Nach fast 40 Jahren Freudenberg ein trauriger und unwürdiger Abschied
Gut am Arbeitgeber finde ich
Sehr vielfältig aufgestelltes Unternehmen. Man hat in der GL schon immer das richtige Händchen gehabt um aussterbende Produkte abzustoßen und zukunftsträchtiges aufzunehmen.
Freudenberg ist auch hinsichtlich Kantine, Ambulanz, Betriebsarzt, Werkskindergarten etc. ein attraktiver Arbeitgeber.
In Sachen Arbeits- und Umweltschutz wurde sehr viel getan.
Was den Mitarbeiter angeht gilt auch hier "Jeder ist seines Glückes Schmied"
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Höhere Vorgesetzte von anderen Kontinenten kennt man teilweise nur vom Bild in den Kontakten.
Von HR wurde mir dienstags mittgeteilt, dass der kommende Donnerstag mein letzter Arbeitstag in der Firma vor Beginn meiner passiven Altersteilzeit ist. Eine Ausstands Feier mit Kollegen war in der Kürze dieser Zeit leider nicht mehr angemessen organisierbar.
Leider musste ich in meinem Altersteilzeitvertrag festgeschriebene Konditionen mittels notarieller Unterstützung "einklagen", da FST-HR sich nicht an Vertragsbedingungen hielt.
Nach fast 40 Jahren Freudenberg in der 4. Generation sind obige Punkte für mich absolut betrüblich. Zeigen aber auch, welche Wertschätzung dem Mitarbeiter heute entgegengebracht wird.
Salopp könnte man das zeitgemäß auch so formulieren "An diversen Stellen fehlen qualifizierte Fachkräfte".
Verbesserungsvorschläge
Weniger Hierarchien.
Führungspersonal nach Qualifikation (Menschenführung) auswählen und kontinuierlich weiterbilden.
Weniger Email, mehr persönliche Gespräche.
Den Mitarbeitern persönlich Lob aussprechen. Im Umkehrfall Lösungsmöglichkeiten, Verbesserungspotential aufzeigen.
Arbeitsatmosphäre
Die generelle Arbeitsatmosphäre hat sich in den annähernd 40 Jahren meiner Betriebszugehörigkeit tendenziell verschlechtert. Dies hat meines Erachtens mit der unvermeidlichen Globalisierung zu tun. Wenn die Leitung in den USA sitzt, liegt da zu viel Wasser dazwischen.
Kommunikation
Die Kommunikation erfolgt primär wie heute üblich auf dem EDV-Weg. Das persönliche Gespräch ist als solches zwar aufwändiger, letztendlich aber effektiver. Keine Mail kann Mimik und Gestik oder Stimmlage ersetzen. Das ist zwar nicht mehr zeitgemäß, war aber früher zu Beginn meiner Tätigkeit bei Freudenberg Auge in Auge effizienter.
Kollegenzusammenhalt
Den Zusammenhalt fand ich immer gut. Ausnahmen gibt es überall.
Work-Life-Balance
In meinen Augen zu viel Life.
Vorgesetztenverhalten
Leider sind die wirklich "menschlichen" Vorgesetzten mittlerweile im Ruhestand. Die aktuelle Führungsriege ist eher digital gepolt. Schwarz oder weiß. Das mag auch damit zusammenhängen, dass vielen das Praktische nicht mehr gegeben ist und somit viele Situationen nicht mehr in Gänze beurteilt werden können. Defizite bestehen in Sachen Menschenführung.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben in meinem Tätigkeitsbereich habe ich immer mit großem Interesse wahrgenommen. In früheren Jahren war die Art und Weise der Abarbeitung weniger vom Vorgesetzten reglementiert. Die eigene Kreativität konnte sich dann besser entfalten.
Gleichberechtigung
Hier stimmt alles.
Umgang mit älteren Kollegen
Dem kollegialen Umgang konnte ich nie etwas Negatives abgewinnen. Das kommt natürlich auch auf sich selbst an.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen empfand ich überwiegend als angenehm. Allerdings ist bei unpässlichen Angelegenheiten jeder selbst angehalten dies zu monieren oder selbst Abhilfe zu schaffen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt- und Sozialbewustsein sind gut ausgeprägt. Wobei sich bei Umweltthemen für die Firma auch Bezuschussungsquellen auftun bzw. genutzt werden.
Gehalt/Sozialleistungen
Beim Entgeld hinkt Freudenberg vergleichbaren Firmen hinterher. Selbst bei Rekordergebnissen werden die Mitarbeiter daran nicht beteiligt. Man spendet statt dessen lieber medien- und öffentlichkeitswirksam der Kommune oder Stiftungen.
Jungen Kollegen rate ich sich an entsprechenden Stellen zu erkundigen, bevor man nach AT "aufsteigt". Nicht alles was vermeintlich glänzt ist Gold.
Image
Das Image von Freudenberg ist immer noch gut. Man ruht sich jedoch auch auf dem guten Namen aus. Innovationen, welche Freudenberg früher in alle Munde brachten (Simmerring, Vileda, Hydrolager, TSD) sind heute selten. Man expandiert gegenwärtig eher durch Produktkopie und (Firmenauf-) Käufe.
Karriere/Weiterbildung
Karriere ist natürlich auch bei Freudenberg möglich. Es kommt darauf an, wie man sich selbst hier einbringt und welche Unterstützung man durch den Vorgesetzten erhält. Bei letzterem sehe ich Handlungsbedarf.
Das Weiterbildungsangebot ist gegeben. Allerdings kommt es oftmals nicht zielgerichtet zur Anwendung.