Erfahnungsbereicht eines Diplomanden (zwischen schwäbischer Arbeiterkultur und Innovationslosigkeit)
Gut am Arbeitgeber finde ich
Erfahrungsbericht aus der Sicht eines Graduate (Diplomanden). Als kleine Vorwarnung möchte ich anmerken das ich relativ hart mit der Firma Bizerba ins Gericht gehe – Meine Erfahrung kann dabei nicht plakativ für die Gesamtfirma gelten sondern resultiert lediglich aus meinem ganz persönlichen Erfahrungshorizont und Blickwinkel.
Als Graduate (Diplomand) im technischen Ingenieursbereich habe ich einige Monate bei Bizerba am Standort Balingen, zwecks einer Abschlussarbeit, verbracht. Vor Antritt meiner Abschlussarbeit hatte ich dabei Kontakt (Bewerbungsgespräch usw.) mit einer sehr smarten und freundlichen Dame aus der HR-Abteilung, die sich überaus zuvorkommend um alle organisatorischen Dinge kümmerte. Angespornt von diesem angehnehmen Umgang trat ich voller Elan und Motivation die Abschlussarbeit an. Die anfängliche Euphorie – neues zu entwickeln – wich leider innerhalb kürzester Zeit einer knallharten Ernüchterung. Bereits zu Beginn der Arbeit hat mich mein Betreuer darauf hingewiesen dass das Thema keine betriebliche Relevanz hat und bereits Lösungen existieren – „ich müsse die vorhandenen Lösungen nur noch dokumentieren“. Da diese Forderung für mich in keiner Weise akzeptabel war entwickelte sich die Abschlussarbeit in derart, dass – ich im Hinterzimmer ein technisches Parallel-Konzept ausarbeitete ohne jegliche Anbindung an reale Abläufe in der Firma. Wenn ich mit meinem Betreuer Ideen diskutieren wollte wurde ich regelrecht ausgelacht. Mehrfach drängte ich darauf an Besprechungen oder Abläufen in der Abteilung teilhaben zu dürfen, jedoch ohne Erfolg. Die Abschlussarbeit fand unter Abwesenheit jeglicher Betreuung statt. In der Tat konnte ich gegen Ende Konzepte zur Produktverbesserung vorlegen die bei einigen Vorgesetzten großen Anklang fanden – Komischer weiße handelte es sich ab da nicht mehr um meine Ideen/Konzepte (die vorher ausgelacht wurden) sondern um UNSERE Konzepte
Zusammenfassen können folgende Fakten festgehalten werden:
- Für Abschlussarbeiten im technischen Bereich ist die Firma Bizerba mäßig geeignet. Es werden akzeptable technische Einrichtungen zur Verfügung gestellt, eine Bereuung findet jedoch nur mangelhaft statt.
- Bei der Suche nach Support innerhalb der Firma muss jede Menge Eigeninitiative
gezeigt werden – es existiert kein Mentor.
- Die Themen der Abschlussarbeiten (zumindest in meinem Fall) bewegen sich
außerhalb der betrieblichen Relevanz. Bei guten Ergebnissen muss „auf eigene
Faust“ versucht werden Ingenieure zu finden die bereit sind eine Umsetzung in
Betracht zu ziehen.
- Es findet KEINE Integration in betriebliche Abläufe statt.
- Veranstaltungen für Praktikanten und Diplomanden wie z.B. Get-Together treffen
finden nicht statt, außerhalb der Abteilung lernt man niemanden kennen.
Allgemeine Fakten:
- Die Arbeitsatmosphäre innerhalb der Abteilung war mäßig.
- Teils unterschwellig und teils ganz offen schwelten vielfältige ungelöste und
unausgesprochene Konflikte unter den Kollegen – z.B. immenser Futterneid.
- Im Vorgesetzten-Mitarbeiterverhältnis herrschte in beide Richtungen erschreckende
Respektlosigkeit (die ich vorher so noch nie erlebt hatte).
- Die organisatorischen Strukturen waren sehr verwirrend, es galt das Seilschaften
Prinzip
- Ingenieure von kleinen regionalen Fachhochschulen waren augenscheinlich teilweiße
von der Komplexität Ihrer Tätigkeit überfordert und jagten dem Stand der Technik
hinterher.
- Mit Mühe wurde der Stand der Technik gehalten – Innovationsträger fehlten.
- Teilweise nichtexistentes adäquates humanes Know-How, unzureichende Mischung
aus Theoretikern und Praktikern – zu Ungunsten des theoretischen Tiefgangs.
Dadurch vielfach verengte Scheuklappensichtweiße.
Bizerba als Arbeitgeber:
- Top:
- Wer von Anfang an eine sichere Anstellung „fürs Leben“ sucht, in einer schwäbisch
dörflich geprägten Atmosphäre.
- Schwäbische Arbeiterkultur zur Erhaltung des Status quo erfährt hohes Ansehen
- Spezialisierung auf ein Fachgebiet das auf Jahre hinweg Bearbeitet werden kann,
nach der Einarbeitungszeit in den Status quo besteht kein Innovationsdruck.
- Flop:
- Wer eine Herausforderung in einem internationalen Kontext sucht,
Fremdsprachenkenntnisse verkümmern, Schwäbisch Kenntnisse werden jedoch auf
ungeahnte Höhen beflügelt :)
- Entwicklungsmöglichkeiten (auch international) stehen langjährigen Mitarbeitern,
oder Mitarbeiter mit passenden Nachnahmen zur Verfügung – kein Traineeprogramm
verfügbar.
- Kein „Hungriges“ innovationsschaffendes Umfeld das selbst an der Definition des
„state of the Art“ mitwirkt.