Nice ist es - mit Luft nach oben.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Flexible Zeiteinteilung, eigenständiges Arbeiten, nette Kollegen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mangelhaftes Management/Management-Skills, im Besonderen die Unerfahrenheit der Manager (häufig sehr junge Leute - nicht selten Mitte 20).
Mangelnde bis nicht vorhandene Fokussierung auf Ziele - man macht/versucht fast alles nur der Umsätze wegen um nach außen gut dazustehen - zu vieles mMn. Sie verheddern sich mangels Know-How im jeweiligen Bereich und glauben, die Digitalisierung/der Onlinehandel ist ein Heilsbringer ob der großen Reichweite des Internets, der strukturelle Probleme überdeckt.
Oftmals hatte ich den Eindruck, man probiert einfach alles aus, hopp oder drop und hofft, dass wieder ein neuer Shop entsprechend performt, wie das in der Tat auch der eine oder andere tat. (aber eben zahlreiche auch nicht taten)
Die mangende Selbstkritikfähigkeit vieler Verantwortungsträger/Manager - verbunden mit "sich-nichts-sagen-lassen-wollen". Manchmal gipfelte diese Besserwisserei fast schon in eine Form von Arroganz. Auch wenn Führungskräfte im Nachhinein betrachtet falsch lagen, wird das als "richtig" verkauft und gute Mine zum bösen Spiel gemacht. Man dreht und wendet alles, bis es für sich selbst passt. (Stichwort: Politische Korrektheit, Verschlossenheit)
Verbesserungsvorschläge
Durch das sehr differenziertes Feedback ist klar, wo es an Verbesserungen bedarf:
#) Externe Leute holen, die die Branche "Handel" bzw. das Marketing auch beherrschen - Produkte ins Internet einstellen und mit ein paar Adwords oder Facebook-Werbeinserate zu bewerben ist in manchen Handelsbereichen offenbar ausreichend, in manchen aber zu wenig. Misslungene Projekte in der Vergangenheit scheinen u.a. darauf hinzudeuten.
#) Die Qualifizierung der Mitarbeiter anheben, vor allem auch qualifizierte, leistungsorientierte Mitarbeiter einstellen, diesen eine Perspektive bieten (Karriere, pers. Entwicklung, Gehalt) - weg vom Gedanken des Runternivellierens hin zu einer echten Leistungsorientierung mit entsprechender finanz. Entschädigung der Personen.
#) Unternehmensprozesse straffen - durch das nicht selten unorganisierte Arbeiten und die widersprüchlichen Anweisungen entsteht viel Ineffizienz, Leerläufe sowie sinnlose Tätigkeiten werden durchgeführt.
#) Qualifizierte Manager in den einzelnen Teilbereichen (Lager/Logistik/Vertrieb/Marketing/Einkauf) anstellen, die von externen Unternehmen kommen (jahrelange Erfahrung besitzen!) und dieses objektivierbar nach Kennzahlen o.ä. lenken.
Arbeitsatmosphäre
Fairness war anfangs gut bis sehr gut, hat aber, wie auch das Vertrauen über die vielen Jahre gelitten, da Zusagen oftmals nicht eingehalten worden sind - irgendwelche Superlative kommuniziert worden sind, die einfach realitätsfremd gewesen sind. Das Unternehmen wuchs stark, die angenehme private/familiäre Arbeitsweise hat dadurch nachgelassen. (bei über 200 Leuten mittlerweile auch schwer umsetzbar)
Man ist im Unternehmen per du, hat sich gerne und lacht viel miteinander. Das ist lobenswert.
Anerkennung/Lob bzw. zusätzliche finanzielle Zuwendungen für die geleistete Arbeit gibt es praktisch keine, ebenso wenig persönliche Anerkennung für besondere Leistungen der Mitarbeiter.
Arbeit soll Spaß machen - das ist das Motto hier.
Die Arbeitsatmosphäre zwischen Kollegen ist absolut ok und angenehm, wenngleich es doch mit einigen sog. "Managern" Probleme gab, ob kontroverserer Ansichten bei Projekten, bei Maßnahmen sowie deren Umsetzung.
