Mit Höhen und Tiefen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Unbefristeter Vertrag selbst für Studienabgänger; Vertrauensarbeitszeit; anständige Kernarbeitszeit;
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
40-Stundenvertrag; fehlende Karriereoptionen für Entwickler; fehlende Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten
Verbesserungsvorschläge
Mehr interessante Themen an Land ziehen; Sich mehr um die "Bestandskunden" kümmern und den Mitarbeitern Perspektiven aufzeigen; Emanzipation von der VW AG, d.h. weniger Dienstleistungen und mehr eigene Projekte starten und vermarkten
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre hängt natürlich unmittelbar mit der jeweiligen Beauftragung und dem jeweiligen Product Owner zusammen. Ich hatte Glück, aber manche Kollegen machten da durchaus negative Erfahrungen.
Kommunikation
Natürlich gab es die Standardmeetings und -bekanntmachungen. Aber wenn solche Veranstaltungen nur alle paar Monate stattfinden oder die "Neuigkeiten" bei Bekanntmachung bereits mehrere Monate alt sind, ist man leider nicht immer topaktuell informiert.
Kollegenzusammenhalt
Das Entwicklungsteam war tatsächlich ein Herz und eine Seele, es ergaben sich sogar Freundschaften, die auch nach meinem Arbeitgeberwechsel bestehen blieben.
Work-Life-Balance
Naja. Gerade in Hinblick auf den vielzitierten Fachkräftemangel erscheint eine 40-Stundenwoche nicht mehr zeitgemäß. Da lockt man niemand mehr hinter dem Ofen hervor.
Darüber hinaus besteht auch die Erwartung, dass die Arbeit zu dem zuvor definierten Stichtag getan ist. Das bedeutet, dass bei einer anfänglichen Unterschätzung des Arbeitsaufwands Überstunden obligatorisch sind, oder um es mal konkret zu sagen: 45-Stundenwochen kommen schon mal vor.
Vorgesetztenverhalten
Eine schwierige Frage, deren Beantwortung auch immer vom Vorgesetzten abhängt. Zuerst sollte erwähnt sein, dass Beförderungen zu einer Leiterposition nach Gutdünken verteilt werden, was natürlich zu einer massiven Streuung bei der Qualität führt. Mein Leiter war glücklicherweise ganz in Ordnung, da hatte es andere Kollegen schlimmer erwischt. Grundsätzlich fiel aber auf, dass die Vorgesetzten sich eher verstecken und die fachliche Drecksarbeit an einen "Projektkoordinator" delegieren.
Ich will damit gar nicht sagen, dass die Leiter nicht arbeiten, der Normalsterbliche wird wohl einfach nicht (bzw. nicht annähernd rechtzeitig) in die supergeheimen Vorgänge eingeweiht (siehe Kommunikation).
Gerade wenn sich aber ein Unternehmen das Wort "Transparenz" groß auf die Fahnen schreibt, finde ich dieses Vorgehen zumindest fragwürdig.
Interessante Aufgaben
Das Unternehmen bearbeitet Themen, die aus der VW AG angefragt werden. Da kann was spannendes dabei sein oder halt auch was ziemlich langweiliges.
Was aber grundsätzlich auffiel, dass sehr viele Aufgaben mit veralteten Tools und Programmierstandards gelöst werden mussten. Da kann natürlich die EFS nichts dafür, bringt mir als Arbeitnehmer aber leider auch nichts. ;)
Gleichberechtigung
Ich konnte in meiner ganzen Zeit keinerlei Benachteiligung von egal welcher Minderheit beobachten.
(Mir wurde nur einmal zugetragen, dass in einer Nachbarabteilung die weiblichen Mitarbeiter sehr intensiv bezüglich der jeweiligen Familienplanung befragt wurden. Da ich nicht dabei war, lasse ich dies jedoch nicht in meine Bewertung einfließen.)
Umgang mit älteren Kollegen
Kann man nicht beantworten, da ich schlicht mit keinem älteren Kollegen näher zusammengearbeitet habe. Das Unternehmen und die Mannschaft sind grundsätzlich eher jung.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen waren eigentlich ganz gut, ich würde mal sagen Branchendurchschnitt. Etwas gewurmt hat mich, dass das Arbeiten im Home Office aus vorgeschobenen Gründen lange Zeit blockiert wurde. Erst als Corona und der erste Lockdown kam, waren die "Probleme" plötzlich mehr oder weniger über Nacht verschwunden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gab jedes Jahr eine Spendenaktion für eine lokale Initiative. Beim Umweltbewusstsein fällt mir höchstens ein Projekt mit einer Bienensauna (nach dem Konzept, dass Hitze die Varroamilben abtötet) ein.
Gehalt/Sozialleistungen
Wenn wir den oben bereits zitierten Fachkräftemangel betrachten, erreichen das Gehalt und die Sozialleistungen für die Entwickler wahrscheinlich nicht mal den örtlichen Branchendurchschnitt. Wie es bei den anderen Jobs im Unternehmen aussah, kann ich mangels Einsicht nicht sagen.
Image
Der Umstand, dass Audi zu meiner Zeit zu 49% an der EFS beteiligt war (mittlerweile sind diese Anteile an den Mutterkonzern VW AG übergegangen), hat der EFS meiner Meinung schon zu einem insgesamt guten Image verholfen.
Darüber hinaus gab es immer wieder wichtige Projekte, die die Audi an die EFS abgegeben hat und zur Zufriedenheit des Mutterkonzerns erfüllt werden konnten.
Karriere/Weiterbildung
Insgesamt war das Weiterbildungsangebot trotz aller Lippenbekenntnisse eher mau. Alles was über eine interne Schulung hinausgeht (und folglich wohl zu viel Geld gekostet hätte), war sehr rar.
Die EFS wollte sich zu meiner Zeit zu einem Pfeiler in der technologischen Entwicklung im Gesamtkonzern VW mausern - wie das in den anvisierten Feldern Machine Learning, Blockchain (und weitere Buzzwords) ohne enstprechende Weiterbildung der Mannschaft funktionieren soll, ist mir bis heute ein absolutes Rätsel geblieben.
Der einzige Karriereweg war tatsächlich die willkürliche Berufung auf eine Leiterposition. Ich schreibe deshalb "war", weil sich mittlerweile sehr viel mehr Leiter in der EFS tummeln, als es eigentlich dazu passende Stellen gibt.
Die Anregung, sich bei der Ausgestaltung der Karrieremöglichkeiten einfach an den Prinzipien der führenden Softwareunternehmen zu orientieren - denn zu sowas will sich die EFS ja entwickeln - wurde dankend angenommen und ebenso dankend ignoriert.
Die Folge war so logisch und einfach, dass es fast schmerzt: In den letzten zwei Jahren sind viele der fähigsten Kollegen aufgrund der Perspektivlosigkeit mehr oder weniger "geflohen".