Eine Farce, sich berufliche Heimat zu nennen
Arbeitsatmosphäre
Es war durchgehend angespannt, man darf sich nicht erwischen lassen, wenn man mal rumsteht, geschweige denn ein paar Worte mit seinem Kollegen wechselt. Wird man dabei erwischt ist es egal, ob es gerade um die Arbeit ging, das wird nicht geglaubt. Leistungsdruck und Angst vor dem Vorgesetzten waren an der Tagesordnung .
Kommunikation
Firmeninterne Angelegenheiten wurden über das Intranet kommuniziert. In der Logistik standen hierfür vereinzelt Terminals bereit. Sollte man vom Vorgesetzten allerdings erwischt werden, wie man sich für Firmenangelegenheiten interessiert statt zu arbeiten, gab es direkt einen Einlauf. Informationen wurden also kommuniziert, aber wehe man interessierte sich dafür.
Kollegenzusammenhalt
War alles ziemlich angespannt. Wer Möglichkeiten hatte, sich beim Vorgesetzten gutzustellen, der hat diese genutzt, auch wenn er seinen Kollegen dafür anschwärzen musste, Moral war ein Fremdwort. Man musste wissen, an wen man sich hält und am besten bleibt man in seiner Bubble.
Work-Life-Balance
Nach Feierabend war ich so gut wie immer zu müde für Sport und hab mich nur auf das Sofa gelegt oder gleich geschlafen. Work-Life-Balance war überhaupt nicht gegeben.
Vorgesetztenverhalten
Die Kennzahlen waren alles was wichtig war. Wer mit seiner Aufgabe unzufrieden war, wer durch die Arbeit Rückenschmerzen hatte, wer irgendein Problem in irgendeiner Hinsicht hatte, das war meinem alten Vorgesetzten egal. Hauptsache die Kennzahlen passen.
Interessante Aufgaben
Sowas gibt es, aber man kommt da nur hin durch schleimen oder Kontakte. Wer also Rückgrat hat und mit keinem, der ein hohes Tier in einer Abteilung ist Fußball spielt, der wird schlechte Karten haben
Gleichberechtigung
Als junger Mann fällt es mir schwer, hierüber neutral zu urteilen. Ich habe eine ehemalige Kollegin gefragt, die auch nicht mehr dort arbeitet. Sie sagte mir nur, ich solle die schlechteste Bewertung geben.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch hier fällt es mir schwer, neutral zu urteilen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass für Kollegen über 60 auch noch die gleichen Kennzahlen galten, wie es für junge Leute war. Dass das körperlich nicht möglich ist, ist wohl jedem klar, dem es nicht nur darum geht Geld zu machen.
Arbeitsbedingungen
Viele Bereiche sind sehr modern, andere hingegen überhaupt nicht. Die, die zu viel Geld kosten um sie zu modernisieren sind es nicht. Das muss der Mitarbeiter unter Einsatz seiner Rückengesundheit ausgleichen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auch hier gilt: Was Geld kostet wird nicht gemacht. Aber ein klein wenig wird doch gemacht.
Gehalt/Sozialleistungen
Leider darf man hier keine Zahlen nennen, aber die Firma sollte sich schämen, den Leuten so wenig zu zahlen. Das reicht grade mal so zum überleben, wenn man niedrige Lebenshaltungskosten hat und sich keinen Spaß gönnt. Widerlich, diese Gehaltspolitik!
Image
Nach außen hin ruht man sich auf dem Titel "größter Arbeitgeber im Raum Wertingen" aus. Aber zumindest in der Logistik gab es keinen einzigen, der gut über die Firma geredet hat. Greenwashing vom Feinsten, indem man den örtlichen Fußballverein sponsert. Zumindest bröckelt langsam die Fassade und die Menschen bekommen mit, wie es im Inneren wirklich aussieht.
Karriere/Weiterbildung
Hab ich nichts mitbekommen. Man holt lieber Externe für hohe Positionen.