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Invoco
Bewertung

Callcenterjob: ist hier ganz okay

2,8
Empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat bis 2016 bei Invoco Sales GmbH in Hamburg gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Dank des "Premium-Auftraggebers" liegen hier die Löhne etwas übern Mindestlohn. Immerhin! Die Aufgaben sind meistens interessant; da kommt keine Langweile auf; und das Arbeitsklima unter den Mitarbeitern ist gut. Das Management ist um fairen Umgang bemüht trotz gewisser Reibungen im Tagesgeschäft. Mitarbeiter kriegn bezahlt, das was sie arbeiten. Jede Minute.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Für die meisten unschönen Aspekte gilt: Das ist ein Callcenter. Da gibts nirgendwo richtig gute Arbeitsbedingungen, TOP-Vergütung oder ein supertolles Arbeitsumfeld.

Es gipt hier viel Fluktuation bei den Mitarbeitern und in der unteren Führunggschicht. Das geht besser. Hier wird stark gesiebt. Der Leistungdruck im oberen Supportlevel ist hoch, die Zeit für die Fallbearbeitung oft zu knapp. Es kann schwierig werden die Aufgaben angemessen abzuarbeiten. Stress durch fehlende Bearbeitungszeiten. Die Regularien die sich die Geschäftsleitung ausdenkt, sind etwas zu streng und nicht sehr realistisch.

Man sollte den Angestellten 4 Tage mehr Urlaub gewährn, schon darum dass hier die Anforderungen der Gesetzgebung erfüllt werden. Häufigere interne Leistungswettbewerbe wären schön (das macht Spaß!), und die dann mit 1-2 Tagen Urlaub vergüten im Gewinnfall und sowas. Man könnte besonders gut arbeitende Mitarbeiter überhaupt etwas besser vergüten. Ein einzelner Euro kann hier Wunder bewirken, zum Beispiel, dass der betreffende Mitarbeiter dann eben nicht geht.

Ich bin gegangen, weil genau dieser eine Euro fehlte. Das sind immerhin 10 Prozent vom Gehalt - und ich will im Leben ja noch vorwärts kommen! Das Gehalt war mir zu niedrig, andere Firmen bieten hier etwas mehr und auch mehr Urlaub. Wer hier länger als ein halbes Jahr bleibt, ist entweder eine treue Seele oder ziemlich verzweifelt. Einen neuen und besser bezahlten Job hat man spätestens in einer Woche.

Die intenen Reguliarien zum Werben von Mitarbeitern führen dazu dass man jede Lust verliert Mitarbeiter für das Unternehmen zu werben. Hat vielleicht alles irgendwo seine Berechtigung aber so funktioniert das halt auch nicht. Viel zu umständlich! Am Ende bekommt man seine Prämie dann doch nicht.

Dann lässt an es halt.

Dieses Callcenterprojekt am Standort Hamburg ist im Kern nur ein Subunternehmung eines großen amerikanischen Konzerns der alle Aspekte des Arbeitsalltags im Detail durchregelt. Mit dieser Methode kann der sich fein aus seiner Verantwortung rausstehlen, was ihm im Bereich der Besteuerung in der EU auch schon sehr glückte.

Meine private Meinung ist, dass dieser Auftraggeber sich ggf. noch ganz knapp an die Gesetze hält (schon hier habe ich deutliche Zweifel) aber das bedeutet längst noch nicht dass ich es für moralisch vertretbar halte, wie dieser Konzern seine Geschäfte macht.

Diese Abhängigkeit von einem streng regulierenden US-Konzern als Auftraggeber muss man nicht immer gut finden. Das erklärt aber vermutlich warum Mitarbeiter im Krankheitsfalls (und seien es nur wenige Tage!) schlimm und sehr unfair behandelt werden. Krankheit gilt bei den Mitarbeitern als böser Wille.

Trotz existentieller Folgen weden schon bei bei einer einzelnen, sehr kurzen Erkrankung die Arbeitszeit gekürzt (auf zunächst 32 Stunden, bei der nächsten Erkrankung dann auf 25 Stunden). Komischer Weise gelten diese brutalen "Regeln" dann aber nicht für das Management wenn dort mal jemand krank wird. Dann wird kein Lohn gekürzt. Seltsam, was?

Ich kann mich allerdings nicht beklagen, trotz mehrerer kurzer Erkrankungen habe ich im Gegensatz zu den allermeisten anderen Mitarbeitern keine Probleme bekommen.

