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DR. 
JOHANNES 
HEIDENHAIN 
GmbH
Bewertung

Willkommen in einer Arbeits-Gruft des 19. Jahrhunderts

2,2
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr im Bereich Forschung / Entwicklung bei Dr. Johannes Heidenhain GmbH gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Es gibt gerade in letzter Zeit einige zaghaften Versuche, die veralteten Strukturen aufzubrechen. Doch auch bei diesen hat man immer noch das Gefühl, eher vom 19. ins 20. Jahrhundert als ins 21. Jahrhundert zu kommen.
Selbst in der Krisenzeit ist die Arbeitsplatz-Sicherheit als gut zu bezeichnen. Solange man sich ruhig verhält und mit den vorliegenden Bedingungen konform geht, kommt man problemlos bis zur Rente.
Die materielle Ausstattung der Arbeitsplätze ist wie bereits angeführt hervorragend.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Der Knackpunkt sind die rückständigen Vorgaben, wann, wo und wie die Arbeit zu erledigen ist sowie das Verhalten der Vorgesetzten-Ebenen. Dies führt inzwischen zu einer stark zunehmenden Demotivation der Mitarbeiter, mit allen daran hängenden Folgen.

Verbesserungsvorschläge

Dieses Unternehmen setzt immer noch auf den Geist, eine gewisse Arroganz und die Methoden längst ausgeschiedener Geschäftsführer. Die Strukturen sind im heutigen Umfeld als veraltet zu bezeichnen. Dies führt dazu, dass insbesondere junge Arbeitskräfte sich lieber "modernere" Arbeitgeber suchen und so das Problem weiter verschärft wird. Das Unternehmen hat gute Arbeitskräfte und auch die nötigen Mittel zu einer Transformation ins 21. Jahrhundert, die Führungsetage müsste sich hierzu jedoch trauen und insbesondere auch das Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben, diese Aufgabe anzugehen. Die Vorgesetztenebenen sollten ausgetauscht werden und mit fähigen und motivierenden Leuten besetzt werden; hier wurde in der Personalentwicklung einiges in den letzten Jahren versäumt.

Arbeitsatmosphäre

Lässt sich als nahezu nur noch schlecht bezeichnen. Selbst langjährige, überaus tolerante Mitarbeiter sind nur noch demotiviert. Ohne das Hirn am Drehkreuz abzuschalten lässt sich die Arbeitszeit kaum mehr überstehen. Es weht der muffige Geruch längst vergangener Arbeitskonzepte durch das Unternehmen, zementiert durch restriktive Betriebsvereinbarungen und ein Operieren nahe an der Legalitätsgrenze.

Kommunikation

Wer Informationen will, ist auf einen funktionierenden Flurfunk angewiesen. Sowohl in die Kommunikationsrichtung nach oben als auch nach unten filtern und modifizieren die Vorgesetzten-Ebenen Informationen gefühlt stets so, dass sie zu ihrem eigenen Vorteil gereichen. Betriebsversammlungen finden seit einem Jahr nicht mehr statt und auch sonst hält sich die Arbeitnehmervertretung sehr bedeckt über ihre Tätigkeiten. Die GF hat sich zumindest bemüht, die auf Grund Corona getroffenen Maßnahmen in Rundschreiben zu erklären, dabei jedoch zumeist versäumt, zum Beispiel noch auf die Lage des Unternehmens einzugehen. Finanzkennzahlen sind bis auf Umsatz, AE und Personal dem Mitarbeiter und unteren Vorgesetzten nicht zugänglich.

Kollegenzusammenhalt

Kann als durchaus gut bezeichnet werden. Die Quote derjenigen Kollegen, mit denen man nicht auskommt, ist sehr gering.

Work-Life-Balance

Ist mit diesem Unternehmen nicht vereinbar. Generation Y oder Z sind zum Schimpfwort mutiert. Anwesenheit auf dem Firmengelände ist Pflicht.
- Im Regelfall legt das Unternehmen etwa fünfzehn Urlaubstage als Betriebsurlaub fest, derzeit noch etwas mehr
- Alles über dreißig Überstunden wird am Monatsende ohne Vergütung gekappt
- Starre Kernzeiten, die vormittagliche Termine ein Ding der Unmöglichkeit machen
- Gleittage sind auf einen Tag im Monat beschränkt, solange man nicht auf Knien angerutscht kommt und familiäre Gründe angeben kann
- Teilzeit in der Entwicklung ist so gut wie nicht zu bekommen
- Die gewünschte Rückkehr von einem 40h Vertrag zum 35h Vertrag kann zur Kündigung führen
- Selbst während Corona wird Home-Office pauschal abgelehnt, auch für Risiko-Gruppen

Vorgesetztenverhalten

Der Sinn der Vorgesetzten in diesem Unternehmen erschließt sich einem nicht. Nach oben können sie nichts bewirken und nach unten können / lässt man sie nicht führen. Rückgrat ist in dieser Ebene nicht vorhanden, Fehler werden auf die Mitarbeiter abgewälzt. Die Auswahl der Vorgesetzten erfolgt nach nicht näher zu bestimmenden Regeln, soziale Kompetenz scheint jedenfalls keine Rolle zu spielen.

