Team super, Standort ok, Konzern gerade noch tragbar
Gut am Arbeitgeber finde ich
Trotz aller Schwierigkeiten glaube ich, dass ein Job bei SSI Schäfer relativ sicher ist - ich habe nicht das Gefühl, dass hier jemand willkürlich gekündigt werden würde, wenn er/sie bemüht ist und gute Arbeit leistet - ich glaube das hier Treue und Beständigkeit ernst gemeinte und gelebte Werte sind. Das Gehalt ist ok und wird pünktlich bezahlt. Die Zusammenarbeit mit KollegInnen läuft meistens sehr gut und die Kommunikation läuft auf dieser Ebene relativ ungezwungen und zwischendurch durchaus humorvoll ab.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Konzernkommunikation, Ignoranz gegenüber Personen mit eingeschränkter Mobilität, veraltete Infrastruktur (vor allem softwareseitig), unansprechendes (bis hässliches) Corporate Design (insbesondere auch die Leitsysteme, Gestaltung der Büroräume), fehlende Richtlinien auf der einen Seite und unverhältnismäßige Konzernvorgaben auf der anderen Seite, interne Informationen sind schwer auffindbar oder schlichtweg nicht vorhanden (Organigramm, Abläufe etc - das Vorhandene Confluence ist unübersichtlich und schlecht bedienbar - außerdem sind viele wichtige Informationen auch dort nicht vorhanden)
Verbesserungsvorschläge
Klare und vor allem rechtzeitige Kommunikation seitens des Konzerns - Ich würde vorschlagen die Strategie Top-Down zu finden, aber die Lösungen dringend Bottom-Up zur erarbeiten. Man hat den Eindruck Entscheidungsträger machen sich keine Gedanken oder wissen schlichtweg nicht, was ihre Entscheidungen im operativen Tagesgeschäft bewirken (um nicht zu sagen "anrichten")
Die Entwicklung einer Unternehmenskultur würde ich sehr begrüßen. Ich denke er wäre leichter alle in ein Boot zu holen, wenn hier auch standortübergreifend eine Unternehmenskultur entwickelt wird. Auch innerhalb des Standortes ist es schwer sich zu orientieren - das perfekte Beispiel ist die Mischung aus "du" und "Sie"-Kultur die einen sehr verwirrt zurücklassen kann.
Und ganz dringend notwendig wäre ein funktionierendes Organigramm - ich bin sehr verwundert, dass es keine (funktionierende) offizielle Möglichkeit gibt, die Hierachie einer Abteilung herauszufinden. Hier kann man sich nur durch hörensagen und das durchstöbern von "zur Info"-Mails durchkämpfen. Sehr mühsam und unüberischtlich. Auch bei 1200 MitarbeiterInnen sollte das für eine Expertin/einen Experten die Arbeit von ein paar Tagen sein
Arbeitsatmosphäre
Im Team und größtenteils auch mit anderen Abteilungen sehr gut
Kommunikation
Konzernseitig eine ziemliche Katastrophe (sehr wichtige Infos werden schlecht bis gar nicht kommuniziert, Änderungen werden ohne richtige Vorankündigung durchgepeitscht | wenn man dann stattdessen irgendwelche greenwashing Mails, von wegen wie umweltbewusst der Konzern sei, fühlt man sich ziemlich vor den Kopf gestoßen)
Am Standort selbst hat es bis vor kurzem sehr gute Videos mit Updates von der Geschäftsführung gegeben, leider gibt es die in letzter Zeit auch nicht mehr (liegt möglicherweise an dem ständigen Wechsel in den höhren Führungsebenen)
Im Team funktioniert die Kommunkation gut
Kollegenzusammenhalt
Den meisten ist bewusst, dass jeder seine Arbeit erledigen muss und entsprechend funktioniert die Zusammenarbeit gut
Work-Life-Balance
Soweit ich das Einschätzen kann, wird auf individuelle Bedürfnisse und (auch kurzfristige Not-) Situationen gut und flexibel eingegangen
Vorgesetztenverhalten
Beim Team sehr gut, auch andere Abteilungsleiter größtenteils respektvoll und kompetent - Konzernseitig bekommt man eigentlich nichts mit (siehe Punkt Kommunikation)
Interessante Aufgaben
Dadurch, dass man sich hauptsächlich mit veralteter und schlechter Software herumschlagen muss und entsprechend wenig produktiv und fachlich arbeiten kann, sind die Aufgaben auch entsprechend wenig interessant
Gleichberechtigung
Geradezu behindertenfeindliches Büro - es ist eine absolute Schande, dass die Büros in so einem großen Konzern nur über Treppen erreichbar sind und dass die Gänge viel zu schmal sind! Hätte ich mir den Fuß gebrochen, hätte ich mein Büro nicht mehr erreichen können - und das Gebäude ist kein Altbau oder ähnliches. Hier wurde große Ignoranz gegenüber Menschen mit eingeschränkter Mobilität gezeigt!
