Vorher informieren, Praktika und Truppenbesuche beanspruchen!
Arbeitsatmosphäre
Hängt sehr von der Einheit ab, in der ihr seid. Ebenfalls von eurem aktuellen Auftrag, dem Führungsstil eurer Vorgesetzten und eigentlich allem. Es gab teilweise Tage, da wollte ich gar nicht nach Hause. An anderen wieder rum verfluchte ich mein Leben. Keine pauschale Bewertung möglich!
Kommunikation
Ellenlange Meldewege, Befehlsketten - heißt nahezu alles wird von oben nach unten weitergeleitet, wobei jeder von seinem Vorgesetzten die für sich wichtigsten Informationen erhält.
Was jedoch wichtig ist, das entscheiden dadurch stets andere. Dabei bleibt sehr viel auf der Strecke, oft auch zum eigenem Nachteil.
Kollegenzusammenhalt
Ob man von einem Zusammenhalt reden kann, weil sich aus dem einfachen Grund, dass viele unter der Woche isoliert im Standort leben und dadurch eben Notgemeinschaften bis hin zu Freundschaften bilden, das ist fraglich, verneinen lässt sich ein gewisser Gemeinschaftssinn dadurch aber definitiv nicht. Doch Vorsicht! Lästereien, Konkurrenzdenken, Neid (z.B. wer mehr Arbeit im Dienst hat) Willkür und gegenseitiges Anschwärzen sind ebenfalls keine Seltenheit.
Work-Life-Balance
Ich denke nicht, dass man viel Worte über eine Work-Life-Balance bei seegehenden Einheiten verlieren muss. Fairer Weise muss man anmerken, dass man, wenn man solche Ansprüche hat, hier beim falschen Arbeitgeber ist.
Vorgesetztenverhalten
Auch hier habe ich die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht und habe von teils skandalösen Verhalten bis wirklich herausragend vorbildlichen Einsatz alles erlebt.
Interessante Aufgaben
Hängt stark von der Verwendungsreihe und der Laufbahn ab. Im Gesamten betrachtet gibt es, unabhängig von den genannten Bedingungen, sicherlich sehr viel langweiligere Jobs. Egal als was.
Gleichberechtigung
Das vorschriftliche und strukturelle Fundament für die Gleichberechtigung ist zweifellos vorhanden. Die Praxis im Truppenalltag und der Habitus der Soldaten ist aber von einem emanzipierten Frauenbild noch weit entfernt.
Umgang mit älteren Kollegen
Mit fortlaufenden Zugang neuer, junger Soldatinnen und Soldaten, die scheinbar immer weniger Belastung bereit sind auf sich zu nehmen, machte sich leider mehr und mehr eine Tendenz bemerkbar, altgediente Soldaten für typische niedere Arbeiten einzuteilen, mit denen man seit Jahren schon nichts mehr am Hut hatte.
Arbeitsbedingungen
Die Technik, besonders im digitalen Bereich, ließ sehr zu wünschen übrig und war veraltet. Gerade im Dienstleistungsbereich ist der Truppenalltag nahezu gar nicht digitalisiert. Seitenlange Formulare und Anträge auf Papier und Unterschriften und Stempel abholen von mehreren Dienststellen war leider an der Tagesordnung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es heißt zwar, dass auf Klimaschutz geachtet wird. Jedoch kann ich diesen Eindruck nicht teilen, wenn regelmäßig Transporter Busse für sämtlichen Firlefanz durch die Gegend fahren.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehaltszahlungen sind, zumindest verglichen mit dem zivilwirtschaftlichen Bereich, schon im leicht erhöhten Bereich anzusiedeln. Zu meiner Zeit musste ich die Fahrten zum Standort leider noch selber zahlen. Da konnte man pro Monate gut und gerne 400€ vom Lohn abziehen, trotz BahnCard.
Image
Das Image in Marketingmaßnahmen und der PR der Bundeswehr ist eine absolute Parallelwelt zur Realität und hier sollte dringend Authentizität kommuniziert werden.
Karriere/Weiterbildung
Schwieriges Thema. Man kann immer unkompliziert Anträge stellen, die Bewilligung ist aber eine andere Sache und wirkte oft willkürlich.
Wenn ihr wirklich etwas werden wollt, beantragt das direkt beim Karriereberater. Ansonsten müsst ihr im Dienst schon positiv auffällig und vor allem sportlich sein. Selbst für simple Bürotätigkeiten werdet ihr krass an eurer Sportlichkeit gemessen. Sport ist der heilige Gral in der Bundeswehr!