Licht, aber auch viel Schatten - gutes Abwägen bewährt sich
Gut am Arbeitgeber finde ich
Insgesamt ein gutes Unternehmen mit etwas Verbesserungspotenzial. Es gibt viele interessante Bereich und Projekte, wenn man sich also für KPMG entschieden hat, sind auch die internen Wechselmöglichkeiten vielfältig. Die Duz-Kultur trägt zu einem etwas persönlicheren Umgang bei und die Möglichkeit remote zu arbeiten, sorgt für geografische Flexibilität.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es sollte mehr Fokus auf Menschlichkeit und eine gute Führungskultur gelegt werden. Die hohe Fluktuation wird durch die oftmals fehlende Führungskompetenz von Vorgesetzten begünstigt, da mehr Wert auf die quantitative Zielerreichung gelegt wird, als auf das Wohlbefinden und die Entwicklung von Mitarbeitern. Nur wenige Führungskräfte besitzen die nötigen Soft Skills oder werden darin geschult. Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf.
Verbesserungsvorschläge
Führungskräften sollte mehr Zeit für Personalführung eingeräumt werden. Dies könnte auch in der Zielvereinbarung festgehalten werden. Auch die Rolle des Assistant Managers sollte man dahingehend überdenken. Diese Mitarbeitergruppe kann sowohl bei fachlichen Aufgaben, als auch bei Personalführungsthemen bereits erste Verantwortung übernehmen, um frühzeitig entsprechend geschult zu werden und nicht ebenfalls nur auf Zahlen zu achten. Dementsprechend sollte bei der Beförderung zum Manager strenger kontrolliert werden, ob eine Person auch die notwendigen Führungskompetenzen mitbringt und nicht nur die Zahl/Größe der Projekte und der damit verbundene Umsatz betrachtet werden.
Arbeitsatmosphäre
Lob ist keine Selbstverständlichkeit und wird auch eher selten verteilt. Das Betriebsklima ist ganz okay, wenn auch eher anonym. Es stehen nicht die Menschen, sondern die Ziele (Umsatz, Deckungsbeiträge, etc.) im Vordergrund.
Kommunikation
Was bei der Bewerbung so gut startete, nahm dann eine plötzliche Kehrtwende. Es werden Informationen bewusst zurückgehalten, vor allem zu Kunden hin, aber leider auch intern.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt ist gut, sofern man sein Team mal kennengelernt hat. Ansonsten ist auch hier die Atmosphäre eher professionell-kühl
Work-Life-Balance
Die gibt es ehrlicherweise kaum. Auch wenn versprochen wird, dass man versucht, sich an die vereinbarten 40-Stunden-Wochen zu halten, ist trotzdem die unterschwellige Erwartungshaltung, dass man auch noch um 19, 20 oder 21 Uhr erreichbar ist, wenn es aus Vorgesetzten-Sicht dringend ist. Auch während Urlaubs- oder Krankheitsphasen kann man nie ganz offline sein. Dass man geplante Urlaube verschiebt, weil kurzfristig irgendwelche Termine reingekommen sind, ist leider an der Tagesordnung.
Vorgesetztenverhalten
Ziele werden gesetzt, allerdings hauptsächlich wirtschaftlicher Natur. Entwicklungsziele werden keine vereinbart, auch nicht auf Nachfrage. Dinge, die zu Beginn des Arbeitsverhältnisses vereinbart wurden, sind plötzlich vergessen oder können aus irgendwelchen Gründen doch nicht umgesetzt werden - an dieser Stelle: Vorsicht. Nie auf mündliche Aussagen verlassen.
Interessante Aufgaben
Das ist stark Projektabhängig. Hier hat man leider nur ein eingeschränktes Mitbestimmungsrecht, es kann also durchaus passieren, dass man auf einem Projekt landet oder Themen bearbeiten muss, mit denen man so überhaupt nichts am Hut hat. Als Experte für diese Themen verkauft wird man natürlich trotzdem.
Gleichberechtigung
Auf Gleichberechtigung wird geachtet.
Umgang mit älteren Kollegen
Da es eher wenig ältere Kollegen gibt, schwer zu bewerten. Allerdings wurden die älteren Kollegen, die ich kennengelernt habe sehr fair und wertschätzend behandelt.
Arbeitsbedingungen
Die Ausstattung ist zwar nicht bahnbrechend innovativ, aber man hat alles was man braucht oder kann es sich im Zweifel schnell und unkompliziert bei der IT holen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird vor allem bei Reisetätigkeiten darauf geachtet, wenn möglich die Bahn und nicht das Flugzeug zu nehmen. Auch sozial ist KPMG sehr engagiert. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich hier um eine auf Profit ausgerichtete Organisation handelt, die doch oft eher die eigenen Interessen in den Vordergrund stellt.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Fix-Gehalt ist in der Regel sehr niedrig bemessen (angesichts der Erwartungshaltung) und wird nur durch eine recht attraktive Bonusstruktur wirklich zu einem wettbewerbsfähigen Angebot. Zwar werden Überstunden vergütet, allerdings dauert es 2 Jahre, bis dies der Fall ist. Vorher kann Freizeit genommen werden, doch ob das umsetzbar ist, hängt stark von der jeweiligen Führungskraft und der Projektsituation ab.
Image
Die Wahrnehmung ist unterschiedlich. Teilweise wird sehr anerkennend reagiert, teilweise bekommt man aber auch zu hören, dass man für einen Gauner-Verein arbeitet. Die Vorurteile hinsichtlich der schlechten Work-Life-Balance entsprechend überwiegend der Wahrheit.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt zwar viele Angebote für Trainings etc., hierfür wird den Mitarbeitern aber schlicht keine Zeit eingeräumt. Wenn eine Weiterbildung erfolgen soll, muss der Mitarbeiter selbst sehen, wie er das in den Arbeitsalltag integrieren kann. Eine explizite Freistellung erfolgt in der Regel nicht. Auch ist es normal, dass erwartet wird, dass man für Kundentermine das Training unterbricht oder auch an den Tagesrandzeiten eines 9-Stunden-Trainingstages noch für andere Themen zur Verfügung steht.