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Gameforge 
AG
Bewertung

Toll für den Einstieg ins Berufsleben - man lernt viel, auch wie man es nicht machen sollte

1,4
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat bei Gameforge in Karlsruhe gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Es ist super leicht hier in einen Beruf einzusteigen, da die Firma fast Jede/n einstellt. Es ist auch super leicht den Arbeitgeber mit Karriereaussicht wieder zu verlassen. Gameforge ist kein schlechtes Sprungbrett, allerdings sollte man dann wieder von "Gaming-Industry" sprechen und die Firma nicht beim Namen nennen.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Schlecht waren die Gehälter, der Filz im (mittleren) Management, die Kommunikation, die Atmosphäre zwischen Mißtrauen und Angst vor Kündigung, die Machtspielchen einzelner Vorgesetzter, das Werben mit in Wahrheit kaum vorhandenen Benefits und und und.

Verbesserungsvorschläge

Den Sumpf im (mittleren) Management radikal aufräumen wäre ein Anfang. Weniger Luftschlösser versprechen wäre menschlich. Und hört doch auf mit Niedrigstlöhnen und der Aussicht auf eine Festanstellung in der EU Menschen aus dem Ausland anzuwerben, wenn mit dem Großteil der Gehälter keine Familien zu ernähren sind.

Arbeitsatmosphäre

Kam sehr auf die Abteilung an. Einzelne Teams oder auch Bürogemeinschaften hatten eine nette, meistens freundliche Atmosphäre. Das endete aber oft dann, wenn Unterstützung im Projekt gefragt war, um mit den harten Deadlines ansatzweise klar zu kommen. Dann zeigte sich, dass fast alle das schnelle Unsichtbarwerden perfektioniert hatten. Nicht aus Faulheit, sondern aufgrund der eigenen Arbeitslast und auch dem Unwillen, sich durch Übernahme von Verantwortung angreifbar zu machen. Fingerpointing und das Treten nach unten waren Alltag. Leider war es auch notwendig ständig über die eigene Schulter zu schauen. Viel Zeit ging dafür verloren, sich selbst abzusichern, um in der nächsten Gehaltsrunde nicht leer auszugehen. Wer andere nicht über die Klinge springen lassen konnte, kam nicht weit. Allerdings funktionierte "survival of the fittest" auch nur, wenn man mindestens mit dem mittleren Management angefreundet war, besser noch privat feiern ging. Im Großen und Ganzen fühlte es sich so an, als wären die meisten Kolleginnen und Kollegen nur noch dort, weil sie noch nichts besseres gefunden hatten. Resignation pur, denn jeder wusste, dass sich nichts verbessern würde.

Kommunikation

Nicht gut. Also wirklich nicht gut. Die interne Kommunikation war eher langsam bis nicht vorhanden, gerne massiv schöngeredet oder bei Ausbleiben von Informationen "noch nicht spruchreif". Ohne Flurfunk ging nichts. Kündigungen wurden massenweise nur per E-Mail versandt, nachdem sich mittleres und oberes Management aus der Firma entfernt hatten, um nicht persönlich angesprochen werden zu können. Wir wussten alle die Zeichen zu lesen, wenn sich abteilungsübergreifend Vorgesetzte und Leads übermäßig häufig trafen, oder wenn es eine Rundmail gab, die 4 Stunden später eine "spontane" Vollversammlung ankündigte. Der Gameforge ging es dann trotz der offiziellen Kommunikation "bestes Quartal ever" so schlecht, dass wieder ein paar Menschen durch "strategische Neuausrichtung" gehen mussten. Nicht dass daraus gelernt wurde, das System free2play nicht zu überreizen. Es war eisernes Gesetz die "Kuh zu schlachten, wenn sie keine Milch mehr geben will". Bemerkenswert daher, dass einzelne Menschen in der Abteilung dennoch fette Boni für Quartalsergebnisse kassieren durften. Offiziell in der Abteilung vor allen kommuniziert, nur bekamen nicht alle, die am Projekt arbeiteten, einen Bonus.

Kollegenzusammenhalt

Auf Teamebene meistens gut, von Galgenhumor geprägt, aber zumindest nicht so schlimm, dass man gar nicht zur Arbeit kommen wollte. Ansonsten gab es keinen Zusammenhalt auf größerer Ebene, der Arbeitgeber war die einzige Gemeinsamkeit. Oder das von der Firma gestellte Feierabendbier, was von manchen Kollegen schon ab 15 Uhr geöffnet wurde. Das lockerte die Zungen, man bekam abteilungsübergreifend wichtige Informationen die ansonsten eher verschwiegen worden wären. Es muss nicht extra erwähnt werden, dass in diesen Runden wenig Gutes über die Firma erzählt wurde. Es war daher gesünder nur zuzuhören und nicht mitzumachen, denn diese Informationen, wer was wann wo gesagt hatte, fanden erstaunlicherweise fast immer den Weg zu Vorgesetzten, die das eigene "Mindset" und die "Arbeitsmoral" in Mitarbeitergesprächen später gegen die Kollegen verwendeten.