Dabei liegen meine Leistungsparameter genau im Durchschnitt! Ich kann mir da keine Reim darauf machen.

Das geht anders. Besser. Und auch in dieser Branche. Klar, mit einer sehr bunten Mitarbeiterschaft, da muss eine Firma auf diesen Punkt schon sehr achten. Trotzdem geht das alles besser und fairer.

Viel besser.

Neben dem Gehalt war das der andere Grund warum ich gegangen bin. Ich habe das nicht mehr ausgehalten, wie mit meinen Kollegen umgegangen wurde, wenn die mal krank wurden.

Verbesserungsvorschläge

Ich glaube kaum, dass sich die Firma für Verbesserungsvorschläge interessiert die hier an dieser Stelle aufgeschrieben werden. Das ist nicht mein Scope of Business. Dafür gibt es gut (LOL) bezahlte Manager, die ganz gewiss genug im Kopf haben um selbst auf ein paar Ideen zu kommen. Vermutlich haben diese selbst kaum Entscheidungsspielräume. Der US-Konzern, der hier am Ende die Geschicke lenkt der entscheidet nämlich alles.

Ist so. Meine neue Firma interessiert mich sowieso viel mehr.

Tschüss, war halbwegs nett mit euch.

Arbeitsatmosphäre

In der Summe ist die Arbeitsathmosphäre in Ordnung, allerdings ist das auch stark von den unmittelbaren Vorgesetzten abhängig - und nicht jeder von diesen macht seinen Job super. Manche setzen die Mitarbeiter zu stark unter Druck, auch ist die Arbeitslast etwas unfair verteilt, und in den oberen Supportstufen mitunter schlicht zu hoch.

In der Summe würde ich aber sagen, die Firma bemüht sich um ein gutes und respektables Arbeitsumfeld - so weit dies in der Callcenterbranche halt möglich ist...

Kommunikation

In Bezug auf die unternehmensinterne Kommunikation kann die Firma noch deutlich zulegen. Einerseits wird man von ziemlich unwichtigen "Infos" überflutet, zum Ausgleich fehlen dann oft die relevanten Dinge, ähem. Da ist noch Luft nach oben - trotzdem, die allermeisten in dieser Firma sind bemüht, und das gilt auch für das Management.

Kollegenzusammenhalt

Der Kollegenzusammenhalt ist grundsätzlich gut, manchmal sogar richtig super - aber wie überall natürlich auch etwas abhängig vom Team, in dem man arbeitet.

Work-Life-Balance

Wer Vollzeit im Callcenter arbeitet, ständig unter Erfolgsdruck und einen Call nach dem anderen, der benötigt seine Freizeit vor allem dafür, um sich wieder zu in Richtung Arbeitsfähigkeit zu erholen.

Das dürfte bei anderen Callcentern ganz ähnlich sein. Die Schichten wechseln regelmäßig, spätestens nach 6 Wochen, vereinzelt wird auf private Besonderheiten (Kinder etc.) Rücksicht genommen, so weit dies überhaupt möglich ist. Man arbeitet 7 Tage die Woche, und das halt im Schichtdienst, sowie bei minimalem Urlaubsanspruch.

Andererseits kann man - wenn man das mag - auch etwas kürzer treten, was natürlich mit weniger Lohn verbunden ist. Bei knapp über 10 Euro pro Stunde muss man sich das halt ganz genau überlegen, ob man das möchte.

Ist also nicht gerade ideal - aber auch nicht dramatisch schlecht. Immerhin bekommt man hier bezahlt, was man an Überstunden leistet.

Interessante Aufgaben

Es liegt natürlich in den Augen des Betrachters, was man als interessante Aufgabe ansieht. Die unterste Supportstufe sollte einen durchschnittlich intelligenten Menschen spätestens nach einigen Monaten leicht langweilen. Das heißt aber nicht, dass es hier auch nur entfernt so langweilig und öde zugeht wie in anderen Callcentern, wo man nach Redescripten Verträge verkloppt oder Termine terminiert. Das ist hier schon etwas besser.

Gleichberechtigung

Frauen besetzen hier wichtige Managerpositionen und werden nicht benachteiligt. Mit Kindern ist dieser Job, schon allein wegen der Schichtwechsel, allerdings nur mit Mühen zu schaffen.

