Absolutismus in Reinstform, strenges Kastensystem
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Erkennt Tarifverträge an. Ich kann aber nicht nachvollziehen, warum die Verwaltung nach einem schlechteren Tarifvertrag als die Produktion bezahlt wird. Was die Verwaltung mit dem Industriebereich Textil noch zu tun hat, verstehe ich nicht.
- Angebot einer Grippeimpfung
- Dass man hier eine Zeitreise mehrere Jahrhunderte zurück zu absolutistisch geführten Königshöfen erleben kann. Die bieglichsten Bücklinge stehen am höchsten in der Gunst des Königs und der Grafen. Für Fähnchenschwinger ist hier ein ideales Lebensumfeld.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- dass man sich hier nicht willkommen fühlt, wenn man nicht aus dem Freudenberg-Konzern kommt
- Mikro-Management: Meiner Erfahrung nach mischen sich Manager der beiden höchsten Ebenen in die operativen Aufgaben der normalen Mitarbeiter ein. Der direkte Vorgesetzte in der undankbaren Sandwich-Position wird dabei übergangen, so dass der Mitarbeiter Diener von mindestens drei Herren ist. Dabei kann er sich entscheiden: illoyal gegenüber seinem direkten Vorgesetzten sein oder persönliche Ziele verfehlen und Gehaltseinbußen hinnehmen. So kann man als Mitarbeiter grundsätzlich nur falsche Entscheidung treffen und man wird im Lauf der Zeit zerrieben.
- dass man von Führungsebene 1 und 2 ohne Einbindung des Vorgesetzten für Aufgabenbereiche verantwortlich gemacht wird, mit denen man gar nichts zu tun hat.
- dass der Betriebsrat sehr arbeitgeberfreundlich ist. Mir hat sich nicht erschlossen, ob aus Eigennutz, Naivität oder Angst davor, wie der Betriebsratsvorsitzende der Freudenberg-Holding, gekündigt zu werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass der neu gewählte Betriebsrat mutiger ist.
- dass die selbst auferlegten Verhaltensgrundsätze für Führungskräfte lediglich dem Papier bzw. als Datei
Verbesserungsvorschläge
- Personal entwickeln und nicht nach Gutsherrenart wie einen lästigen Bediensteten behandeln, der keinerlei Rechte und Menschenwürde hat
- In der Mittagspause den Mitarbeitern nicht ständig Arbeitsgespräche aufdrücken
- Feedback-Kultur entwickeln und leben
- Matrix-Organisation mit aufeinander abgestimmte Zielen leben und nicht nur auf dem Papier damit spielen
Arbeitsatmosphäre
Ich habe eine Kultur der Angst wahrgenommen. Langjährig Beschäftigte sind von heute auf morgen nicht mehr da. Es dauert lange, bis man innerhalb der vielen Silos vertrauensvolle Kontakte geknüpft hat.
Ich hatte mich anfänglich Freunden gegenüber sehr positiv über EagleBurgmann geäußert und lange ein paar Bekannten empfohlen, sich zu bewerben. Gut, dass daraus nichts geworden ist. Mittlerweile hätte ich ein unendlich schlechtes Gewissen.
Kommunikation
Von oben nach unten spärlich, getreu dem Motto „Wissen ist Macht“. Intern viel Schönwetter-Gerede. Feedback-Kultur ist über das Stadium vom Postern und Aufklebern nicht herausgekommen. Man möchte agil sein, aber Kritik oder das Eingeständnis, dass etwas nicht so geklappt hat, wie man es sich gewünscht hat, wird nicht akzeptiert. Zielvereinbarungs- und Zielerreichungsgespräche sagen nicht viel aus. Der Vorgesetzte kann einen gut bewerten, es entscheiden aber die Führungskräfte aus Ebene 1 und 2 nach Nasenfaktor über die berufliche Karriere.
Kollegenzusammenhalt
In guten Zeiten ja. Wenn es ungemütlich wird, wissen viele, wie man sich wegduckt. Wären die Ziele der einzelnen Abteilungen/Mitarbeiter aufeinander abgestimmt, würde die Zusammenarbeit wesentlich besser funktionieren.
