Viel Schein, wenig Sein- Potemkin wäre stolz auf dieses Unternehmen!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Der Kollegenzusammenhalt ist für die Rahmenbedingungen sehr gut, auch wenn er beginnt zu bröckeln.
Die Kantine ist gut und die Bezahlung und die Sozialleistungen zumindest nicht schlecht.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Auf Broschüren wirkt alles super, in der Realität wird nichts davon umgesetzt.
- Wasser predigen und Wein saufen ist hier Volkssport. Qualität wird groß geschrieben, aber Produktion ist wichtiger. Arbeitssicherheit hat oberste Priorität, aber Schnelligkeit und Geld sind noch weiter oben. Wertschätzung und Blick auf die Zukunft sind wichtige Bausteine, sie dürfen nur nichts kosten. Alles ist irgendwo beschrieben, aber keiner hält sich daran. Das geht immer so weiter.
- Ständig wird betont, dass es doch kein Geld gibt, dass man sich das nicht leisten kann, weil es dem Unternehmen so schlecht geht. Aber die Jammerei des Vorstands auf den Betriebsversammlungen deckt sich nicht mit der veröffentlichten Rendite im Unternehmensregister.
- Es gibt gute Abteilungen, aber in der Regel sind Druck, Mehrarbeit, Angst, Bloßstellung und Drohungen die (fast) ausschließlich verwendeten Werkzeuge der Führung. Lob gibt es keines, Kritik ist immer persönlich und Konsequenz ist immer die Drohung mit Kündigung.
- Die Abteilungen kämpfen gegeneinander. Es wird um Kleinstbeträge gestritten, auf wessen Kostenstelle sie gehen, das eigene Ziel ist wichtiger als das Ergebnis.
Verbesserungsvorschläge
Eine Hand voll Dinge würden schon viel verbessern:
- Die Aussagen und Aufforderungen auf den vielen bunten Bildern, Postern und Broschüren auch leben und einhalten (Kommunikation, Offenheit, Wertschätzung, Zukunft, ...)
- Zu gemachten Aussagen stehen und diese nicht nach Tagesform und Wetterlage anpassen.
- Ideen der Mitarbeiter und Führungskräfte nicht grundsätzlich mit "Dafür haben wir kein Geld" begegnen.
- Eine Führungs- und Fehlerkultur leben, bei der Entwicklungen und Irrtümer möglich sind.
- Miteinander reden und arbeiten, statt nebeneinander oder gegeneinander.
Arbeitsatmosphäre
In der Abteilung gut, sobald es abteilungsübergreifend wird eine Katastrophe.
Kommunikation
Es gibt sie, aber sie ist schlecht. Wichtige Informationen werden zurückgehalten, verschlungene Entscheidungspfade gnadenlos ausgenutzt. Umsätze werden grundsätzlich kommuniziert, Kosten und Gewinne müssen kämpferisch erfragt, bzw. öffentlich gesucht werden.
Kollegenzusammenhalt
Kollegen auf einer Ebene halten zusammen, aber man bemerkt den ständigen Kampf zwischen "denen da oben" und "denen da unten".
Work-Life-Balance
Auf dem Papier Gleitzeit, aber die Erwartung ist ständige Erreichbarkeit, da es überall an Personal fehlt.
Vorgesetztenverhalten
Hängt sehr stark vom Vorgesetzten ab. Manche sind vorbildlich, einige "verhauen" ihre Mitarbeiter mit den Unternehmensleitsätzen, damit diese überhaupt für etwas gut sind.
Interessante Aufgaben
Man bekommt die Aufgaben, die sind manchmal sogar interessant, aber man bekommt weder die Zeit, noch die Mittel, um sie auch zu erledigen.
Gleichberechtigung
Über die Produktion kann ich nichts sagen, in der Verwaltung habe ich keine Probleme festgestellt.
Umgang mit älteren Kollegen
Alt = teuer, also weg damit. Was über diesen Sparwahn an Wissen und Erfahrung verloren geht, kann durch die restliche Belegschaft nicht aufgefangen werden.
Arbeitsbedingungen
Die Räume sind muffig und dunkel, die Beleuchtung zu schwach oder zu grell, die Möbel sind "Erbmasse" des Vorgängers, da neue ja Geld kosten. Und die Krönung: Die EHS-Abteilung schreibt "Ergonomie" als großes Thema aus, aber ergonomische Arbeitsmittel gibt es erst, wenn es schon zu spät ist (Bandscheibe, oder so) und der Trend geht zum Großraumbüro mit einem Lärmpegel wie auf dem Wochenmarkt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Für das Produkt, bzw. den Kunden ist es auf dem Papier das umweltfreundlichste Unternehmen überhaupt. In der Produktion wird aber mit Energie und Material umgegangen, als gäbe es kein Morgen. Stückzahl ist viel wichtiger und Einsparmaßnahmen kosten ja Geld.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist nicht schlecht, die weiteren Leistungen (Unfallversicherung, freiwillige Lohnfortzahlung, Altersvorsorge, ...) sind auch gut, aber zum fünften Stern fehlt eine nachvollziehbare Begründung für Einstufungen.
Image
Wenn das Unternehmen früher nicht so eine sichere Bank gewesen wäre, wäre man hier bei null. Der Umgang mit den Mitarbeitern, der Umgang mit Kunden und Lieferanten und der Umgang mit Dienstleistern haben es noch nicht fertig gebracht, alles des früheren Images einzureißen. Aber sie sind auf einem "guten" Weg.
Karriere/Weiterbildung
Für Papageien und Selbstdarsteller die optimale Firma. Leistung führt zu noch mehr Arbeit unter den gleichen Bedingungen, aber wer viel heiße Luft produziert und körperliche Anwesenheit zeigt, wird befördert, ohne etwas zu können. Wobei es Abteilungen gibt, die es etwas anders handhaben. Die scheitern dann aber am Geld, welches fehlt.