Noch nie hatte ich ein so schlechtes Gefühl sowohl auf dem Weg zur Arbeit als auf dem Nachhauseweg.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre der Kollegen unter einander ist umstandsbedingt zwar manchmal angespannt, an sich allerdings sehr positiv und fast freundschaftlich. Die Atmosphäre zwischen Mitarbeitern und Management ist allerdings extrem negativ geprägt und durch das Fehlen von Kommunikation, Wertschätzung und Respekt gekennzeichnet.
Kommunikation
Die Unternehmenskultur schreibt zwar regelmäßige, sogar tägliche Mitarbeitermeetings vor und zu prä-Corona Zeiten wurden diese auch durchgeführt, aber aktuell ist dem nicht der Fall. Die Kommunikation ist im besten Fall unvollständing. Es werden Richtlinien oder Abläufe eingeführt und Anweisungen gegeben, die in der Praxis durch Kurzarbeit, Personalknappheit und fehlende Kontrollmöglichkeiten nicht realisierbar sind.
Kollegenzusammenhalt
Grundsätzlich kann man stets, auch abteilungsübergreifend mit den Kollegen rechnen. In einzelnen Situationen wird zwar nach dem Mantra "Nicht mein Job" und "Dienst nach Vorschrift gedacht", aber im Grunde ziehen alle an einem Strang.
Work-Life-Balance
Die Gastronomie und die Hotellerie sind branchenweit ein Feind der Work-Life-Balance. Der Charakter der Dienstleistung und das Arbeiten in Schichten, zu Sonn- und Feiertagen bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich.
Was ich persönlich trotzdem einfordere ist eine Beachtung angemessener Pause- und Ruhezeiten. Zusätzlich sollten kurzfristige Änderungen des Dienstplanes und das Kontaktieren von Mitarbeitern außerhalb der Arbeitszeiten sowie Überstunden auf das absolut notwendige Minimum begrenzt werden. Bedingt durch Kurzarbeit und eine in dem betreffenden Haus alarmierende Personalknappheit sind diese Aspekte in meiner Erfahrung eher die Regel als die Ausnahme. Auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krisensituation sind diese Umstände für mich inzwischen untragbar. 90% der aktuellen Kollegen teilen diese Einschätzung und hadern offen mit dem Gedanken, die Kündigung einzureichen. Mehrere Mitarbeiter haben den Standort in den letzten Monaten bereits verlassen.
Vorgesetztenverhalten
Die oben erwähnten Einschätzungen sind unter den gegebenen teils auch politischen Umständen durchaus zu rechtfertigen und zum Teil auch unvermeidbar. Jedoch sollten Mitarbeiter, die diese Tatsachen mittragen, mit einem großen Maß an Respekt, Verständnis und Wertschätzung behandelt werden. Als Gastgeber stehen wir jeden Tag an vorderster Front. Wir gehören im Großteil zu den niedrig verdienenden und eine Mehrheit der Gesellschaft spricht unserem Beruf kein hohes Ansehen zu. Wir arbeiten in einem großen Hierarchiegefälle, in dem der Gast König ist. Motel One ist als Gruppe unbestritten in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter, was das Mitarbeitermanagement angeht. Allerdings stellt die aktuelle Situation Bewehrtes unter neues Licht. In den letzten Monaten lastet vor allem auf uns Arbeitnehmern ein großer Druck. Wir übernehmen mehr Verantwortung, decken Bereiche ab, für die vor nicht allzu langer Zeit nicht zu in unsere Abteilung fielen. Ich wünsche mir von meinen Vorgesetzten unter diesen Umständen einen starken Rückhalt. Oftmals ist es schwierig, die zahlreichen krisenbedingten Einschränkungen am Gast durchzusetzen. Dieser Rückhalt existiert nicht.
Interessante Aufgaben
Die ketteninternen Strukturen und Standardisierungen machen das Arbeitsgebiet interessant und in der Theorie sehr angenehm. Personalknappheit, Unterbesetzung und eine angespannte Situation erschweren allerdings auch diesen Bereich.
Gleichberechtigung
Zu diesem Punkt habe ich geringe Erfahungswerte.
Umgang mit älteren Kollegen
Im Betreffenden Haus sind die meisten Mitarbeiter eher jung.
Arbeitsbedingungen
Das Stehen an der Rezeption stellt einen gänzlich unergonomischen Arbeitsplatz dar. Trotz verstellbarer Bildschirme ist dieser kaum auf jede Körpergröße ausgelegt. Auch die langen Wege im Servicebereich und die fehlenden Lagerkapazitäten sind zu bemängeln.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Kette vermarktet sich als umwelt- und sozialbewusst und hat viele richtige Schritte in die richtige Richtung getan. Trotzdem gibt es in vielerlei Hinsicht großes Verbesserungspotenzial.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Benefits geben der Kette mit Sicherheit eine Sonderstellung in der Hotellerie. Jedoch ist das gezahlte Gehalt vor den oben beschriebenen Hintergründen meiner Meinung nach keineswegs leistungsgerecht.
Image
Die aktuelle Situation und die Verfahrenheit der Situation lassen mich am Image zweifeln, in das ich im Grunde großes Vertrauen habe.
Karriere/Weiterbildung
Aktuell ist dieser Punkt nicht zu bewerten.