Technologische Sackgasse mit angestaubtem Unternehmensgeist, ohne Chance auf Weiterbildung.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Optisch ansprechendes, sehr sauberes Gebäude, öffentlich einigermaßen gut angebunden, barrierefreier Zugang zum gesamten Gebäude, (fast) wöchentliche Besuche eines Arztes. Internationale Teams.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Angestaubte Art zu arbeiten, die Kernzeit von 7(!) Stunden, unbegründete Verweigerung von Home Office, gratis Kaffee und Obst sollte eine Selbstverständlichkeit sein, überheizte und laute Großraumbüros, selbst zu Corona-Zeiten nur 3 Desinfektionsmittelspender im gesamten Gebäude, Raucherplätze nicht von Nichtraucherplätzen getrennt, die Küche besteht aus drei Mikrowellen, einem Kühlschrank und zwei Kaffeemaschinen
Verbesserungsvorschläge
Stärker auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, weniger Kontrollzwang, lockerere Work-Life-Balance-Möglichkeiten, weniger Angst vor fremder Technologie, DEUTLICH mehr Weiterbildungsmöglichkeiten, deutlich mehr Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien anstatt eines ungenutzten Prestige-Golfplatzes, mehr Interesse an Feedback von den Angestellten.
Arbeitsatmosphäre
Es gibt praktisch kein Feedback über die Qualität der Arbeit, oder wo man sich noch verbessern könnte.
Kommunikation
Man fühlt sich oft verloren, es wird wenig Information von oben nach unten weitergereicht. Input von unten wird oft nicht gehört oder gar gewollt.
Kollegenzusammenhalt
In dem Team, dem ich angehörig bin, wird sehr offen und entspannt miteinander geredet, man nimmt sich gern Zeit für die Fragen des jeweils andern. Grundsätzlich herrscht eine sehr respektvolle Atmosphäre, was vor allem als Berufseinsteiger sehr zu schätzen ist. Basierend auf Kollegenberichten ist das allerdings eher die Ausnahme.
Work-Life-Balance
Es herrscht eine Kernzeit von 7(!) Stunden (9:00 - 16:00). Home Office ist rein in Ausnahmefällen erlaubt, auch Corona hat daran nichts geändert. Überstunden erlöschen am Ende des Monats, was den Aufbau eines Zeitpuffers unmöglich macht. Einen ganzen Tag Zeitausgleich zu nehmen ist grundsätzlich nicht erlaubt und die wenigen Ausnahmen in denen ich es erlebt habe waren sehr ungern gesehen. Arbeit aufs Wochenende zu verschieben wird kategorisch abgelehnt. Wer aus privaten Gründen mehrmals vor dem Ende der Kernzeit gehen muss wird als unmotiviert betrachtet.
Vorgesetztenverhalten
Oft wenig Anerkennung durch Vorgesetzte. Es gibt praktisch kein Feedback über die eigene Leistung, nur ein flüchtiges "Danke" nach größeren Crunch-Etappen. Vereinzelte Team Leiter geben sich Mühe und versuchen sich um ihr Team zu kümmern, allerdings ist das laut Gesprächen mit Kollegen eher die Ausnahme.
Corona wird nicht ernst genommen und teilweise als "nicht existent" und "Medienlüge" betrachtet. Empfehlungen der Regierung werden kategorisch ignoriert, Home Office wird nur erlaubt wenn die Regierung es ausdrücklich vorschreibt.
Interessante Aufgaben
Die Firma arbeitet stark nach einem do-it-yourself-Prinzip. Selbst kostenlos verfügbare und gut etablierte Technologien werden nachgebaut oder stehen im Gespräch nachgebaut zu werden, da das Management nicht abhängig sein möchte. Das kann interessant sein.
Gleichberechtigung
Weder sonderlich negative, noch sonderlich positive Erlebnisse. Team Leiter sind gemischt, allerdings leicht männerlastig. Grundsätzlich sind deutlich mehr Männer angestellt als Frauen.
Arbeitsbedingungen
Das Gebäude ist ein Neubau. Die Luft ist stickig, das Großraumbüro wirkt gepfercht. In manchen Abteilungen bringt der Trittschall die Bildschirme auf den Tischen zum Wackeln. Es ist laut und im Sommer teilweise unerträglich heiß. Wer Ventilatoren mitnimmt wird gebeten, bei Beschwerden mit der Lüftung doch bitte die Haustechnik zu kontaktieren. Diese werden allerdings meist ignoriert, es herrscht der allgemeine Konsens, dass es "nichts bringt".
Jedem Mitarbeiter werden vernünftige PCs und zwei FullHD+ Bildschirme zur Verfügung gestellt. Die Tastatur, die mir gegeben wurde, war mehr als unhygienisch. Beim Umdrehen flogen Staub und abgekaute Fingernägel aus den Tasten. Die meisten Kollegen kaufen sich diese selbst, da anscheinend auch ergonomisches Equipment nicht angeboten wird. Die Tische sind sehr klein und mit einem Metallrahmen versehen, der für mehrere Kollegen unangenehm kalt ist, außerdem nicht höhenverstellbar, was für große Kollegen sehr unangenehm ist. Die Sitze sind grundsätzlich ganz okay, allerdings funktionieren die Armlehnen nicht und Kopfstützen fehlen auch gänzlich. Eigene Stühle mitzunehmen ist nicht erlaubt. Es gilt eine clean desk policy.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt keine Auflademöglichkeiten für Elektroautos in der firmeneigenen Tiefgarage. Der Campus-Shuttlebus bleibt auch vor der Firma stehen. Im Gebäude werden Lichter automatisch abgeschalten, wenn Bewegungsmelder keine Bewegung nach 20 Uhr mehr erkennen. Die einzigen zwei, von der Firma zur Verfügung gestellten Kaffee-Maschinen sind Nespresso-Kapselmaschinen, allerdings haben sich mehrere Kollegen zusammengetan und eine Filter-Maschine gekauft. Es gibt (angeblich bewusst) keinen Snack-Automaten. Es wird kein Obst oder anderwertig Gesundes zur Verfügung gestellt, nur Milch und vegane Ersatz-Drinks.
Gehalt/Sozialleistungen
Branchenunüblich tief. Es wird nur sehr knapp über dem Kollektivvertrag bezahlt. Gehälter kommen grundsätzlich pünktlich. Kaffee und gesunde Snacks werden nicht kostenlos zur Verfügung gestellt.
Image
Nach außen hin scheint die Firma ein gutes Image zu haben, allerdings reden Kollegen tendenziell schlecht über die Firma. Viele neue Entwickler kündigen nach kurzer Zeit wieder.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt kaum bis keine Aufstiegschancen. Weiterbildungen werden nicht angeboten, nur Anschulungen an eigene Produkte. Es gibt zwar ein Auditorium mit Vorträgen für Business Kunden, allerdings wird dieses nicht (wie auf der Website behauptet) für weiterbildende Vorträge genutzt. Da die meisten Technologien aus dem eigenen Haus kommen und kaum Fremdes verwendet wird, fühlt sich die Zeit wie eine Sackgasse an. In der Firma Gelerntes lässt sich praktisch nicht in anderen Firmen verwerten. Dies geht Hand-in-Hand mit dem do-it-yourself-Prinzip, laut dem so wenig fremde Technologien wie möglich verwendet werden soll.