Umgang mit älteren Kollegen

Hier bekommen ältere Arbeitnehmer eine Chance, ganz egal, wie viel Brüche der Lebenslauf aufweist. Wer sich dafür eignet (und dies auch möchte), kann hier auch als älterer Arbeitnehmer noch Teamleiter werden oder andere Karriereschritte machen.

Arbeitsbedingungen

Es ist relativ laut (in anderen Callcentern ist es oft lauter und geht es enger zu), mitunter gibt es Flöhe, die munter unter den Mitarbeitern herumspringen, Besteck und Geschirr müssen die Mitarbeiter kaufen etc.

Immerhin gibt es seit einiger Zeit diverse Klimaanlagen, was den Sommer erträglich macht, außerdem wird die Hygiene gewährleistet, zum Beispiel durch eine fest angestellte und stetig bemühte Putzkraft. Seinen eigenen Arbeitsplatz muss man trotzdem selber sauber halten - finde ich aber halbwegs OK so.

Und klar: Callcenterarbeit ist industrielle Kommunikation, das heißt, da sind die Arbeitsbedingungen generell nicht die allerschönsten.

Ist halt so. Dafür bekommt hier fast jeder eine Chance, wenn er/sie sich in der Arbeit etwas Mühe gibt.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Für "Umwelt/Sozialbewusstsein" fehlt es schlicht an Zeit und Ressourcen. Es gibt für jeden Mitarbeiter eine "Ethikschulung", deren zentraler Inhalt daran besteht, dass den Mitarbeitern absolute Folgsamkeit gepredigt wird.

Ignoriert man die Lächerlichkeit dieser einstündigen Veranstaltung, dann ist es hier halt so wie in vielen anderen Firmen auch.

Beim Entlassen von Arbeitnehmern und bei den Vertragsverlängerungen, pardon, da kann diese Unternehmung in Sachen "Sozialbewusstsein" noch jede Menge dazu lernen. Hier werden Leute rausgeworfen, die ein vorrübergehendes gesundheitliches Problem haben und die sich die meiste Zeit trotzdem mit Schmerzmitteln zur Arbeit geschleppt haben - trotz ansonsten guter Arbeitsleistungen.

Dieser Arbeitgeber ist, was das betrifft, absolut erbarmungslos. Ich stehe am Anfang meines Berufslebens, aber so etwas habe ich noch nie gesehen oder von so etwas gehört.

Gehalt/Sozialleistungen

Prekariat halt. Wer Glück hat und gut arbeitet, kann vielleicht auf 11,65 mit Erfolgsprämien im Schnitt kommen, und vielleicht mal den einen oder anderen Euro mehr bei Überstunden, falls die Firma Überstunden gesondert honoriert. Man bekommt einen kleinen (den denkbar kleinsten) Zuschuss für die HVV-Proficard. Aber immerhin: Die Firma bietet das an. Wer will, kann sein Geld noch einem Versicherungsvertreter in den Rachen werfen, ich glaube, das versteht man hier unter "Sozialleistungen". Und wenn der Auftraggeber gerade mal wieder die Firma inspiziert, dann gibt es vielleicht (ein bis zwei Mal pro Woche) ein paar Leckereien in der Küche.

Das finde ich nett. Leider kostet der Kaffee pro Tasse 50 Cent. Wasser ist aber kostenlos!!!

So läuft das hier.

Image

Callcenterbranche halt. Wer noch Pläne im Leben hat, sollte schauen, dass er zeitig aus der Branche wieder heraus findet.

Mehr als die oben aufgeführten 11 Euro Irgendwas wird man nämlich nicht verdienen, ganz egal, welche Position man in dieser supertollen Branche bekleidet.

Prekariat. Man muss aber auch sehen: Der Job kann Spaß bringen und - last but not least - man hat einen Job.

Karriere/Weiterbildung

Weiterbildung, nicht untypisch für die meisten Firmen, betrifft allein die eigenen Arbeitsprozesse und -Erfordernisse. Hier wird wenig Wissen vermittel, dass man in anderen beruflichen Zusammenhängen gut nützen könnte. Die Weiterbildung erfolgt stetig, aber manchmal mit einer gewissen ungesunden Tendenz zu "Bulimielernen", und einer immer noch zu seltenen Wiederholung des Stoffes.

In der Summe aber würde ich sagen, dass man sich hier Mühe gibt, und - ich finde das erfreulich - dass man ständig etwas zu Lernen hat.


Vorgesetztenverhalten

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