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Eraneos, 
Switzerland
Bewertung

Auf dem Weg zu einem eher konservativen Big4-Consulting-Unternehmen

3,2
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr bei AWK Group gearbeitet.

Verbesserungsvorschläge

Förderung fachlicher Expertise statt reinem Body-Leasing; Abschaffung des aktuelle Arbeitszeitmodells; Ab- statt Aufbau von Hierarchien; Einen richtigen Kulturwandel einläuten mit neuen Führungskräften, statt darauf zu hoffen, dass sich die alten ändern; Finanzierung von Diversity-Aktivitäten; Entwicklung eines angemessenen und modernen Umweltbewusstseins, statt Präsentation von Macht, Erfolg und Überfluss.

Arbeitsatmosphäre

Zahlreiche Mitarbeitenden-Events, Aperos und Kaffee-Runden, meist auf Initiative der Mitarbeitenden selbst. Führungskultur innerhalb der Cluster ist offen, der Umgang hauptsächlich von Respekt und Anerkennung geprägt. Weiterbildung ist hervorragend. Wer sich engagieren möchte, wird herzlich dazu eingeladen.

Die AWK macht derzeit eine Transformation durch mit dem Ziel sich Europaweit auf dem Markt zu positionieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen wurden Hierarchien aufgebaut und Grenzen gezogen. Während AWK früher noch für einen hohen Mitarbeitendenzusammenhalt stand, bröckelt dieser aufgrund der gezogenen Grenzen und des stärkeren Gewinnstrebens. Die Mitarbeitenden ächzen unter der Arbeitslast, andere Arbeitsmodelle als das eines Consultants (mind. 80% Kundenarbeit) sind nicht gerne gesehen. Investitionsbereitschaft für interne Verbesserungen ist eher gering, man versucht die Ziele des Investors zu erreichen.

Kommunikation

Unternehmensweit wird viel und häufig kommuniziert, aber meist nur oberflächlich und im Sinne der optimalen Selbstdarstellung. Selbstkritik findet man wenig nicht garnicht. Zugeben, dass man selbst etwas nicht weiss, scheint man für Schwäche zu halten (oder man ist zu sehr Consultant...). Die Formate wie der Management Newsletter werden teilweise genutzt um unangenehme Entscheide zu kommunizieren ohne gleichzeitig die Möglichkeit zur Diskussion bieten zu müssen.

Innerhalb der Cluster gibt es unterschiedliche Modelle. In meinem Cluster - Competence Cluster, der IT-Advisory und Cyber Security beinhaltet - wurde sehr hierarchisch entschieden und kommuniziert. In anderen Clustern wird das offener gehandhabt, teilweise mit deutlich mehr Mitbestimmung.

Kollegenzusammenhalt

Dafür stand AWK in der Vergangenheit und dafür steht es auch heute noch! In meinem Team - Cyber Security - unter den Consultants Top! Hilfe und Unterstützung erhält man immer und umgehend, man arbeitet stets miteinander, niemals gegeneinander.

Ja, es gibt einen gefühlt grösser werdenden Gap zwischen Management und Consultants. So nehmen beispielsweise nur sehr wenige Manager regelmässig an Consultant-Events wie der monatlichen Kneipenrunde Teil. Aber wo gibt es diesen Gap nicht?

Teamübergreifend ist der Zusammenhalt ebenfalls 1a. Man kann mit jedem und jeder sprechen, man kann an zahlreichen Events teilnehmen, sich vernetzten, neue Menschen und Kulturen kennenlernen - wenn man die Zeit dafür hat und aufbringen möchte.

Work-Life-Balance

Das Arbeitszeitmodell schreibt rund 2000h bei 4 Wochen Urlaub für alle Consultantränge vor. Bei Managern scheint es diese Grenze nicht zu geben, dementsprechend höher ist dort die Last (bei nicht wenigen heisst das 6-Tage-Woche). 80% der rund 2000h davon müssen für Kunden erbracht werden, Mehrarbeit (also mehr als 80%) wird aktiv incentiviert und beworben. Wer für "Lead"-Rollen ausgewählt wird, muss zusätzlich unverrechenbare Arbeit leisten (z.B. Akquiseunterstützung, Themenentwicklung, neue Mitarbeitenden anwerben). Braucht man hierfür mehr als die übrigen "freien" Arbeitszeit, verfällt dies am Ende oder muss bis Stichtag abgebaut werden. Letzteres hat Auswirkungen auf bestehende Kundenmandate und ist daher eher schwer zu bewerkstelligen.

Es wird Leistung gefordert, gefördert und angesehen - nicht immer zum Vorteil des Mitarbeitenden. Die Fälle von Burnout haben sich gefühlt gehäuft, wie viel Stunden am Ende des Jahres verfallen sind weiss nur HR. Auch hat die Work-Life-Balance Auswirkungen auf die Mitarbeitendenzusammensetzung. So ist der Anteil an jungen Hochschulabsolventen und Professionals ohne familiäre Bindung gefühlt relativ hoch. Grundsätzlich ist Teilzeit möglich.

Vorgesetztenverhalten

Ich habe meine Vorgesetzten (bis 31.12.2021 war das Führungsteam ausschliesslich männlich...) immer als fair, freundlich, offen und unkompliziert empfunden. Vorgesetzte dienen auch als Coaches, wobei ich diesem Konzept nie wirklich viel Vertrauen schenken konnte, da das Interesse der Firma doch meistens im Vordergrund der Gespräche stand und nicht meines. Es gibt HR Prozesse und Zielvereinbarungen, für die interessiert sich jedoch niemand besonders. Das einzige Ziel eines Consultants - 80% Verrechenbarkeit - muss erreicht werden, alles andere (Weiterbildung, Fachentwicklung, usw.) ist optional. Regelhörigkeit wird gross geschrieben, selbst wenn die Regeln an sich unfair sind.

