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Havelländische 
Eisenbahn 
AG
Bewertung

Schöner Betrieb mit Wachstumskrämpfen

3,1
Nicht empfohlen
Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung bei Havelländische Eisenbahn AG in Berlin gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Wir bieten immer noch einen attraktiven Lokführerjob für Enthusiasten und Menschen, die einen ordentlichen Job machen möchten und physisch sehen wollen, was sie vollbracht haben oder vollbringen.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Daß wir seit meinem Beginn in der Firma im Jahr 2015 gleichgeblieben sind bis zum Jahr 2017 und seitdem eine RASANTE Talfahrt angetreten haben.

Verbesserungsvorschläge

Wacht. Endlich. Auf. Die Leute rennen uns weg, und ihr merkt es echt nicht, oder?

Arbeitsatmosphäre

Insgesamt hauchzart noch gut. Details siehe weiter unten in der entsprechenden Kategorie.

Kommunikation

Herausragend ist die sehr offene und vor allem regelmäßige Information durch die Vorstände. Mehrmals im Jahr erhalten die Arbeitnehmer einen Rundbrief, der operative und strategische Entscheidungen des Unternehmens erläutert. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Zwischen dem Vorstand, dem "mittleren Management" und der operativen Basis bestehen aber massive Defizite im Informationsfluß.

Kollegenzusammenhalt

Exzellent. Mit Ausnahme der wenigen, leider in jedem Kollegium vorhandenen, Ausnahmen sind wir Lokführer eine Einheit und können uns darauf verlassen, daß niemand seinen Nächsten im Regen stehenläßt. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung und der Werkstatt.

Work-Life-Balance

Mittlerweile leider nur noch eineinhalb von fünf Sternen. Klar, wir reden über einen Beruf im Verkehrswesen, dazu auch noch Cargo, und dann bei einer klassischen "Privatbahn". Das ist aber keine Entschuldigung dafür, daß die freitags herausgegebenen Wochenpläne für die Personale keinerlei Wert mehr besitzen und sich gefühlt jeder zweite Dienst völlig in seiner Zeitlage verschiebt. Ein auch nur im Ansatz planbares Privatleben ist derzeit nicht mehr möglich. Für die Kollegen mit Familie einfach untragbar - für mich als Single an der Schmerzgrenze. Was abseits dessen gut funktioniert, ist das Geben und Nehmen mit der Personalplanung. Insgesamt verschlechtert sich der Arbeitgeber hier leider massiv - das war vor drei Jahren noch ganz anders und "damals" ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal.

Vorgesetztenverhalten

Ich habe keine Konflikte mit meinen Vorgesetzten, daher drei von fünf Sterne als neutral gemeinte Bewertung.

Interessante Aufgaben

"Interessant" ist Auslegungssache. Wir fahren Schwerlastzüge an der Grenze des technisch und betrieblich Machbaren - für den einen ist das reizvoll, für den anderen der absolute Horror. Für uns ist es normal, sich die Funkfernsteuerung umzuschnallen und "mal eben" den Zug in einem Handweichenbahnhof zurechtzurangieren. Die einen werden hier verständlicherweise Reißaus nehmen, die anderen mögen das halt. Ich finde es toll, an einem Tag eine Schicht rund um den Fernsehturm mit dem Kleindiesel zu fahren und am nächsten Tag vierhundert Kilometer abzureißen. Mir gefällt es, aber das ist Geschmackssache.

Gleichberechtigung

Kann ich nicht beurteilen, daher drei von fünf.

Umgang mit älteren Kollegen

Kann ich nicht beurteilen, daher drei von fünf.

