Eine Zumutung für interne wie externe Mitarbeiter
Gut am Arbeitgeber finde ich
dass er beginnt, Niederlassungen zu schließen und sich verkleinert.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
die Dreistigkeit, wie dort mit Menschen umgegangen wird. Nach außen hin stellt man das Unternehmen dar, als sei es das sozialste der Welt.
Arbeitsatmosphäre
Die ganze Region schreibt seit Jahren blutrote Zahlen. Die ständig wechselnden Regionalgebietsleiter sind sich für Akquise zu fein und geben das Ganze an die ebenfalls ständig wechselnden Niederlassungsleiter ab. Die meisten davon haben allerdings auch nur bedingt Interesse, vernünftigen Vertrieb zu betreiben und geben das wiederum an die Disponenten weiter. Woher die ihre Motivation nehmen sollen, wenn sich die Hauptverantwortlichen permanent davor drücken, bleibt Betriebsgeheimnis. Witzig wird es dann, wenn alle gemeinsam zum Austausch zusammen sitzen und sich gegenseitig was vorlügen, warum welches Unternehmen gerade mal wieder keinen Bedarf hat. Tatsächlich wurden statt potenziellen Kunden die nächstgelegen Cafes angefahren oder auch in anderen Firmen Vorstellungsgespräche wahrgenommen. Manchmal war es vielleicht auch das heimische Sofa. Es wurde so ziemlich alles gemacht, nur kein Vertrieb. Die ganzen innerlichen Kündigungen und die Angst, dass einem bald die Märchen ausgehen, haben sich natürlich dementsprechend auf die Arbeitsatmosphäre ausgewirkt.
Kommunikation
Wenig bis gar nicht. Gerade die Hauptverwaltung hält sich diesbezüglich dezent zurück. So werden beispielsweise Mietverträge für Büros stillschweigend vom Einkauf verlängert, während die Niederlassung quasi auf gepackten Koffern sitzt, um, wie ursprünglich geplant, in neue Räumlichkeiten umzuziehen. Sowas erfährt man dann beiläufig mal.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt ein paar wenige gute Kollegen. An die meisten kann man sich allerdings nicht erinnern, da die Fluktuation gigantisch ist.
Work-Life-Balance
Hier wird das Prinzip der flexiblen Arbeitszeiten voll und ganz gelebt. Vor 08:00 Uhr darf man kommen wann man will und nach 17:00 Uhr darf man gehen wann man will. Wenn Überstunden oder Events am Wochenende anstehen, dann ist das natürlich alles ehrenamtlich. Weder Arbeitszeitkonto noch Homeoffice, noch sonst was.
Vorgesetztenverhalten
In 3 Jahren Betriebszugehörigkeit hatte ich 3 verschiedene Niederlassungsleiter und 3 verschiedene Regionalgebietsleiter. Jeder hat es geschafft, die Region noch miserabler zurückzulassen, als er sie übernommen hat. Sehr wahrscheinlich, dass derzeit bereits wieder ein neuer Regionalleiter gesucht wird, während der aktuelle noch in Beschäftigung ist. So war es jedenfalls die letzten beiden Male. Und da die Talfahrt ja ununterbrochen weitergeht, auch absolut legitim.
Interessante Aufgaben
Abhängig von den Kunden
Gleichberechtigung
Regel 1: Die Hauptverwaltung ist der Chef! Wer hier auch noch einige Jahre Betriebszugehörigkeit nachzuweisen hat, der kann sich wirklich alles erlauben. Das Fußvolk aus den Niederlassungen muss sich so ziemlich alles gefallen lassen. Highlights sind definitiv interne Revisionen. Hier gibt es ganz besondere Kollegen, die in aller Regelmäßigkeit förmlich ausrasten und ab und zu auch mal Dinge umherschmeißen. Wenn Kollegen aus der Niederlassung dann noch mit Akzent sprechen, wird auch gerne mal ganz freundlich nachgefragt, ob diejenigen die Sprache nicht verstehen oder vielleicht auch einfach nur dumm sind.