Kommunikation
Umsatzzahlen werden über Flatscreen-Bildschirme für jedermann sichtbar am Arbeitsplatz eingeblendet und dementsprechend kommuniziert. Zur Motivation der Mitarbeiter, wie es hieß. Sonstige Zahlen (z.B. Gewinne) werden nicht kommuniziert.
Superlative aller möglichen Art und Weisen (meist Umsätze und deren Zuwächse) werden gerne & häufig vom Management "ventiliert", die z.T. schon fernab einer nüchternen (realen) Betrachtung gewesen sind und sich leider nicht bestätigten.
Kollegenzusammenhalt
Durchwegs ist der Kollegenzusammenhalt lobenswert und sehr gut.
Work-Life-Balance
Work-Life-Balance ist sehr gut bis spitze. Flexible Arbeitszeiten (Gleitzeit), Arbeit konstant von Mo-Fr (keine Wochenenden, kaum Überstunden usw.).
Da viel Arbeit online/vor dem PC stattfindet, kann man im Grunde immer und flexibel arbeiten - auch HomeOffice ist möglich in manchen Bereichen.
Urlaube können praktisch immer genommen werden, wenn man möchte. Kurzfristiges weggehen während der Arbeit (wenn etwas dringendes zu erledigen ist) ist kein Problem in der Regel.
Vorgesetztenverhalten
Entscheidungen waren meist nachvollziehbar, manchmal unlogisch, selten undurchdacht und gelegentlich rein emotional getroffen.
Klare Ziele fehlen oft - man "begnügt sich mit Überschriften".
Dienstanweisungen werden höflich/amikal gemacht und man hat auch meist ausreichend Zeit, diese umzusetzen - es kommt in der Regel kein Zeitstress auf, wenngleich Überschriften als Anweisungen kommunizier wurden.
Führungskompetenz & -struktur fehlt leider zahlreichen Managern - bei einem Ø-Alter dieser Mitte 20 auch nicht überraschend.
Ein wesentliches Problem: man hat manchmal das Problem, es gibt so viele Chefs wie Mitarbeiter und die Vorgesetzten sind sich selbst nicht einig, was sie wollen und was der Mitarbeiter machen soll - man hat das Gefühl zwischen den Stühlen zu sitzen und versucht dann es irgendwie allen recht zu machen.
Mit Kritik können manche Vorgesetzte nicht umgehen - man muss diese schon sehr diplomatisch und politisch korrekt formulieren um nicht anzuecken, denn es paßt nicht in die vorherrschende emotionale "Spaßgesellschaft".
Stillstand oder Rückschritt wurde auch im Rahmen von Machtpolitik hingenommen und war wichtiger als klare Ziele & Erfolg.
Interessante Aufgaben
Zwar hat man in seinem Aufgabengebiet viele Freiheiten und kann über die Ausgestaltung dieser einigermaßen frei verfügen, jedoch sind die Aufgaben meist von geringer Anforderung an Know-How/Qualifikation. Wirkliche Herausforderungen gab es kaum und diese nahmen über die Zeit hinweg auch ab.
Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung ist ausgesprochen gut. Frauen und Männer sind voll gleichberechtigt, unabhängig auch des Alters.
Umgang mit älteren Kollegen
Da das Unternehmen etwa 15 Jahre alt ist und erst in den letzten paar Jahren stark wuchs, gibt es wenige "ältere" Kollegen, die >10 Jahre im Unternehmen sind. Auch waren die Kollegen alle sehr jung - ein Altersschnitt von geschätzt 20-25 ist manchen Abteilungen keine Seltenheit. Insofern ist diese Einschätzung schwer.
Arbeitsbedingungen
Seitdem der neue Standort bezogen wurde, haben sich diese deutlich verbessert. Mehr Raum zum Arbeiten, bessere Ausstattung, angenehmere Atmosphäre. Großraumbüro im Content-Bereich, viel Lagerplatz. Alles ok.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen achtet auf Umweltaspekte - Fotovoltaikanlagen, E-Autoflotte, Plastikmüllreduktion, Abwärmenutzung und weiteres - speziell seit dem Neubau in Saaz. Es wird einiges versucht und getan.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Sozialleistungen sind für Mitarbeiter absolut ok und lobenswert/top: Kostenloses Mittagessen (auch Frühstück gab es seit kurzem), Firmenveranstaltungen (Feiern), Kinderbetreuungszuschuss usw. Da kann man kaum was verbessern oder etwas fordern, verglichen mit anderen Unternehmen dieser Branche (Handel).
