Zu steifes, unpersönliches und vorgefertigtes Massenbewerbungsverfahren mit verdrehter Rolle
Verbesserungsvorschläge
Hatte mich bei der Stadt München beworben.
Es empfängt einen zuerst ein unpassendes Formular, in welches Belege zu strikt vorgegebene Anforderungen zu notieren sind. Ohne diese Prozedur – mit dem Retrohauch aus dem Jahre 2001 - zu durchlaufen, kann man die Bewerbungsunterlagen überhaupt nicht absenden.
Wird man nun eingeladen, empfängt einem ein Anschreiben, welchen den Bewerber als Bittsteller dastehen lässt – wie ich finde.
1. Man hat selber einen vorgegebenen Termin zu bestätigen. Dass die Personalmitarbeiter den Bewerber anrufen und ihm die erfreuliche Nachricht mitteilen: Fehlanzeige.
2. Das „Gespräch“ besitzt einen stocksteifen Charakter.
2a. Der Bewerber soll in einem Referat – ich musste diese Forderung dreifach lesen – seine Vorstellungen über den Aufgabenbereich und seine Qualifikationen hierzu darstellen.
Statt, dass die Vorgesetzten etwas zu den Aufgaben erzählen, sich selbst vorstellen und der Bewerber sich vorstellt, man sich so also kennen lernt und sieht, ob man auf einer Wellenlänger liegt, sodass produktiv zusammengearbeitet werden kann, muss hier der Bewerber Rätselraten betreiben und ggf. blöd vor versammelter Mannschaft – die bei Behörden immer eher sehr groß ist - dastehen. Eine Aufgabe, die nur Großmäuler gut beweltigen können, denn die Aufgabe ist ziemlich absurd.
Diese Aufgabe untergräbt auch noch sämtliche Fragen, welcher der Bewerber hat, wenn er Fragen zu den Aufgaben hätte und diese persönlich und nicht am Telefon klären möchte. (So wie es sich eigentlich gehört)
2b. Dann folgt eines der unsinnigsten Wichtigtuer-Erfindungen der letzten Jahre, eine Methode aus einem Assessment-Center.
Nur Firmen, welche überhaupt keine Menschenkenntnis, kein Einschätzungsvermögen und kein Zutrauen zu Menschen haben, verwenden noch Assessment-Center.
2c Damit der Bewerber bloß nichts von der Stelle und von dem erfährt, was eigentlich die Firma anbietet – immerhin wäre Arbeit ja eigentlich eine Art Tauschgeschäft – folgen dann noch spezifische Fragen auf das Anforderungsprofil.
Das ganze Bewerbungsgebaren stammt scheinbar alles noch aus Zeiten in denen wir unter einer Wirtschaftskrise zu leiden hatten und niemand freiwillig Mitarbeiter wollte. Die Stadt München sollte dies nun allerdings bewerberfreundlicher gestalten.
Arbeit ist immerhin ein Geben und Nehmen gleichberechtigter Partner.
Mir fehlte: Ein Gespräch auf Augenhöhe.
Vernünftige und sinnvolle Fragen an den Bewerber und keine Fragen aus dem Bewerbungsratgeber um die Zeit zu füllen.
Ein Gespräch mit der Fachabteilung oder den Mitarbeitern vor Ort. Denn die Stadt München ist groß und hat verschiedene Referate etc. in unterschiedlichen Gebäuden in unterschiedlichen Stadtteilen.
Wie soll der Bewerber einen Eindruck von seinem Arbeitsort haben, wenn man ihm diesen vorenthält?
Friss oder stirb, auch wenn das Gebäude grauenhaft ist und die Kollegen evtl. ebenso schlimm sind?
Das iTüpfelchen kommt noch: Trotz einer sehr hohen Qualifikationsanforderung (Hochschul-Abschlüsse) gibt es nur eine minderwertige Eingruppierung. Höhere Eingruppierung wäre möglich - wird aber umgangen - und Täte den realen Münchner Kosten realistischerweise sehr gut, denn ohne hohen Verdienst kann hier kaum gelebt und gearbeitet werden.
Leider ist das komplette Bewerbungsprozedere viel zu kompliziert, viel zu steif, viel zu verkopft und nicht zielführend.
Schade.