perspektivloses entspanntes Arbeiten
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre im Team ist an sich angenehm. Jedoch ist die Frustration der Mitarbeiter aufgrund schlechter Bezahlung und schlechter Aufstiegschancen und eintöniger Arbeitsaufgaben stark spürbar, was sich auf die Gesamtstimmung in der Firma sehr stark auswirkt.
Kommunikation
Kommunikation in Besprechungen in Runden wird hier ganz groß geschrieben. Kritisch anzumerken ist hier, dass die Kommunikation zwischen den Runden sich noch etwas schwierig gestaltet.
Kollegenzusammenhalt
Durch das sehr junge Team kommt es zu einer angenehmen Teamarbeit. Es kommt selten zu unehrlichen Handlungen unter den Kollegen. Wobei sehr schnell klar war, dass es auch Kollegen gibt, die es zu meiden gilt.
Work-Life-Balance
Die Arbeitszeiten halten sich im Rahmen. Wobei jeder selber darauf achten muss, weil es sich hier um Vertrauensarbeitszeit handelt. Abgesehen von den wenigen Urlaubstagen und den „Pflichturlaubstagen“ in den Betriebsferien, kann der Urlaub recht individuell genommen werden. Lediglich zu Zeiten mit viel Arbeitsaufkommen kommt es zu Urlaubssperren in den einzelnen Bereichen.
Vorgesetztenverhalten
Die Führung der GUTcert ist in 3 Ebenen aufgeteilt: GF, Prokuristen und Gruppenleiter. Bereits auf der zweiten Ebene kommt es zur Resignation, wenn es um das Thema positiver Veränderungen bezüglich Gehaltsgestaltung, Arbeitsbedingungen und Firmenphilosophie geht. Das führt zu Frustration auf allen Ebenen. Zwischenmenschlich war das Vorgesetztenverhalten angenehm, jedoch teilweise etwas frustrierend, weil es immer wieder zu leeren Versprechungen kam, wie zum Beispiel die Teilnahme an einer bestimmten Anzahl an Audits oder der zukünftigen Ausbildung zum Auditor.
Von der obersten Führung wird das Gefühl vermittelt, dass „normale Angestellte“ eine sehr geringe Wertigkeit haben. Es wird der Eindruck vermittelt, dass das Halten und Wertschätzen guter Angestellter weniger wichtig ist als das Erscheinen der Firma nach außen z.B. durch das Aussehen der Büros (es hängen in jedem Büro (teure) Kunstwerke) und die Wahl von Veranstaltungsorten.
Interessante Aufgaben
80% der Aufgaben im gesamten Unternehmen beinhalten reine Sachbearbeitung und Prüfung von Unterlagen. Kreativität und fachliches Arbeiten sind hier leider nicht gefragt. Wer sich darin gefordert und wohl fühlt, ist hier genau richtig. Problematisch ist jedoch, dass fast alle Angestellten eine akademische Ausbildung haben und daher meist auch im Job größere Herausforderungen erwarten/suchen. Deshalb kommt es zu einer recht hohen Fluktuation der Mitarbeiter, was aber meiner Meinung nach vom Unternehmen auch einkalkuliert und gewollt ist.
Gleichberechtigung
Der Frauenanteil bei GUTcert ist überproportional hoch, allerdings nur unterhalb der Geschäftsführung, die ausschließlich aus Männern besteht.
Umgang mit älteren Kollegen
Das Team ist sehr jung und es gibt kaum Mitarbeiter, die älter als 45 Jahre sind. Bei den neu Eingestellten handelt es sich hauptsächlich um Hochschulabgänger mit sehr wenig bzw. ohne einschlägige Berufserfahrung. Dadurch dass die Firma in den letzten Jahren sehr stark gewachsen ist, sind Kollegen, die schon etwas länger in dem Unternehmen sind, „automatisch“ in höhere Positionen „gerutscht“. Hierbei wurde meiner Meinung nach aber nicht auf Eigenschaften wie Führungskompetenzen geachtet.
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind hell und freundlich eingerichtet. Es kommt immer wieder zu Problemen mit der Technik, was das Arbeiten des Öfteren unterbricht. Im Sommer wird es aufgrund nicht vorhandener Klimaanlage und großen Fensterfronten teilweise sehr warm in den Büros. An Tagen mit hohem Arbeitsaufkommen kann es auch zu einem sehr hohen Geräuschpegel in manchen Büros kommen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ein Bewusstsein für Umweltschutz ist in der Firma vorhanden. Nach außen hin gibt sich die Firma als sehr umweltbewusst. So gibt es in der Akademie zum Beispiel Essen von einem Bio-Caterer, der regionales und saisonales Essen zubereitet. Zudem ist ein Tag in der Woche Veggie-Day. Kaffee und Tee, die zum freien Verzehr bereitstehen, sind Fair und Bio. Das Unternehmen engagiert sich auch außerhalb der Firma sozial. Zu kritisieren ist jedoch, dass wirkliche Nachhaltigkeit und wirkliches Sozialbewusstsein im eigenen Unternehmen anfangen sollten. Hier ist noch einiger Nachholbedarf. Für ein Dienstleistungsunternehmen sollte das Thema Nachhaltigkeit seinen Schwerpunkt auf dem Sozialen haben, da die Ressourcennutzung sich stark in Grenzen hält. Hierbei sollte an erster Stelle der nachhaltige Umgang mit den Angestellten stehen. Die hohe Fluktuation an Angestellten ist jedoch kein Indiz dafür.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt befindet sich zunächst knapp über der unteren gesetzlichen Mindestgrenze. Nach absolviertem Traineeship, welches meiner Erfahrung nach weniger als konsequente Investition in den Kompetenzaufbau gedacht ist, sondern eher als formale Begründung für die schlechte Bezahlung dient, ist das Gehalt immer noch weit unter dem, was man als Hochschulabsolvent und Berufseinsteiger mindestens erwartet. Auf den sozialen Hintergrund der Angestellten wird keine Rücksicht genommen. Es kommt aus nicht nachvollziehbaren Gründen zu verlängerten Trainees. Die schlechte Arbeitsmarktsituation in Berlin wird voll und ganz ausgenutzt. Eine Betriebliche Altersvorsorge wird für Festangestellte angeboten.
Image
Das Image der Firma hat zwei Seiten. Zum einen gilt die Firma im Bereich der Prüfung und Zertifizierung als sehr genau und gewissenhaft. Zum anderen ist bekannt, dass ihre Leistungen zu sehr günstigen Preisen angeboten werden, was jedoch nur aufgrund der niedrigen Gehaltsstruktur im Unternehmen möglich ist.
Karriere/Weiterbildung
Die Karrierechancen in diesem Unternehmen sind sehr beschränkt. Nach einem mit knapp über Mindestlohn entlohnten Trainee werden die Angestellten als Projektentscheider eingestellt. Das Gehalt hierbei ist das eines normalen Sachbearbeiters. Von dem Punkt aus kommt es nur noch zu marginalen Gehaltssteigerungen. Zu mehr Verantwortung und einem erweiterten Aufgabenbereich kommt es in der Regel auch nicht. Es werden jedoch von direkten Vorgesetzten Aussichten zur Ausbildung zum Auditor proklamiert, die zu meiner Zeit im Unternehmen bei niemandem umgesetzt wurden. Die Teilnahme an Weiterbildungskursen in der eigenen Akademie wird gewährleistet, obwohl es hier erhebliche Engpässe gibt: Die Nachfrage nach Weiterbildung durch die Mitarbeiter übersteigt das Angebot deutlich.