Kurze Episode bei ÖRAG - die Entscheidung wegzugehen war gut
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gleitzeit, öffentliche Anbindung
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Sämtliche genannte negative Punkte in meinen Ausführungen.
Verbesserungsvorschläge
Ich lese bereits seit vor meiner Kündigung diese Rezessionen und habe lange überlegt ob ich auch eine schreiben sollte. Leider muss ich sehr vieles der anderen Ex-Kollegen bestätigen. Und es stimmt, dass die positiven Bewertungen unerklärlich sind und vermutlich von ÖRAG selbst geschrieben wurden. Sehr geehrter Vorstand! Sie sind offensichtlich mit der jetzigen Situation zufrieden und glücklich. Andernfalls hätten Sie schon längst Änderungen veranlasst. Bitte lesen Sie meine Bewertung! Ich möchte gleich anmerken, dass ich nicht mehr für ein Gespräch zur Verfügung stehe
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre ist durchwachsen. Die allgemeine Stimmung und Motivation ist nicht gut. Ich merkte, dass jeder irgendwie demotiviert und überfordert ist.
Kommunikation
Funktionierte überhaupt nicht. Manches wurde über das Intranet bekannt gegeben, aber wenn man es ohnehin schon weiß. Informationen bekommt man über 5 Ecken oder Flurfunk. Das funktionierte noch am besten.
Der Vorstand schickte wegen Corona viele E-Mails mit viel Text aber wenig Inhalt. Es ging nur um Eigenlob und wie toll ÖRAG ist. Außerdem wurde viel geschrieben warum Home-Office absolut ausgeschlossen ist mit immer anderen Begründungen.
Kollegenzusammenhalt
Man musste aufpassen wen man sich anvertraut. Die Kollegen behielten oft die Dinge nicht für sich und gaben Vertrauliches weiter. Wenn es hart auf hart kommt stand man alleine da. Es gab zu viel Stutenbissigkeit.
Work-Life-Balance
Ich empfand das Gleitzeit-System als in ordnung. Urlaub konnte man beantragen, die Freigabe dauerte nur sehr lange. Es gab keine funktionierende Urlaubsvertretung. Nach dem Urlaub hatte man so viel aufzuarbeiten dass man wieder Urlaub brauchte.
Vorgesetztenverhalten
Die Teamleitung (KCM) war umgänglich und kompetent und half bei fachlichen Themen weiter. Ein KCM durfte aber nichts entscheiden und musste immer das O.K. vom Vorstand einholen. Diese Entscheidungen dauerten sehr lange und man wurde vertröstet.
Das Wohl und die Sicherheit der Mitarbeiter zählte nicht viel. Am Tag des Terroranschlags in Wien warnte die Polizei den ganzen Tag davor, in die Innenstadt zu gehen. Von ÖRAG kam erst keine Information und viel später die Mitteilung, man musste bis 10 Uhr im Büro sein. Wenn man sich nicht sicher fühlte, DURFTE man sich ausnahmsweise einen Urlaubstag nehmen. Die Mitarbeiter die doch in die Firma gingen bekamen als Dankeschön 2 Stunden geschenkt.
Beim Thema Corona sah es auch dermaßen aus.
Interessante Aufgaben
Die Hausverwaltungstätigkeit war interessant. Man kam nicht ausreichend dazu, da man ein halber Buchhalter ist und Arbeiten machen musste, die in anderen Hausverwaltungen normalerweise die Buchhaltung macht. Das System war so kompliziert, dass man sehr viel Zeit damit vergeuden musste. Es wurde jedes Telefonat zum Hausverwalter weitergeleitet man musste sich viel Zeit mit Einziehungsaufträgen und administrativen Dingen auseinandersetzen.
Arbeitsbedingungen
Es war ein ständiges kommen und gehen in allen Abteilungen, daher brauchte man viel Zeit um alles immer neu zu erklären. Das allgemeine Niveau sinkt. Das bestätigten mir auch langjährige Kollegen. Beim Umgang mit der Corona-Pandemie war ÖRAG nicht mitarbeiterfreundlich. Home-Office wird kategorisch abgelehnt. Man musste zwingend im Büro mit mehreren anderen Kollegen anwesend sein. Die einzigen Maßnahmen waren Masken und das Verrücken der Tische. Kein Mensch trug im Büro eine Maske. Die Abstände hielt nach meiner Beobachtung fast niemand ein. ÖRAG musste froh sein, dass es hier keine Kontrollen gab.
Eine Frechheit war der FREIWILLIGE Corona-Schnelltest. Man wurde einfach eingeteilt und hatte keine Möglichkeit den Test abzulehnen. Danach wurde sich in einem E-Mail vom Vorstand über die zahlreiche Teilnahme BEDANKT. Ich empfand dies als Verhöhnung!
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Mitarbeiter waren dem Unternehmen völlig egal. Das betraf vor allem den Umgang mit der Corona-Pandemie. Es heißt die Unternehmen sollen Home-Office ermöglichen wo immer das möglich ist. Es wäre sehr leicht möglich gewesen. ÖRAG war hier unbeweglich und unflexibel. Als Begründung wurden die Wünsche der Auftraggeber und die Nähe zum Kunden genannt. Alle wissen dass das eine vorgeschobene Lüge war. Viele Geschäftspartner wunderten sich. Auch viele Auftraggeber waren im Home-Office. Andere Hausverwaltungen können dies auch. Aus informierter Quelle musste ich erfahren, dass es hier mehr um Geld, erforderliche Investitionen und um Angst vor Kontrollverlust über die Mitarbeiter ging. Das war für uns wie ein Schlag ins Gesicht. Meine Gesundheit (Büro, U-Bahn, Straßenbahn) war ÖRAG weniger wichtig als Kontrolle und Profit. Bei meinem neuen Arbeitgeber ist mir schon beim Vorstellungsgespräch Home-Office angeboten worden. Nicht ob es möglich ist, sondern wann ich möchte und ob ich einen Laptop benötige. Uns wird hier vom Chef dringend geraten von Zuhause zu arbeiten, weil wir Mitarbeiter das höchste Gut sind und unser Wohl der Erfolg des Unternehmens ist. Bei ÖRAG nicht!
Gehalt/Sozialleistungen
Auf den ersten Blick war das Gehalt etwa Branchenschnitt. Wenn aber die Verantwortung betrachtet wurde, das Aufgabengebiet, die Fülle an Arbeit dann ergab das ein anderes Bild. Es gab auch kaum Benefits für Mitarbeiter. Die Sodexo-Gutscheine waren nett gemeint, möchte ich aber nicht näher kommentieren. Ich bekomme beim neuen Arbeitgeber angeboten: gratis Nespresso-Cafe, Obst, Saft, gratis Jahreskarte, Diensthandy zur Privatnutzung, Tageweise Home-Office, uvm. Ich denke bei ÖRAG wäre das undenkbar.
Image
Trügerisch. Nach außen Hui, nach innen Pfui. Wenn es um Google-Bewertungen ging wurde die halbe Firma nervös. Wenn es um Mitarbeiter ging blieb es sehr ruhig. In der Branche hat ÖRAG aber schon den Ruf, Mitarbeiter nicht halten zu können.