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Kammergericht 
Berlin
Bewertung

Steinzeit in der deutschen Justiz

2,3
Nicht empfohlen
Auszubildende/rHat zum Zeitpunkt der Bewertung eine Ausbildung zum/zur Auszubildende/r im Bereich Recht / Steuern bei Kammergericht Berlin absolviert.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Besoldung in der Ausbildung. Vielfältigkeit der rechtlichen Materien in der Ausbildung.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Personalführung und Entwicklung. Starre Strukturen. Veraltete Technologien. Alles läuft am unteren Rand des rechtlich legitimen.

Verbesserungsvorschläge

Dringende pädagogische Schulung der Praxisausbilder. Modernisierung der gesamten Berliner Justiz und Angleichung an ausgewählte Standards der freien Wirtschaft. Digitalisierung flächendeckend.

Die Ausbilder

Zumeist wird einem an den verschiedenen AGs vermittelt, dass man eine unangenehme Last ist. Pädagogische Ansätze fehlen komplett - Motto: Friss oder stirb.
Hierarchie wird hier nach bestem Wissen und Gewissen im beamtenrechtlichen Befehlston ausgelebt. Man hat nur sporadisch das Gefühl, dass sich die Ausbilder darüber bewusst sind, dass sie zukünftige Kollegen ausbilden. Kommentare und Beurteilungen mitunter an der Grenze des Humanen. Vereinzelte Ausnahmen gibt es. Auch der Generationenkonflikt wird hier richtig ausgetragen: "Wir damals wurden noch richtig und mit Qualität ausgebildet, ihr heute seid ja alle unterirdisch und schlecht".

Spaßfaktor

Trockene Aktenberge, die dein Büro täglich füllen. Der größte Spaß entsteht, wenn man die langen, schönen Gänge der hübschen Gerichte zu den Toiletten abläuft.

Aufgaben/Tätigkeiten

Die Theorie vermittelt an der Hochschule viel Lust auf mehr - in der Praxis repetitive Masseverfahren und Herumschlagen mit unterirdischen Dienstprogrammen aus der Steinzeit. Hab noch niemanden getroffen, der begeistert von seinem Job war.

Variation

In der Ausbildung/dualen Studium sieht man viele verschiedene AGs und Abteilungen. Es gibt auch häufig die Möglichkeit bei anderen internen und externen Berufen mitzugehen (Richterbegleitung, GVZ, Nachlasspfleger, Betreuungsbüro, etc)

Respekt

Leider unterirdisch. Ein Großteil der dualen Studierenden hat am Ende des Studiums schon die Lust auf den Job verloren. Im Vergleich zu Onboarding Prozessen in der Wirtschaft und heutiger Willkommenskultur wird hier ein Konzept aus dem 19. Jahrhundert am Leben gehalten: Top down. Es wird nach oben gekuscht und nach unten getreten. Ganz klassisch.
Die Broschüren für die Laufbahn vermitteln ein völlig verzerrtes Bild und versuchen den Staatsdienst irgendwie hip und modern zu machen. Mehrfache Beschwerden gegen die selben Ausbilder verlaufen seit Jahren im Sand und sie werden trotzdem aus Personalnot wiederholt auf Anwärter losgelassen.

Karrierechancen

Mit viel Eigeninitiative kann man sich dahin entwickeln, wo man hin will - auch über Behörden hinweg. Das braucht viel Zeit und Geduld. Haushaltsmittel für Beförderungen werden immer weniger.

Nach der Ausbildung hat man faktisch keine Mitsprache, in welchem Rechtsgebiet man eingesetzt wird. Der Dienstherr ist wohl der einzige Arbeitgeber Deutschlands, der es schafft, seine Mitarbeiter komplett abseits deren Befähigung einzusetzen. Begründet wird das mit der breiten, inhaltlichen Ausbildung und der angeblichen Befähigung zu allen Rechtsgebieten.

In der Praxis heißt das, dass hochgradig unsoziale, aber rechtlich sehr kompetente Absolventen an Positionen landen können, die viel Empathie bei moderatem Wissen verlangen (Familie/Betreuung/Nachlass) und umgekehrt können die leistungsstärksten Absolventen für sehr schwierige, fachübergreifende Rechtsmaterien mit moderatem Publikumskontakt (Grundbuch, AVR, Inso) auch im stumpfsinnigsten Masseverfahren (Kosten/Mahngericht,etc) landen.

Man sollte nicht viel erwarten, vor allem nicht viel Mitsprache. Eigene Ziele sollten auch teilweise mit kreativen Mitteln umgesetzt werden.

Arbeitsatmosphäre

Sehr unterschiedlich von AG zu AG und von Abteilung zu Abteilung können Welten liegen.

Ausbildungsvergütung

Im Vergleich zu anderen Ausbildungen sehr gut. In Anbetracht der Leistung, die innerhalb von drei Jahren erwartet wird, gerade angemessen.

Arbeitszeiten

In der theoretischen Ausbildung stirbt man vor Inhalten und kann sich totlernen.
In der praktischen Ausbildung eher moderat.
Klausurenphasen wie bei Jura und Medizin unmenschlich entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum gesunden Lernen. Die Ausbildung dauert 3 Jahre, vermittelt jedoch Inhalte von ungefähr 5-6 Jahren und bräuchte eigentlich ein immenses Vorwissen.

Flexibel oder familienfreundlich ist die Ausbildung an keiner Stelle.

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