Interessante Aufgaben

Als Einsteiger sind etwa die ersten drei Jahre interessant. Danach flacht die Lernkurve jedoch rapide ab. Jobwechsel innerhalb des Unternehmens sind ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist keine Seltenheit, zehn Jahre oder noch mehr an denselben Projekten oder deren Nachfolgern zu arbeiten.

Gleichberechtigung

Wird in diesem Unternehmen seltsam interpretiert. Alle Mitarbeiter sind gleich zu behandeln, egal ob Fertigung oder Entwicklung. Dies führt zu Diskussionen, dass man zum Beispiel Home-Office für die Entwicklung nicht anbieten will, da dies für Fertigungsmitarbeiter nicht möglich ist. Die soziale Neiddebatte ist insbesondere in den Köpfen der Arbeitnehmervertretung verankert. Entwickler oder gar AT-Mitarbeiter werden dort als lästig und nervend betrachtet, IG-Metall-Mitglieder hingegen können Pluspunkte sammeln.

Umgang mit älteren Kollegen

Das Alter der Kollegen spielt keine Rolle.

Arbeitsbedingungen

Die materielle Ausstattung der Arbeitsplätze ist als sehr gut zu bezeichnen. Benötigte Hardware wird im Regelfall schnell und unkompliziert zur Verfügung gestellt. Die Ausstattung ist auf einem hohen technischen Standard. Es stehen Abteilungsküchen, eine Kantine und Parkhäuser / Radlerduschen zur Verfügung. Die nicht-materiellen Bedingungen trüben leider den Eindruck allerdings sehr stark, siehe hierzu auch die anderen Punkte.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Zum Umweltbewusstsein lässt sich wenig sagen, jedoch gibt es einige ältere Gebäude, bei denen lieber zum Fenster hinaus geheizt wird. Ansonsten hat man hier jedoch schon den Eindruck, dass auf die Umwelt geachtet wird.
Sozial ist die Firma gefühlt schon seit längerem nicht mehr. Es gibt trotz dick angespartem Sparbuch massive Kurzarbeit. Bei Fragen zu Kinderbetreuung wird lieber auf die gesetzlichen Möglichkeiten verwiesen, es einem aber gleichzeitig so schwer wie nur möglich gemacht, diese auch tatsächlich nutzen zu können. Das Unternehmen nimmt sich, wo es kann, und versucht dort, wo es geben sollte, alle Schlupflöcher auszunutzen. Dies ist zwar aus unternehmerischer Sicht zum Erhalt des Unternehmens positiv, aber nicht sozial.

Gehalt/Sozialleistungen

Das Gehalt ist in den ersten Jahren als gut zu bezeichnen und richtet sich nach dem IG-Metall-Tarif. Die Stufe 12 wird jedoch kaum vergeben. Aufstieg erfolgt nach Zugehörigkeitsjahren und weniger nach Leistung meist nach fünf Jahren. Der obere Anschlag wird durch die ursprüngliche Ausbildung bedingt; ein Techniker kann so nie über eine bestimmte Stufe kommen. Es gibt knappe 15 Monatsgehälter. Im AT Bereich schaut es deutlich schlechter aus. Die dort gezahlten Gehälter liegen nur marginal über der höchsten tariflichen Stufe, viel mehr als 5% Abstand im Jahresbrutto gibt es hier nicht.

Image

Das Image bei Kunden ist nach Hörensagen gut, insbesondere die hohe Liefertreue und Qualität der Produkte wird gelobt. Bei den Mitarbeitern hat das Image in den letzten Jahren jedoch stark gelitten, in der Entwicklung noch deutlich mehr als in der Fertigung.

Karriere/Weiterbildung

Es gibt keine Aussicht in diesem Unternehmen Karriere zu machen, Anfragen diesbezüglich werden abgeblockt. Geschuldet sind die mangelnden Karrierechancen auch den begrüßenswerten flachen Hierarchien, die wenige überhaupt zu besetzende Vorgesetzenstellen mit sich bringen. Stellen werden so nur nach Ausscheiden eines Vorgesetzten frei. Eine technische Karriereleiter zur Umgehung dieses Problems gibt es nicht.
Solange die Weiterbildung nicht-technischer Natur ist, gibt es normal keine Probleme mit der Genehmigung (z.B. Erste-Hilfe-Kurse). Technische Weiterbildungen sind schon schwerer zu bekommen, insbesondere wenn sie noch dazu extern sind. Sollte die Weiterbildung jedoch aus dem Führungsbereich kommen, so wird sie pauschal abgelehnt. Die gezielte Weiterbildung der Mitarbeiter wird nicht verfolgt.

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