Arbeitsbedingungen

Hier hat sich die Balance ins Negative verschoben. Bei der HVLE gab es mal Dinge wie freie Wahl der Arbeitsschutzbekleidung im Engelbert&Strauß-Katalog statt auf Lager liegender Jacken, bei denen klar ist, daß sie einem nicht passen werden. Oder vernünftige Dienstautos statt Skoda-Spar-Kompaktwagen, bei denen man sich nach 500 Kilometern sehnsüchtig fragt, was an den bisherigen Golfs denn eigentlich zu unvertretbar teuer war. Die diesbezüglichen Entscheider fahren sicherlich nicht den Rapid. Oder mein Favorit: "Gastfahrtverbindung liegt bei" auf dem Arbeitsauftrag und im Anhang die auf die Privatadresse zugeschnittene Reisemöglichkeit. Heute rufe ich vor jedem Dienstbeginn in der Firma an und frage, ob sich nicht nochmal irgenwas geändert hat - und ob mein Hotel überhaupt gebucht wurde. Und wer mich ablöst. Und wer der Rangierbegleiter ist. Und wer wieder wegfährt. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir das noch souverän gelöst und dadurch dem Personal eine Arbeitsumgebung geboten, die einfach ein paar mehr Sterne hatte als anderswo - und in die man auch sehr gerne wieder hereingegangen ist. Heute ziehe ich eher den Kopf ein und fühle mich so wie bei jedem anderen Arbeitgeber auch.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Wir fahren mit Diesel unter Fahrdraht, weil es sich lohnt. Ist in Arbeit.

Gehalt/Sozialleistungen

Am Markt gemessen ist das Gehalt unterdurchschnittlich. Abwerbeprämien, Zuschläge und Grundgehälter sind nicht mehr wettbewerbsfähig im Jahr 2018. Als kleiner, nicht an die Tarifverhandlungen gebundener Betrieb ist das natürlich schwer, aber bei den oben gegebenen Mängeln und dem wahnsinnig aufgeladenen Markt wird hier nur das gesetzlich Notwendige geboten. Ich habe in den letzten zwei Jahren übrigens nicht mal den Inflationsausgleich bekommen.

Davon abgesehen zweifele ich nicht eine Sekunde dran, daß ich bei Verlust der Fahrtauglichkeit nicht vom Arbeitgeber fallengelassen, sondern anderweitig eingesetzt werden würde.

Image

Mein Berufsbild an sich hat kein "Image", und selbst wenn, hätte alles jenseits der DB eh keins. Daher drei von fünf als neutrale Bewertung.

Karriere/Weiterbildung

Liegt dem Arbeitgeber ausgesprochen am Herzen. Jedem, der das Zeug dazu mitbringt, werden alle sinnvoll denkbaren Möglichkeiten angeboten und aktiv ans Herz gelegt.

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Arbeitgeber-Kommentar

Daniela Neuse, Personalabteilung
Daniela NeusePersonalabteilung

Vielen Dank für die ausführliche und differenzierte Bewertung, die uns mit Sicherheit bei der Verbesserung verschiedener Sachverhalte weiterhelfen wird. In vielen Bereichen teilen wir Ihre Einschätzung der Situation und sehen ebenfalls die vorhandenen Problemen. Zu einigen Punkten möchten wir Anmerkungen machen.

Kommunikation
Wie Sie geschrieben haben, betreiben wir für die möglichst umfassende Information unserer Mitarbeiter einen hohen Aufwand. Die von Ihnen angesprochenen Probleme im Informationsfluss sehen wir an der einen oder anderen Stelle allerdings ebenfalls. Wie Sie im Titel bereits angedeutet haben, sind wir deutlich gewachsen und wollen auch noch weiterwachsen. Das ist aus unserer Sicht die Erklärung für einige Probleme. Damit der Informationsfluss verbessert wird bearbeiten wir derzeit eine Vielzahl von Themen (leider gibt es dafür nicht die eine allumfassende Lösung). Wir würden uns freuen, wenn Sie uns demnächst eine Rückmeldung geben würden, ob sich aus Ihrer Sicht etwas verbessert hat und wo gegebenenfalls noch Handlungsbedarf besteht.

