Lose Allianz kriegerischer Fürstentümer
Arbeitsatmosphäre
Vorab: Die Bewertung gilt für die Johanniter-Unfall-Hilfe bundesweit. Regionale Unterschiede mögen bestehen, sind aber zu vernachlässigen, da viele Probleme strukturbedingt sind.
Obwohl es sich um einen bundesweiten Verein mit Sitz in Berlin handelt, haben die regionalen Untergliederungen viel Freiheit, die sie auch ausnutzen. Man fühlt sich eher wie bei einer losen Allianz verfeindeter Lokalfürstentümer, die sehr viel Zeit damit verbringen, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Innerhalb der Sozialstationen und Kindergärten ist die Atmosphäre noch ganz in Ordnung, aber ab der administrativen Ebene wird es oft ungemütlich.
Kommunikation
Die interne Kommunikation ist mäßig und beschränkt sich auf bunte Werbezeitungen aus der Zentrale, in denen aber nichts wirklich Wichtiges steht.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der Teams ist der Zusammenhalt grandios. Die Arbeit macht Spaß, solange man keine Entscheidungen braucht, und man unterstützt sich gegenseitig.
Work-Life-Balance
Stellenweise wird erwartet, dass man am Wochenende "ehrenamtlich" aushilft. Das beschränkt sich aber auf 2-3 Samstage im Jahr. Die wöchentliche Arbeitszeit ist gut planbar.
Vorgesetztenverhalten
Viele Vorgesetzte haben keine adäquate Ausbildung und sind mit der enormen Arbeitsbelastung überfordert. Die langen Abstimmungswege und unklare Rahmenbedingungen "von oben" tragen zusätzlich dazu bei, dass die regionalen Führungskräfte keine Handlungssicherheit haben. Entscheidungen gelten grundsätzlich nur bis zum Ende des Satzes und haben sich spätestens mit Verlassen des Büros geändert.
Interessante Aufgaben
Je nach Fachgebiet sind die Aufgaben interessant und herausfordernd.
Gleichberechtigung
Generell ist der "Nasen-Faktor" extrem hoch, Innenpolitik ist wichtiger als gute Arbeit. Das kann für Frauen mitunter auch karrierefördernd sein, da bleibt dann die Gleichberechtigung der Männer auf der Strecke.
Arbeitsbedingungen
Die IT-Ausstattung ist dürftig, vielerorts sind die Büros sind klein und ungemütlich. Wer lange quängelt, kann immerhin einen Firmenwagen zur privaten Nutzung bekommen (meist Golfklasse).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Sozialbewusstsein ist auf dem Niveau profitorientierter Wirtschaftskonzerne. Für eine Hilfsorganisation mit hochtrabendem Leitbild mag das ziemlich erbärmlich sein, fairerweise ist die JUH aber auch nicht aggressiver als die großen Wettbewerber.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist im Branchenvergleich überdurchschnittlich, im Vergleich zu Wirtschaftsunternehmen aber am unteren Ende. Die betriebliche Altersvorsorge nach fünf Jahren Betriebszugehörigkeit (!) ist ein netter Bonus, wenngleich man schon 30 Jahre bei der JUH gearbeitet haben muss, damit sich die Rente wirklich lohnt.
Image
Man bemüht sich, wird aber nie die großen Wettbewerber erreichen.
Karriere/Weiterbildung
Auf vielen Positionen gibt es keine Aufstiegschance, und die Vorgesetzten sind regelmäßig sehr erstaunt, dass sich auch Verwaltungsmitarbeiter entwickeln wollen. Es findet kein geregelter Personalaustausch mit anderen Niederlassungen statt.