Work-Life-Balance
Wenn man nach der Arbeit gleich abschalten kann, funktioniert es. Für ATler bleibt nicht so viel Freizeit, da die Einstellung vorherrscht, wer mehr Gehalt bekommt, muss auch mehr Zeit „absitzen“.
Vorgesetztenverhalten
Der beste Vorgesetzte nützt nichts, wenn die Ebenen darüber über ihn hinwegbestimmen und der Mitarbeiter darunter leiden muss, wenn sich die Herren nicht einig sind. Vom Grundsatz „Führen durch Vorbild“ habe ich wenig gespürt. Je weiter oben, desto mehr Mikro-Management nach unten. Statt inhaltlicher Zielvorgaben und Briefings gibt’s Tipps in englischer Grammatik.
Interessante Aufgaben
Anfangs ja, weil man sich noch einarbeitet. Danach ändert sich nicht mehr viel. Die Ziele bleiben dieselben und so gibt es auch keine Weiterentwicklungsmöglichkeiten (die ohnehin vom Nasenfaktor abhängen).
Gleichberechtigung
Führungspositionen sind überwiegend mit Männern besetzt. Förderung von Frauen oder anderen Diversen mittels Mentoring-Programm o.ä. habe ich nicht erlebt. Die klassische „gläserne Decke“ ist auch hier zu spüren. Es besteht eine streng hierarchische Führungskultur.
Umgang mit älteren Kollegen
Kollegen in Richtung Vorruhestandalter wird Altersteilzeit angeboten. Vorgeblich unter dem Motto, dass der Ruhestand „wohl verdient“ ist.
Als Mitarbeiter in dem Alter, in dem man den Verheißungen der Stellenanzeigen, Mitarbeiterwerbebroschüren und internen Verlautbarungen nicht mehr glaubt, sollte man sich hüten, eine eigene Meinung zu fachlichen und privaten Themen zu äußern. Meiner Erfahrung nach können die Führungskräfte in den oberen Hierarchien damit nicht umgehen.
Arbeitsbedingungen
Der Trend ging vom Büro mit wenigen Mitarbeitern zum Großraumbüro. Das ist verständlich, da es für die Vorgesetzten sehr viel angenehmer ist, wenn sie in ihrem Glaskasten in Ruhe arbeiten können und gleichzeitig die ganze Mitarbeiterschar auf einen Blick beaufsichtigen können. Wer gerne ständig unter Aufsicht, im Luftzug und inmitten der Gespräche der Kollegen arbeitet, fühlt sich in dieser antiquierten Bürokonzeption wohl.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der Freudenberg-Konzern drückt einen nachhaltigen Stempel auf. Mir kommt das mehr wie Greenwashing vor als tatsächlich gelebt. Statussymbole wie „je höher in der Hierarchie, umso größer der Dienstwagen“ entsprechen meiner Meinung nach nicht mehr dem Umwelt-Zeitgeist.
Sozialbewusstsein fängt gegenüber dem Mitarbeiter an. Man gibt sich „divers“ und hat in LinkedIn verkündet, dass die Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern kommen und in Deutschland auch Mitarbeiter mit Behinderung dort angesehen sind. Das finde ich als „diverses“ Greenwashing. Es ist keine Heldentat, wenn ausländische Niederlassungen die dortigen Einheimischen anstellen, und in Deutschland den Vorschriften des Sozialgesetzbuchs nach Teilhabe von Menschen mit Behinderung nachzukommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Entsprechend Tarifvertrag oder AT. Freiwillige Leistungen werden Stück für Stück weniger und damit das Gehalt schleichend reduziert.
Image
Die meisten in meinem Umfeld kennen weder EagleBurgmann noch Freudenberg. Regional ist die alte Firma Burgmann in den Köpfen verankert, die jedoch aus meiner Sicht mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Von EagleBurgmann oder gar Freudenberg habe ich wenige sprechen gehört.
Karriere/Weiterbildung
Man kann Seminare besuchen. Auf die eigene Arbeit oder eine vermeintliche Karriere hat das keine Auswirkung, weil es nicht interessiert. Wie heißt es doch so schön: Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben.