Öffentlicher Dienst, der zum BWL-Unternehmen mutiert
Gut am Arbeitgeber finde ich
Trotz aller Mängel in der Kommunikation ist es eine lockere Arbeitsumgebung und durch den ÖD ein sicherer Arbeitsplatz. Mein Gehalt ist zwar im Vergleich zu meinen Bekannten ein Witz, dafür behalte ich meinen Job und muss nicht für drei arbeiten wie meine Cousine oder mich abends in den Schlaf wälzen vor Arbeitsdruck. Wir haben auch Spaß im Büro und keiner steht wird überwacht und macht den anderen fertig.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Zu viele Unternehmensberatungen, zu viele BWLer. Immer mehr Vorgesetzte, die nur studiert aber nie gearbeitet haben. Und immer mehr Druck um die Gehälter am Boden zu halten statt fairer Entlohnung. Und das wird immer schlimmer.
Verbesserungsvorschläge
Besserer Kommunikatinsfluss von oben nach unten und vor allem mehr Chancen für Menschen, die nicht studiert haben. Ich muss nicht Master sein, um Abrechnungen zu machen, wenn ich vorher zehn Jahre die Tätigkeit in Vertretung gemacht habe. Auch Menschen ohne Studium haben die Intelligenz derer, die meinen alles aus Lehrbüchern erfahren zu haben.
Arbeitsatmosphäre
Kollegen sind locker, Vorgesetzte manchmal auch. Es gibt noch nicht den massiven Druck, wie ich ihn von einem Privatunternehmen kenne. Entspricht aber auch nicht mehr dem Klischee des faulen ÖD. AGL und Mitarbeiter stehen auch mal zusammen gegen BL. Und es sagt keiner was, wenn man mal privates austauscht oder mit dem Kaffee vor der Tür steht. Machen die Vorgesetzten auch, stehen auch mal dabei.
Kommunikation
Wie gesagt, im Zweifel zum PR gehen. Anders kriegt man keine relevanten Infos.
Kollegenzusammenhalt
Muss sein, wenn es immer mehr Chefs gibt, die sich noch hochgearbeitet haben, sondern den Posten bekamen, weil sie studiert haben. Da müssen die Kollegen zusammenhalten.
Work-Life-Balance
ÖD. Nicht mehr wie früher, aber auf sein Recht zu beharren sorgt auch nicht für berufliche Nachteile. Ganz ehrlich? Wenn ich von Freunden höre was in der Privatwirtsschaft abgeht bin ich froh im ÖD tätig zu sein. Ich kann ohne Stress Feierabend machen und muss mich nicht mit Panik vor dem nächsten Tag in den Schlaf wälzen.
Vorgesetztenverhalten
Im Zweifel muss man über den PR gehen. Mancher Geschäftsbereich hat gute Vorgesetzte, drei (alle im Office angesiedelt) dagegen haben Chefs, die immer Mitarbeit und Information verlangen, den Mitarbeiter selbst aber nicht informieren über Änderungen oder die Zukunftsplanung.
Interessante Aufgaben
Wie das so ist, es gibt gute und schlechte Aufgaben. Und die WBD bieten für jeden etwas.
Gleichberechtigung
Frauen und Behinderte werden bevorzugt behandelt. Verwandte und Ehepartner sowieso.
Umgang mit älteren Kollegen
Schwerbehindertenvertretung, Personalrat, Gesundheitsmanagement, Integrationsamt. Alle mit Macht.
Arbeitsbedingungen
Gleitzeit, professionelle IT, es gibt Dienstwagen die man sich leihen kann, Wasser wird zur Verfügung gestellt und es gibt Kooperationen mit der Stadt-Kantine. Auch zerstört es nicht die Karriere wenn man pünktlich Feierabend machen. In der Hinsicht noch positiv ÖD.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Immer auf dem neusten stand, es wird versucht Hybrid und Solaranlagen einzuplanen. Naja, Hauptgeschäftsfelder sind Abfall, Grünunterhaltung und Abwasser. Da kann man den Müll nicht einfach vergraben.
Gehalt/Sozialleistungen
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft Stellenausscheibungen neu veröffentlicht werden, weil versucht wird, noch weiter das Gehalt zu drücken. Es gibt Kollegen, die ihre Arbeit hochqualifiziert machen und mit EG6 in der Verwaltung abgespeist werden, während sie Bestellungen bis 50,000€ im System als sachlich richtig zeichnen dürfen. Gleichzeitig bekommt die Ehefrau eines GBL bereits EG12. Warum? Weil sie die Ehefrau ist, reicht doch als Qualifikation. Was EG6 bei einem qualifizierten Sachbearbeiter und EG12 bei einer GBL-Frau ohne entsprechende Tätigkeit bedeuten, kann man nachlesen. Einfach "TVöD Entgelttabelle" googlen.
Image
ÖD. Wir werden alle als faul angesehen trotz 39 Stunden Woche und Überstunden. Daran wird sich wohl nie was ändern.
Karriere/Weiterbildung
Die WBD will nur noch Studierte. Egal ob auch ein Realschüler die Qualifikation und Fähigkeiten hätte. stelle in der Buchhaltung mit EG9? Tja Pech, entweder Abi mit Studium oder du kannst auch als Mathegenie dich nicht bewerben. Ihr wollt nicht wissen wie oft Stellenausschreibungen neu veröffentlicht werden, weil die Personalabteilung darauf behaart, dass nur ein Studierter die Arbeit machen kann. Und immer zeigt sich im Nachhinein, dass diese Masters und Bachelor nichts können, außer das Lehrbuch zu zitieren und den Menschen mit dreißig Jahren Erfahrung zu sagen, dass sie nicht wissen, was sie tun. Was Unternehmensberatungen eben so anrichten.....