Interessante Aufgaben

Es gibt interessante Projekte bei interessanten Kunden - man muss nur dran kommen. Es gibt einen Projektmarktplatz, auf dem gefühlt ca. 50% der Projekte landen - die meisten interessanten Projekte werden jedoch "ohne Publikation" ausserhalb des Marktplatzes an meistens die gleichen Leute vergeben.

Interessante Projekte zu neuen Technologien sind insgesamt eher rar gesät. Thought Leadership wird zwar gross geschrieben, aber höchstens auf individueller Basis gelebt und von AWK nur sehr bedingt unterstützt. Auch hier gilt: 80% der Zeit ist für Kunden reserviert - und wenn die eben nur das 10. ISDS-Konzept wollen, dann muss man das eben machen. Standardisierung ist gering, Fachaustausch unverrechenbar. Die Erwartung an ein Consultant-Leben - in kurzer Zeit in viele Unternehmen zu schauen - wird nach wie vor erfüllt, man sollte jedoch keine Hoffnungen auf "Bleeding-Edge"-Projekte machen.

Gleichberechtigung

Ende letzten Jahres gab es einen nachvollziehbaren und gerechtfertigen Aufschrei seitens der weiblichen Belegschaft, danach haben sich schlagartig einige Dinge geändert - zum Unverständnis vieler männlicher Kollegen, die diese Änderungen schlichtweg als unfair empfunden haben.

AWK tut sich schwer mit Gleichberechtigung und auch mit Männern, die sich dafür einsetzen. Dies äusserte sich auch daran, dass ich mein Engagement in der Diversity-Arbeitsgruppe vor meinem Vorgesetzten rechtfertigen musste.

Nichtsdestotrotz: AWK ist deutlich in einer Lernphase und zeigt sich offen für Veränderungen. Man erkennt langsam, dass fehlende Gleichbereichtung nicht zum Wohle aller und auch nicht der AWK dienlich ist.

Im Hinblick auf andere Vielfaltsthemen (z.B. ETH-Absolventen vs. Berufsausbildung, People of Color, Ältere Kolleginnen und Kollegen, Familien-"Arbeit" usw.) ist man noch nicht so weit, aber die Themen sind auf dem Schirm zumindest der Arbeitsgruppe.

Umgang mit älteren Kollegen

AWK ist im Hinblick auf das Alter gemischt. Es gibt sehr viele junge Menschen, es gibt Mitarbeitende mittleren Alters und auch Pensionäre, die noch Teilzeit für AWK arbeiten. Respekt für ältere Menschen ist vorhanden,

Diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, beklagten sich insbesondere über die Gleichbehandlung aller Altersgruppen (z.B. im Hinblick auf Ferientage).

Arbeitsbedingungen

Modernes Notebook, moderner Arbeitsplatz, ab September ein neues Gebäude, Geld für ein beliebiges Smartphone und Noise-Cancelling-Kopfhörer, kostenfreie Getränke und Früchte, häufig auch gesponserte Znünis oder Kuchen.

Man weiss, dass die Consultants das Produkt sind, dass sie diejenigen sind, die das Geld reinbringen. Dementsprechend versorgt man sich mit allem, was sie brauchen. Bei allen anderen Arbeitsgruppen (Assistentinnen, Verwaltung, ...) sieht es wohl anderes aus.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Man kümmert sich darum, es gibt Arbeitsgruppen zu den Themen ProBono-Projekte und Umweltschutz, es gibt Recycling-Möglichkeiten und - dank der Schweizer Bahn-Infrastruktur zwischen den Wirtschaftszentren - fährt man jede Strecke mit der SBB.

... und trotzdem schickt man die ganze Gruppe (800+ Mitarbeitende) mit dem Flugzeug nach Griechenland zum Firmen-Event. Ob diese Masslosigkeit noch zeitgemäss ist, kann man diskutieren.

Gehalt/Sozialleistungen

Mangels Vergleich kann ich nur sagen, dass mein Gehalt durchschnittlich, im Vergleich zu anderen Consultants vielleicht sogar geringfügig zu wenig war. Insgesamt war ich aber zufrieden.

Mein Tipp: Bonus und Mehrarbeit beim Angebot aufs Fixgehalt aufschlagen und nachverhandeln, dann erhält man ein angemessenes Gehalt ohne das Risiko auf eines von beiden am Ende verzichten zu müssen.

Image

Das Image war gut, inzwischen scheint es sich aber zu verschlechtern. Viele Mitarbeitende, mit denen ich heute spreche, haben ihre Wechselbereitschaft signalisiert oder haben "erfolgreich gedroht" und ihre Situation angemessen aufgebessert.

Seitens der Kunden nehme ich unterschiedliche Meinungen war, obgleich die internen Statistiken etwas anderes zeigen. Ob das der AWK selbst geschuldet ist oder den Geschäftspraktiken der gesamten Branche (unerfahrene Junior Consultants, Theorie statt Realität, fragwürdige Empfehlungen, ...), kann ich nicht beurteilen.

Karriere/Weiterbildung

Man kann alles machen, auch teurere und grössere Weiterbildungen sind möglich (inkl. Weiterbildungsvereinbarungen). Es gibt zahlreiche interne Weiterbildungen, die deutlich besser sind als ihr Ruf. Einzig die Zeit ist der limitierende Faktor...

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