Unprofessioneller Telefonie-Gulag
Gut am Arbeitgeber finde ich
Meinen letzten Arbeitstag. Ein Callcenter zu verlassen und zu wissen, dass man nicht wiederkommt, ist unbeschreiblich schön.
Arbeitsatmosphäre
Ständige Kritik und Versuche, die Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu drängen - bei SPS mit der Pritsche, statt durch Motivation.
Kommunikation
Nicht existent. Die mittlere Führungsebene besteht ausschließlich aus schwatzenden und tratschenden Freundinnen. Unangenehmen Themen und Gesprächen geht man aus dem Weg (ausser die Unangenehmlichkeiten betreffen den Arbeitnehmer).
Kollegenzusammenhalt
Nette, belastbare Menschen mit hohen Nehmerqualitäten und garantiert ohne störende Träume oder Ambitionen.
Work-Life-Balance
Es wird strategisch Druck aufgebaut um die Arbeitsmoral zu steigern - diesen nimmt man oft mit nachhause.
Vorgesetztenverhalten
Unprofessionell (siehe Kommunikation). Allgemein wirkt die mittlere Führungsebene wie eine Gruppe Schülerinnen auf Klassenfahrt. Das Getratsche ist teilweise schmerzhaft ("also, an meine Fingernägel lasse ich keine Japsen").
Interessante Aufgaben
Telefonie. Punkt.
Gleichberechtigung
Telefonie, Telefonie, Telefonie... hin und wieder wird auch telefoniert. Alle dreißig Sekunden plärrt ein enttäuschter Kunde in die Leitung - dabei nimmt man als Callcenter-Special-Agent (mit Lizenz zum Vertrösten) nicht ab, sondern wird direkt verbunden. Optimal, wenn man innerhalb der nächsten fünf Jahre einen fatalen Herzinfarkt geplant hat.
Gehalt/Sozialleistungen
Zum verhungern zu wenig.
Karriere/Weiterbildung
Nur über Vitamin B (oder mit besonders bunt lackierten Nägeln).