Für den Einstieg und als Sprungbrett geeignet, jedoch nichts für die Ewigkeit
Arbeitsatmosphäre
Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass es sich um eine Vertriebsorganisation handelt, wo sehr viel telefoniert wird. Sowohl die Kundenakquise als auch Kandidaten-Interviews führen dazu, dass man sich auf der Fläche wie in einem Call-Center fühlt. Telefoniert man selbst gerade nicht, ist man dazu angehalten die Calls verhinderter Kollegen anzunehmen, um so dem Premium-Gedanken nach außen gerecht zu werden.
Es ist ein dynamisches und KPI getriebenes Umfeld. Durch sehr regelmäßige Feedbacktermine mit der direkten Führungskraft werden die KPIs diskutiert und selbst wenn diese gut sind, heißt das noch lange nicht, dass sie gut genug sind. Es wird immer erwartet noch höher zu springen und durchaus auch mal Druck aufgebaut. Letztlich dreht man sich hier häufig im Kreis.
Kurzum: wer nicht gerne telefoniert, Ruhe am Arbeitsplatz braucht, nicht nach KPIs arbeiten möchte und einem gewissen Druck nicht standhalten kann, ist hier falsch.
Kommunikation
Kommuniziert wird sehr viel und das nicht nur im Tagesgeschäft. Einmal die Woche wird der aktuelle Stand des Standorts präsentiert und Ziele definiert. Quartalsweise werden ausführlichere Kick-Off Meetings geführt. Gibt es spontane Ereignisse, wird das Team ebenso kurzfristig zusammen getrommelt.
Feedback-Gespräche für den einzelnen Mitarbeiter erfolgen in individuellen Abständen mit der jeweiligen Führungskraft. KPIs, Ziele und Maßnahmen sind hier immer Bestandteil des Gesprächs.
Verbesserungsvorschlag: In den Gesprächen tiefer in die Analyse gehen, nicht nur die Zahlen an sich betrachten, sondern gewonnene sowie verlorene Prozesse von hinten aufrollen und im Detail betrachten
Kollegenzusammenhalt
Es ist ein sehr junges Team, dominiert durch viele Berufseinsteiger, was Fluch und Segen zugleich sein kann. Hier Anschluss zu finden stellt kein Problem dar. Viele Mitarbeiter kommen aus der Umgebung, sodass auch privat nach Feierabend gerne mal etwas unternommen wird.
Wie in jedem Unternehmen hat man auch hier Kollegen mit denen man sich besser versteht als mit anderen und wo sich kleine Grüppchen bilden. Hin und wieder spürt man eine gewisse Ellenbogen-Mentalität: Nicht jeder gönnt jedem die Erfolge. Mitarbeiter mit weniger Erfolg spüren, dass Mitarbeiter mit mehr Erfolg bevorzugt behandelt werden.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance ist ein viel umstrittenes Thema. Vertraglich festgehalten ist eine 40-Stunden-Woche. Wer im Vertrieb erfolgreich sein möchte, muss jedoch sowohl als Consultant als auch als Partner Manager mit Überstunden rechnen. Der Nachteil hier, sie sind inklusive. Es gibt kein Überstundenkonto. Überstunden werden weder ausgezahlt, noch können sie in Freizeit ausgeglichen werden.
Es gibt Kernarbeitszeiten von 10-16 Uhr, wobei wir hier nicht von einem Gleitzeitmodell sprechen. Man sollte hier täglich eher mit einer Zeit zwischen 8-18 Uhr rechnen. Es greift vielmehr im Ausnahmefall, wenn man z.B. morgens einen Arzttermin wahrnehmen muss oder nachmittags einen privaten Termin hat. Dann kann man die Stunden, die man später kommt oder früher geht in der gleichen Woche anderweitig verteilen.
Zudem gibt es keine Home Office Regelung und bis vor Corona auch für die "Nicht-Führungskräfte" keine Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten.
