Gutes Gesamtpaket, aber mit Abstrichen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Arbeitsplatzsicherheit; Familienfreundlichkeit; Vielfalt möglicher Tätigkeiten und Themengebiete; Standort; Fairness im gegenseitigen Umgang.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Vergleichsweise unterdurchschnittliche Bezahlung; Aufstiegsmöglichkeiten; Räumlichkeiten
Verbesserungsvorschläge
1. Jobticket bezuschussen
2. Stellen entsprechend der Verantwortung angemessen eingruppieren
3. Büros und Räumlichkeiten ansprechender gestalten und ausstatten
4. Personalentwicklung einführen
Arbeitsatmosphäre
Sehr kollegialer Umgang, Humor, Fairness, Verständnis und Wertschätzung der Führungskräfte.
Kommunikation
Es findet zwar eine regelmäßiger Austausch von Themen auch aus anderen Sachgebieten statt. Mangels eines vollumfänglichen Geschäftsverteilungsplans gelangen Informationen nicht immer dort hin, wo sie hin sollten. Durch nicht vollständig digitale Kommunikation (E-Mails werden z.T. noch ausgedruckt und per Hauspost umhergetragen) dauert der Informationsfluss mitunter zu lange.
Informationen fließen zumeist Bottom-Up - Feedback der Behördenleitung aus vorbereiteten Terminen ist leider selten.
Kollegenzusammenhalt
Sehr gut. Leider werden Aufgaben ab und zu noch mit der Begründung "unzuständig" abgewehrt.
Work-Life-Balance
Sehr gut. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und minutengenaue Zeiterfassung machen es möglich. Es gibt zwar oftmals eine sehr hohe Arbeitsbelastung und Termindruck, der Überstunden nötig macht, da jedoch alle Überstunden erfasst und abgebaut werden können, arbeitet im Ergebnis niemand mehr als 40 Stunden die Woche.
Vorgesetztenverhalten
Bislang keine negativen Erfahrungen. Offen und kooperativ.
Interessante Aufgaben
Von den vorhandenen Anteilen an "Selbstverwaltung" und gewünschten Stellungnahmen auch zu weniger wichtigen und unbedeutenden Themen mal abgesehen, gibt es eine enorme Bandbreite an spannenden Themen zu bearbeiten.
Gleichberechtigung
Auch wenn der Anteil von Frauen in den TOP-Führungsebenen noch zu gering ist, habe ich den Eindruck, dass das Geschlecht bei Auswahlverfahren absolut keine Rolle spielt. Und wenn, dann aktuell eher zugunsten von Frauen.
Umgang mit älteren Kollegen
Wertschätzung ist definitiv vorhanden - die Mobilität unter den älteren Kollegen scheint aber gefühlt eher gering zu sein. Neu- und Nachbesetzungen zumeist mit jüngerer Generation. Es gehen aber auch kaum Bewerbungen von Älteren auf freie Stellen ein, sodass es auch an der Bequemlichkeit der Kollegen selbst liegen kann.
Chancen wären jedenfalls da, weil in Auswahlverfahren vorhandene Erfahrung gefühlt immer etwas mehr zählt als Potenzial.
Arbeitsbedingungen
Das Gebäude ist sehr heruntergekommen. Die Räumlichkeiten vermitteln den Mitarbeitern keinerlei Gefühl von "Wertschätzung" durch tolle Arbeitsumgebung.
Immerhin relativ gute IT Hardware und bei Bedarf höhenverstellbare Schreibtische. Softwarelösungen lassen aber sehr zu wünschen übrig (Skype f. B., statt TEAMS, webex o.ä.). Sehr sperrige digitale Aktenverwaltungssoftware. Keine geeigneten Kooperationstools (Slack, o.ä.).
Zu Pandemiezeiten musste im Homeoffice mit Privatnummern telefoniert werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Grds. vorhanden. Allerdings dürfte allein die Energiebilanz des Gebäudes sämtliche Bemühungen überschatten.
Gehalt/Sozialleistungen
Mehr Arbeitsplatzsicherheit, pünktliche Gehaltszahlung und Altersvorsorge findet man woanders vermutlich nicht.
Das Gehalt ist gemessen an dem Druck, der Arbeitsbelastung und Verantwortung allerdings sehr viel geringer als in der Privatwirtschaft. Auch der öffentliche Dienst von Bund und anderen Ländern steht sehr viel besser da. Auf gleicher Besoldungsstufe sieht HH zwar relativ gut aus - allerdings werden die Stellen bei gleicher oder sogar mehr Verantwortung 1-4 Gehaltsstufen schlechter eingruppiert als in anderen Ländern (Bewertungstabelle stammt aus den 60er Jahren...). Argument: Wir sind ja als Stadtstaat eigentlich Kommune. Auf ministerieller Ebene soll aber im bundespolitischen Konzert mit weniger Personal (also größerer Themenverantwortung pro MA) um die erste Geige mitgespielt werden...
Jobticket vom HVV wird leider nicht subventioniert (obwohl die Unternehmen dazu aufgerufen werden - gutes Vorbild, naja...). Vermögenswirksame Leistungen liegen am ganz unteren Ende. Diensthandys nur auf höheren Führungs-Ebenen, privat nutzbare Dienstwagen nur für Spitzenpolitiker.
Image
Leider hat der öffentliche Dienst zu Unrecht immer noch ein schlechtes Image. Die teilweise vorhandene Trägheit gibt es nämlich 1. in Großkonzernen in ähnlichem Umfang und ist zweitens auch der Rechtsstaatlichkeit geschuldet. Das Vermeiden von Willkür, Korruption und Gleichbehandlung ggü. den Kunden hat eben den Preis etwas aufwändigerer und transparenter Prozesse.
Sicher ist in einigen Bereichen noch viel Luft nach oben, was die Arbeitsmoral angeht, die Schlagzahl ist z.T. aber auch sehr viel höher als in der Privatwirtschaft.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten und ein internes Seminarangebot sind gut und vorhanden. Karrierechancen sind - zumindest für Akademiker im höheren Dienst - eher gering. Die Stellen sind deutlich schlechter bewertet als beim Bund und anderen Ländern (auch Stadtstaaten...). Zudem gibt es nur vergleichsweise wenige Führungspositionen im höheren Dienst.
Die Tatsache, dass man sich für eine Beförderung zwingend auf andere Stellen wegbewerben und einem Auswahlverfahren stellen muss, macht Auswahlentscheidungen zwar möglicherweise transparenter und objektiver, es wird aber verhindert, dass Mitarbeiter gezielt nach ihren Stärken und Vorlieben gefördert werden (können). Selbst wenn sie wollten, können Vorgesetzte ihre Mitarbeiter durch dieses System nicht im eigenen Einflussbereich aufsteigen lassen.
Personalentwicklung findet daher de facto nicht statt - wer vorankommen möchte, ist auf sich allein gestellt.