Work-Life-Balance

Abhängig von Karrierestufe und Abteilung. Für Menschen, an denen die Arbeit hängen bleibt, nicht selten 60+-Stunden-Wochen (bei 40-Wochenstunden-Verträgen), Crunch und durchgearbeitete Wochenenden. Bei Menschen, deren Pläne zu diesen zeitlichen Katastrophen führten, klassische 9-to-5-Arbeitstage. Nichts ist zynischer als ein "wir sehen uns morgen", wenn der Vorgesetzte das Büro verlässt und der Rest Nachtschicht schieben darf. Allerdings hätte auch kein Planer groß helfen können mangels Fachkenntnissen und Detailwissen rund um Spieler und Game. Die Signalwirkung war einfach schlecht. Work hatte immer vor Life zu stehen. Ohne Diskussion. Ging etwas schief, blieb es am kleinsten Licht hängen, hatte das kleinste Licht am Wochenende gut gearbeitet, prahlte der Vorgesetzte am Montag mit den guten Zahlen. Auch auf Kosten von kurzfristigen Urlaubssperren seiner Untergebenen, wenn anders die zeitlichen Planungskatastrophen nicht aufzufangen waren.

Vorgesetztenverhalten

Freundlich gesagt insgesamt armselig, aber auch das ist der Unternehmenskultur von "jeder ist sich selbst der Nächste" geschuldet. Es gab einzelne Führungspersonen, die wirklich versuchten ihre Rolle ernst zu nehmen. Solche Menschen passten sich dann recht schnell der allgemeinen Hackordnung an. Druck nach unten gabs immer, abhängig vom Vorgesetzten nur mehr oder weniger ausgeprägt. Das war desillusionierend. Unter solchen Voraussetzungen machten dann auch Mitarbeitergespräche wenig Sinn, das fühlte sich zu oft als Hinhalten an. Ich weiss bis heute nicht ob meine Vorgesetzten so gut wie keine Möglichkeiten der Mitarbeiterentwicklung hatten, oder ob sie es nicht wollten. Der Wasserfall dominierte.

Interessante Aufgaben

Nur für Berufsanfänger interessant. Kreativität und Initiative für Verbesserungen ist gar nicht erwünscht. Never change a running system. Du hast eine Aufgabe und die machst du genau so wie vorgegeben bis zum Ende der beruflichen Beziehung. Das reicht um zu erkennen, was nicht gut ist, und eigenständig zu lernen, wie es besser geht. Mit dem Wissen kann man dann auch ohne Probleme das Unternehmen wechseln.

Gleichberechtigung

Gleichberechtigung war von Vitamin B und der Person der/des Vorgesetzten abhängig, nicht vom Geschlecht. Da die Entwicklungsmöglichkeiten für alle gleichmäßig begrenzt waren, kann man irgendwie als vorhandene Gleichberechtigung bezeichnen.

Umgang mit älteren Kollegen

Abteilungsintern kein Problem. Es war aber zu beobachten, dass mit steigendem Alter und vielleicht auch Gehalt die Menschen die Firma verließen, nicht immer auf eigenen Wunsch. Insgesamt ist der Altersdurchschnitt unterhalb des Managements eher niedrig.

Arbeitsbedingungen

Sehr alte Hardware, mehrfach durchgereicht und nicht immer den Anforderungen der eigenen Games gewachsen. Großraumbüros wurden durch viele PCs derartig aufgeheizt, dass die Temperaturen im Sommer grenzwertig waren. Lange war die Nachrüstung einer Klimaanlage zu teuer, erst als es nicht mehr anders ging wurde investiert. Im Grunde hatte jeder das Nötigste zum arbeiten. Viele Kolleginnen und Kollegen besorgten sich bspw. Headsets dennoch auf eigene Kosten, da die gestellte Minimalausstattung für die üblichen langen Arbeitstage einfach zu unbequem war.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Führungskräfte hatten die Zeit, den Müll in den großen Containern im Hof nochmal zu sortieren. Das ist gut für die Umwelt. Das bereitgestellte Frühstück und auch der wöchentliche Kuchen wurde von einer lokalen sozialen Einrichtung produziert und geliefert. Das punktet sozial.

Gehalt/Sozialleistungen

Das Einstiegsgehalt war selbst bei branchenüblichen Niedriglöhnen unterdurchschnittlich. Der Nettolohn reichte in Karlsruhe genau für eine Person um über den Monat zu kommen. Ohne die Verpflegung durch die Firma (Frühstück und Mittagessen) wären viele von uns nicht in der Lage gewesen den Monat zu überstehen. Pünktlich gezahlt wurde allerdings. Gehaltsverbesserungen gab es. Die waren überschaubar und nicht inflationsangepasst. Zwischen Junior und Senior war finanziell kein großer Unterschied, das bewegte sich im Rahmen einer Inflationsanpassung+.

Image

Weder Spieler noch Mitarbeiter waren stolz auf das Unternehmen, viele mochten bei der Frage nach dem Arbeitgeber selbst unter Freunden den Namen der Firma nicht nennen. Die Umschreibung "ich bin in der Gaming-Industry" war üblich. Google findet auch heute noch die Bezeichnungen "Geldforge" oder "Greedforge" in den hauseigenen Spieleforen. Spieler, die sich mit dem Micropayment des Unternehmens in den free2play-Games beschäftigten, bezeichneten die Firma regelmäßig als "geldgeil". Vielen von uns war das radikale Ausreizen von free2play unangenehm. Da kam der knallharte Konzern zum Vorschein, der uns mit der familiären und lockeren Atmosphäre geworben hatte. Das Image der Firma war und ist katastrophal. Erst in den letzten Jahren wurde angefangen das Image aktiv durch medienwirksame Sponsorships oder gekaufte Titel als "Bester Arbeitgeber" aufzuwerten.

Karriere/Weiterbildung

Karriere war nur durch Vitamin B in begrenzten Rahmen möglich. Weiterbildungen gab es, die wurden aber mit jeder Kündigungswelle weniger und irgendwann wurden sie durch Vertröstungen ersetzt.

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