Weitere Treiber der Gleichberechtigung sitzen im Fuhrparkmanagement. Hier werden die Dienstwagen dem Mitarbeiter zum Neupreis belastet, obwohl die Autos schon weit über 200.000 km gelaufen sind, teilweise Unfallfahrzeuge, dazu noch voll beklebt mit Werbung für das Unternehmen. Manche Mitarbeiter bekommen alte Autos, manche neue. Teilweise auch ganz andere Modelle als bestellt wurden. Das merkt man aber erst nach mehrstündiger Reise nach Nürnberg bei der Abholung. Der Nasenfaktor entscheidet eben. Wer die Vorgehensweise hinterfragt, der wird im Unternehmen nicht mehr glücklich.
Umgang mit älteren Kollegen
...ist in Ordnung. Besser ist allerdings der Umgang mit jüngeren Kollegen. Gerade Azubinen und Werkstudentinnen genießen exzellente Betreuung.
Arbeitsbedingungen
Die 90er rufen an. Vermutlich mit dem Telefon vom Firmenlogo.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Spitzenmäßig!!! JEDER EINZELNE Lichtschalter ist überklebt mit einer Erinnerung, das Licht auszuschalten. Revolutionär und geistreich wie kein anderes Unternehmen.
Gehalt/Sozialleistungen
Hier wird der Vogel gänzlich abgeschossen. Das Unternehmen schließt Rahmenverträge mit Großkunden zu unterirdischen Verrechnungssätzen ab. Die Mitarbeiter aus der Niederlassung arbeiten sich jeden Tag dumm und dämlich und bekommen als Dank einen Brief von der Geschäftsleitung, in dem steht, dass sie ihre Prämie zurückzahlen müssen. Hier werden Teilweise 5000€, 6000€, 7000€ und mehr von den Disponenten zurückgefordert, da das Jahresergebnis aus dem Vorvorjahr doch nicht so ganz gepasst hat. Was letztlich der utopisch hohen Umlage, die man an die Hauptverwaltung zahlt, liegt. Die Hauptverwaltung packt sich also von der Arbeit der Niederlassung die Taschen voll und die Disponenten müssen mehrere Monatsgehälter zurückzahlen und werden auch noch in dem Glauben gelassen, dass sie die nächsten Monate kein Gehalt bekommen. Aber auf Nachfrage reagiert der Arbeitgeber natürlich sozial und bietet Ratenzahlung an. Da haben diejenigen, die neben dem mickrigen Gehalt gar keine Prämie bekommen, ja noch richtig Glück gehabt. Sozialleistungen sind ebenfalls auf höchstem Niveau: 10% Beteiligung an den Kosten fürs Fitnessstudio. Sind im Schnitt im Jahr etwa 30 Euro. Herzlichen Glückwunsch.
Image
Man jagt jeder noch so lächerlicher und wertloser Auszeichnung hinterher, um das Image aufzupolieren. Im Tagesgeschäft zählen aber nur Zahlen. Ist die Krankenquote zu hoch, wird der Disponent in die Mangel genommen, um das wieder in den Griff zu kriegen. Im besten Fall durch Kündigungen. Ist der externe Mitarbeiter ständig einsatzfrei, weil das Kundenunternehmen ihn kurzfristig nicht einsetzen kann, muss der Disponent ihn dazu nötigen, Gleitzeit oder Urlaub zu nehmen. Möchte der Mitarbeiter das nicht, weil es nicht sein verschulden ist, keinen Einsatz zu haben, wird der Disponent genötigt, Aktennotizen anzulegen, die dem Mitarbeiter unentschuldigtes Fehlen unterstellen, damit die Tage nicht bezahlt werden müssen. Hier werden Garantiezahlungen im großen Stil geprellt und das Thema ist hinlänglich bekannt durch sämtliche Hierarchieebenen. Wäre sicherlich abenteuerlich, wenn der Zoll zufällig mal zu einer Aktenkontrolle vorbeischaut. Das schlimmste daran ist aber, dass man den Zeitarbeitnehmern somit den Lohn unterschlägt und diese am Ende des Monats eine Abrechnung auf Taschengeldniveau erhalten und nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Verantwortung übernimmt dafür keiner.
Karriere/Weiterbildung
Die beste Weiterbildung ist weiterzuziehen.