Vorgesetztenverhalten
Die Führungskräfte entstehen aus den eigenen Reihen, d.h. sie haben selbst als Consultant angefangen und sind aufgrund ihrer vertrieblichen Leistung erst zum Senior, dann zum Mentor und daraufhin zur Führungskraft befördert worden. Es sind keine langjährig erfahrenen Führungskräfte, daher müssen diese noch in ihre neue Rolle hineinwachsen. Selbst wenn zu Beginn nicht alles rund läuft, gibt es genug Spielraum für Feedback. Die Hierarchieebenen sind flach, es gilt nicht nur Feedback von der Führungskraft einzufordern, sondern auch welches zurückzugeben. Kommunikation auf Augenhöhe und eine offene Feedbackkultur werden hier in beide Richtungen gelebt.
Interessante Aufgaben
Die Lernkurve ist zu Beginn sehr steil, flacht danach jedoch genau so schnell wieder ab. Um die Strukturen innerhalb eines Unternehmens zu verstehen und besser greifen zu können, ist ein Studium durchaus sinnvoll. Für die Aufgabe an sich muss man jedoch nicht studiert haben. Am Ende des Tages telefoniert man immerzu Listen durch, sei es um Kunden zu akquirieren oder Berater zu interviewen. Wenn überhaupt an Abwechslung zu denken ist, dann ist es der Einblick in die Projektvielfalt der Kunden.
Es wird gerne immer wieder darauf verwiesen, dass man sich zusätzlichen Aufgaben annehmen kann. Ob diese dann sinnvoll und erfüllend sind, sei dahingestellt. Am Ende des Tages haben Anfragen und das daily Business immer Vorrang. Es herrscht der Anspruch im Akkord zu arbeiten und ein "Nein" wird hier selten akzeptiert.
Gleichberechtigung
Zwischen Männern und Frauen werde keine Unterschiede gemacht, allerdings gibt es klare Unterschiede zwischen Consultants und Partner Managern, sowohl was das Gehaltsmodell als auch die Karrieremöglichkeiten angeht.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Fokus liegt hier wie in der Branche üblich auf Absolventen, lediglich ein paar der Mitarbeiter sind Ü30.
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind in den einzelnen Städten sehr zentral gelegen und haben eine moderne Einrichtung: höhenverstellbare Tische, zwei Bildschirme, gute Beleuchtung, etc. Allerdings sind es zwei große Flächen mit Platz für jeweils +/- 25 Mitarbeiter, wo es durchaus mal laut wird und man für sich selbst entscheiden sollte, ob man in einem solchen Umfeld arbeiten kann.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt setzt sich aus einem fixen und einem variablen Anteil zusammen. Das Fixum ist für den Einstieg branchenüblich und fair. Der variable Anteil erschließt sich aus den Leistungen in der Probezeit und wird anteilig zum Ende eines jeden Quartals je nach Zielerreichung ausgeschüttet. Hier gibt es eine klare Differenzierung zwischen Consultants und Partner Managern. Während die Consultants die Zügel selbst in der Hand halten und an ihrem individuellen Erfolg gemessen werden, hängen die Partner Manager an den Zielen ihres Teams oder denen der Niederlassung. Hier herrscht ein Widerspruch hinsichtlich dem Gedanken, dass auch die Partner Manager dem Bereich "Sales" anhängen, jedoch keine individuelle Zielerreichung haben, die sich auf die variable Vergütung auswirkt. Zudem arbeiten die Partner Manager nicht nur team- sondern auch standortübergreifend. Jemand, der hier vertrieblich- und ergebnisorientiert ist, wird nicht für seine eigentliche Leistung belohnt und es entsteht früher oder später Frustration.
Verbesserungsvorschlag: Individuelle Zielerreichung auch für Partner Manager einführen
Karriere/Weiterbildung
Grundsätzlich sieht das Karrieremodell zwei Wege vor: Eine fachliche Laufbahn oder eine Führungslaufbahn, wobei die Führungslaufbahn explizit für Consultants vorgesehen ist. Betrachtet man die Karrierewege der Partner Manager, ändert sich hier im Großen und Ganzen lediglich der Titel, welchen man sich durch Erreichen unterschiedlicher KPIs erarbeiten kann. Die Grundaufgabe bleibt bestehen, die Gewichtung ändert sich nur minimal. Am Ende steht das Tagesgeschäft immer im Vordergrund.
Persönlich hingegen entwickelt man sich durch den Kontakt zu vielen Ansprechpartnern unterschiedlichster Hierarchieebenen in kurzer Zeit stark weiter.