Jedoch hat man keine Wahl zwischen weniger Sozialleistungen und mehr Gehalt. Manche wünschen sich mehr Gehalt und weniger Sozialleistungen, denn die nutzt nicht jeder.
Das Gehalt ist leider sehr niedrig - Handels-KV eben.
Es gibt keine Leistungsanreize beim Bezug. Man bekommt monatlich sein Fixum überwiesen, egal wie engagiert man ist. Leistungsanreize in Form von Geld fehlen vollständig. (keine Provisionen, keine Mitarbeiterbeteiligung am Gewinn/Umsatz oder sonstige finanzielle Remunerationen)
Vielleicht kann man ein paar Duzend Euros im Monat mehr heraus handeln bei der Einstellung (habe ich von Kollegen gehört), aber da bleibt netto kaum was übrig. Das drückt natürlich auch auf die Zufriedenheit mittel-/langfristig. Ausser die Kollektivvertraglich vereinbarten, finanziellen Vorrückungen alle paar Jahre ist beim Gehalt nicht mehr drinnen.
Image
Es wird gerne Imagepflege & Inszenierung betrieben - medial, aber auch firmenintern. Gut dastehen ist unheimlich wichtig - das haben auch manche Mitarbeiter/Manager verinnerlicht. Manchmal hatte ich den Eindruck, es ist eine hoch-emotionalisierte Truppe.
Vieles lief sehr unorganisiert ab - organisatorisches Chaos pur war keine Seltenheit. Zuständigkeiten unklar, vielfach egal. "Tu wie du glaubst" das Handlungsmotto.
Strukturiertes, penibles/genaues Arbeiten kennen nur wenige Kollegen - viele haben ob ihres jungen Alters auch offenbar noch nie etwas anderes erlebt/gelernt - es wird auch nicht gefordert. Manchmal kam der Eindruck auf, es ist wie ein großer "Kindergarten" mit der Geschäftsführung als "Ober-Tante/Ober-Onkel".
Offenheit wird nach aussen kommuniziert, wenngleich vieles sehr verschlossen zu sein schien. Die Offenheit beschränkt sich aber nur auf Beiträge, die auf "Linie" liegen. Bei Kritik wird schnell gemauert - Verschlossenheit kommt auf. Manche Führungskräfte vertragen keine Kritik.
Konzepte/Ideen abseits der Unternehmenslinie wurden regelmäßig boykottiert - man muss auf "Linie" sein. Machtpolitik ist auch hier vorhanden, jedoch diffiziler als in anderen Unternehmen.
Karriere/Weiterbildung
Die Frage, die sich zuerst stellt: wohin will man aufsteigen? Da es kaum eine Hierarchie gibt, gibt es dementsprechend auch keine/kaum Aufstiegschancen, mangels fehlender Positionen dieser, daher gibt es in zahlreichen Bereichen (Lager/Logistik, Shopmanagement) keine Aussicht auf Aufstieg/Karriere - viele Jobs sind Dead-End-Jobs.
Die Anforderungen sind tlw. extrem niedrig, da auch das Niveau niedrig ist - der Mitarbeiter ist nach 1 Tag eingeschult und praktisch voll einsatzbereit. Nennenswertes Know-How (qualifizierte Ausbildung) ist nicht erforderlich - mit der AHS-Matura ist man schon "bestens qualifiziert".
Eine echte Berufsausbildung bzw. Qualifikation ist nur in Spezialabteilungen (Buchhaltung, IT) erforderlich, sonst werden praktisch nur niedrig-qualifizierte Jobs geboten - offenbar entsprechend der Bezahlung eben. Selbst Manager haben keine solide Ausbildung.
(Externe) Weiterbildungen werden tlw. finanziell unterstützt (Zuzahlungen), interne sind inhaltlich schwach.
Karrierevorstellungen und -entwicklung des einzelnen ist von untergeordneter Rolle.