflug. Es besteht keine Transparenz bei Zielen, Vorgängen oder Ergebnissen. Das Unternehmen fühlt sich an, wie mit einem unbeleuchteten Bus durch die Finsternis ins Ungewisse zu rasen.
Karriere / Weiterbildung
Aufgrund der geringen Größe, den "flachen Hierarchien" hat man schon den Gipfel in dieser Abteilung erreicht, wenn man eingestellt wird. Karriere macht man hier, in dem man geht, wie alle bekannten Kollegen in der IT innerhalb von drei Jahren. Weiterbildungen sind erlaubt, so lange sie nichts kosten und nicht als Arbeitszeit gelten. Ausgenommen sind Fälle, die aus Notwendigkeit seitens des Unternehmens bestehen. Sich selbst weiterbringen kann man nicht, es wird einem kein Spielraum gelassen.
Gehalt / Sozialleistungen
Die Bezahlung ist ohne Übertreibung unterirdisch und aufgrund der Stunden-basierten Abrechnung auch immer erst im Folgemonat. Wenn man bei Gehaltszahlungen dem unteren Ende der Konkurrenz um 30% Prozent unterlegen ist, sollte man sich nicht wundern, dass niemand wirklich lange da bleibt. Als Berufseinsteiger verdient man hier nicht viel mehr als mit Mindestlohn. Von finanziellen Extras wie vermögenswirksame Leistungen oder ähnlichem brauch man hier erst gar nicht träumen.
Arbeitsbedingungen
Die neuen Räumlichkeiten waren glücklicherweise nicht mehr so beschämend wie die vorherigen.
Umwelt- / Sozialbewusstsein
Umwelt- und Sozialbewusstsein wird vollständig ignoriert. Kosten drücken ist wichtiger, auch als soziale Verantwortung.
Work-Life-Balance
Mitarbeiter wurden dazu gedrängt Zusatzvereinbarungen zu unterschreiben, dass sie eine lange Periode im Sommer keinen Urlaub nehmen dürfen und abgesehen davon übertrieben viele Überstunden ansammeln sollen, damit sie bei Bedarf durch betriebliche Anordnung in Kurzarbeit geschickt werden können (was bei Bezahlung nach Stunden und dem niedrigen Lohnniveau für manche ein ernsthaftes Problem darstellt). Auch sonst werden Überstunden als natürlich betrachtet. In dem ganzen spiegelt sich auch die Oberflächlichkeit der vom Landkreis bescheinigten "Familienfreundlichkeit". Eine gute Work-Life Balance war dem inneren Kern des Familienbetriebs vorbehalten.
Image
Die positiven Bewertungen sind mit Vorsicht zu genießen, da mindestens einem Mitarbeiter angeblich Geld für eine positive Bewertung angeboten wurde. Bis auf den Kern des Familienbetriebs scheint niemand sich mit seinem Arbeitgeber identifizieren zu können oder wollen. In der Umgebung genießt der Betrieb einen schlechten Ruf und wichtige Gesichter sind für diverse Gerüchte bekannt. Schnell wurde es auch nur unangenehm seinen Arbeitgeber zu nennen, wenn man nach ihm gefragt wurde. Mit Häme ist die Überzeugung und Hoffnung weit verbreitet, dass das Unternehmen bald scheitert. Der mäßige Eindruck des Unternehmens ist besser als die Wirklichkeit, die neuen Räumlichkeiten sind ebenfalls "nur Fassade".
Verbesserungsvorschläge
- Das mittelständische Unternehmen ist stark gewachsen, die Kompetenzen der Führung aber scheinbar nicht über einen Kleinbetrieb hinaus, sodass diese den wesentlichen Flaschenhals für die Weiterentwicklung des Unternehmens darstellt. Es fehlt an Delegation und Vertrauen an die Mitarbeiter. Dem Anschein nach um die Kontrolle zu wahren.
- Die Kommunikation ist eines der größten Probleme, die meisten Informationen werden wie stille Post von Mitarbeiter zu Mitarbeiter vermittelt. Über das Unternehmen selbst (Projekte, Erfolge und Ziele) wird seitens der Führung kaum geredet, außer man arbeitet mit an einer konkreten Umsetzung. Beispiel: Die Belegschaft wird erst zwei Wochen vor einem Umzug an einen neuen Standort informiert, welcher bereits beschlossen ist, ohne vorher potentielle Probleme bei den einzelnen Abteilungen zu ermitteln.
Pro
Durch die (leider nur teilweise) professionelle Hilfe von außen wird dem Unternehmen der richtige Weg aufgezeigt. Gegenüber eigenen Mitarbeitern scheint ja eine Beratungsresistenz zu bestehen.
Contra
Das Gefühl mit Kollegen aus anderen Abteilungen überhaupt an einem Strang zu ziehen fehlt spürbar. Entscheidende Stellen vermitteln einen noch schlimmeren Eindruck, jeder hat seine eigenen Ziele, die nicht mit anderen abgesprochen zu sein scheinen.