Gehalt/Sozialleistungen
Sehr wichtig ist uns an dieser Stelle der Hinweis, dass wir tarifgebunden sind und gerade für die Lokführer die Tarifgehälter seit 2015 über unser Tarifniveau angehoben haben. Sie haben allerdings recht, dass aufgrund der Tarifbindung und der relativ langen Laufzeit des letzten Tarifvertrages in den letzten Monaten nur kleinere Erhöhungen stattgefunden haben. Der seit wenigen Wochen vorliegende Tarifabschluss unseres Arbeitgeberverbandes mit der Gewerkschaft EVG wird in 2019 in zwei Stufen zu einer Gehaltssteigerung von insgesamt 6,9% führen. Ende 2019 wird der bereits über Tarifniveau liegende Urlaubsanspruch von 30 Tagen für alle Mitarbeiter auf 31 Tage erhöht. Die ebenfalls heute über Tarifniveau liegenden Zuschläge werden wir zum 1.1.2019 ebenfalls erhöhen. Mit diesen Maßnahmen glauben wir, dass wir uns mit den Entgelten auf dem Marktniveau befinden.

Arbeitsbedingungen
Wir haben wie Sie erkannt, dass die Arbeitsaufträge verbessert werden müssen und haben mit der Ausschreibung einer neuen Stelle darauf reagiert. Auch hier würden wir uns freuen, wenn wir nach Etablierung dieser Stelle eine Rückmeldung bekommen würden, ob sich aus Ihrer Sicht etwas verbessert hat. Die von Ihnen angesprochenen Probleme bei den Poolwagen und der Arbeitsschutzkleidung sind dagegen neu für uns. Wir greifen die Themen gerne auf und werden uns hierzu intern abstimmen. Im Übrigen haben wir ja gerade eine Mitarbeiterbefragung zu den Belastungen am Arbeitsplatz durchgeführt. Wir sind gerade in den Überlegungen, wie wir die Ergebnisse der Befragung und auch die von Ihnen angesprochenen Themen auf der Jahresauftaktveranstaltung mit Ihnen und Ihren Kollegen diskutieren können.

Umweltbewusstsein
Wie von Ihnen angedeutet, haben wir vor gut eineinhalb Jahren 10 Hybridloks bestellt. Diese werden nach Zulassung ausgeliefert und in Betrieb genommen. Mit den neuen Loks sind wir in unserem Marktsegment Technologieführer, solange bis andere Bahnen nachziehen.

Work-Life-Balance
Die Anforderungen unserer Kunden an die Flexibilität sind sehr hoch. Dies führt heute tatsächlich zu relativ kurzen Vorlaufzeiten und vielen kurzfristigen Veränderungen bei den Dienstplänen. Zum einen führen wir mit unseren Kunden sehr kritische Gespräche zu ihrem Bestellverhalten, müssen dabei allerdings feststellen, dass auch unsere Kunden auf Anforderungen ihrer Kunden reagieren. Wir sind der Überzeugung, dass wir im Kundenverhalten Veränderungen erreichen können, aber dies wird aufgrund der vielfältigen Abhängigkeiten nicht sehr schnell gehen. In unserem eigenen Einflussbereich versuchen wir Regelungen zu finden, die den unterschiedlichen Ansprüchen unserer Mitarbeiter gerecht werden. Auch hierzu würden wir gerne auf dem Jahresauftakt mit Ihnen und Ihren Kollegen diskutieren, welche Ansätze am vielversprechendsten und von Ihnen gewünscht sind.

Image
Leider wird das Image der Branche in einem erheblichen Ausmaß durch den Marktführer geprägt, der wiederum aus den unterschiedlichsten Gründen in der Öffentlichkeit eher mit Negativschlagzeilen in Erscheinung tritt. Wir arbeiten mit unseren Verbänden und auch als HVLE sehr intensiv an einer Verbesserung des Images, sind uns aber sehr wohl bewusst, dass das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist und kurzfristige große Erfolge leider nicht erreichbar erscheinen.

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