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und andere Bereiche stehen bei weitem nicht so schlecht da, aber diese dreiste Ignoranz macht es mir unmöglich hier etwas anderes als die schlechteste Bewertung zu geben.
Arbeitsbedingungen
Die Software bzw. das ERP-System sind aus meiner Sicht für die Größe des Unternehmens nicht geeignet - hier rächt sich der fehlende Mut (und die Kostenscheu) zu Modernisieren. Man hat das Gefühl Daten und Abläufe werden größtenteils durch Provisorien zusammengehalten. Alles läuft sehr langsam, ich tippe und klicke schneller als die Software mit dem Rechnen nachkommt - entsprechend viel Zeit wird mit unproduktivem Warten verschwendet. Die Hardware ist ok, Ausrüstung für das Home-Office wurde vollständig zur Verfügung gestellt. Das Netzwerk am Standort scheint aber dauerhaft überlastet zu sein und funktioniert dadurch nur sehr langsam bzw. fällt auch hin und wieder komplett aus.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ich würde sagen, dass das Unternehmen weder besonderen Wert darauf legt, noch absolut rücksichtslos mit der Umwelt umgeht. Die schlechte Bewertung begründe ich mit dem plumpen Versuch des Greenwashings (zu den "50 sustainability and climate leaders" zählt z.B. BP (ehemals British Petroleum) - niemand der sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt glaubt, dass das mehr als nur ein PR Stunt ist...) - ich verstehe nicht, warum sich SSI Schäfer hier überhaupt die Mühe macht. Als reines B2B-Unternehmen können sie auf solche billigen Lippenbekenntnisse doch auch verzichten. Ich glaube solche Kampagnen schaden dem Ruf eher, zumindest hat niemand in der Firma, mit der/dem ich darüber gesprochen habe die Sache auch nur irgendwie ernst genommen. Die meisten haben es eher als peinliche Greenwashing-Kampagne erkannt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt ist gut (Metall-KV) und wird pünktlich bezahlt. Sozialleistungen ok, wobei das eher dem Betriebsrat als dem Unternehmen zu verdanken ist.
Image
Die Patzer (Kommunikation, Infrastruktur etc.) häufen sich, das schlägt vielen auf die Stimmung - ich kann in den letzten Monaten definitiv einen Abwärtstrend beobachten.
Karriere/Weiterbildung
Soweit ich das einschätzen kann, wird relativ wenig für Weiterbildungen ausgegeben - vieles stagniert hier aber vermutlich auch durch die Corona-Situation. Die Lehrlingsausbildung scheint ernst genommen zu werden und gut zu funktionieren.
Arbeitgeber-Kommentar
Hallo,
vielen Dank für deine sehr umfangreiche und ehrliche Bewertung.
Gerne werde ich den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag an die verantwortlichen Personen weiterleiten.
Einige Kritikpunkte sind aus meiner Sicht auch der aktuellen Situation der Umstrukturierungen im Konzern geschuldet. Diese sollten sich jedoch auf jeden Fall schon bald verbessern (interne Kommunikation, Vereinheitlichung der Systeme und Tools etc.). Es ist einer der Gründe, weshalb es so wichtig ist, die verschiedenen Standorten noch besser zusammenwachsen zu lassen. Damit kann auch eine nachhaltige Verbesserung in der Zusammenarbeit und den Arbeitsabläufen unsere MitarbeiterInnen gewährleistet werden.
Es wird emsig an den standortübergreifenden Optimierungen und Verbesserungen gearbeitet - dass nicht alles in wenigen Tagen/Wochen gelöst werden kann, liegt wohl auf der Hand! Deshalb ist es auch sehr wichtig, sich als Mitarbeiterin einzubringen - und so wie in deinem Fall - subjektiv seine Meinung und Bedenken aufzuzeigen.
Es freut mich, dass es aber auch viele positive Aspekte in deiner Bewertung gibt.
Wünsche dir auch weiterhin alles Gute und viel Erfolg.
Liebe Grüße
Sabine