Sicher kein Arbeitgeber bis zur Rente
Gut am Arbeitgeber finde ich
Teamzusammenhalt, Hygienekonzept, Home Office, modernes Arbeitsequipment
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Fokus auf die Zentrale und darüber die Kommunikation, Gehalt, Aufstiegschancen
Verbesserungsvorschläge
Die Zentrale hat zu viel zu sagen um auf Büroebene substanziell etwas verändern zu können. Fast alles was lokal möglich war ist schon umgesetzt worden, aber um Mitarbeiter:innen länger zu halten müsste sich viel mehr ändern als realistisch möglich ist.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb der Teams läuft es im wesentlichen gut und im Münchener Büro sind viele gute Ansätze zu erkennen um die Situation vor Ort weiter zu verbessern. Man merkt aber deutlich, daß die Zentrale in London die Zügel anzieht und dort weht ein ganz anderer Wind. Der Druck aus dem HQ steigt und das schlägt auf alle Mitarbeiter:innen durch.
Kommunikation
In den letzten 1-2 Jahren sind mehrere führende und auch beliebte Mitarbeiter:innen mit z.T. weit über 10 Jahren Zugehörigkeit ohne Vorwarnung von der Bildfläche verschwunden, die eigentlich als unersetzliche Stütze für das Geschäft gegolten haben. Der Abgang wurde jeweils mit weniger als einer Woche Vorlaufzeit und ohne Angabe von Gründen kommuniziert. Die Gerüchteküche lief und läuft noch immer heiß aber insgesamt herrscht in einer Sache Konsens: Die Art der Abgänge, und wer gegangen ist, deutet sehr stark darauf hin, daß für das Hauptmanagement in London Loyalität und vergangene Leistungen im Ernstfall nichts wert sind. Die Vorfälle haben die Belegschaft schwer erschüttert und der Respekt vor der globalen Führungsebene hat darunter sehr stark gelitten.
Hinweis für das HR Team, das hier garantiert mitliest: Das Problem daran ist nicht ganz so sehr die Kommunikation sondern die Tatsache daß so etwas überhaupt passiert und dann auch noch mehrfach in so kurzer Zeit. Benefits, Events oder sonstige Versuche, Transparenz zu schaffen, können nicht kitten, was hierdurch zerstört wurde.
Kollegenzusammenhalt
In den Teams ist der Zusammenhalt in der Regel sehr gut und viele Kolleg:innen haben sich untereinander angefreundet und verbringen auch teamübergreifend privat Zeit miteinander.
Work-Life-Balance
Für eine Agentur teamabhängig ganz okay aber für die Überstunden gedankt wird auch nicht gerade.
Vorgesetztenverhalten
Es gibt wie immer solche und solche aber ich habe es in anderen Agenturen schon schlimmer erlebt. Wer mit internationalen Kolleg:innen zu tun hat bekommt aber schnell mit daß es dort auch anders zugehen kann. Insgesamt scheint die Situation aber zumindest in München weniger drastisch zu sein als im Düsseldorfer Büro. Was ich von Kolleg:innen gehört habe, scheinen die vielen Kununu Bewertungen von dort der Wahrheit zu entsprechen.
Interessante Aufgaben
Im Digital Team ja, PR wird dagegen gerade bei integrierten Kundenaccounts weitgehend zum Projektmanagement degradiert. Wer B2C arbeitet hat etwas mehr Glück. B2B dagegen wirkt in Gesprächen stellenweise etwas abgehängt und frustriert über die Situation.
Gleichberechtigung
Die Führung ist überwiegend weiblich und Sexismus oder Rassismus habe ich nicht wahrgenommen. Die Mitarbeiter:innen sind seit einiger Zeit zum Gendern in internen Mails verpflichtet und auch angehalten, ihre Kund:innen davon zu überzeugen. Insgesamt ist hier in den letzten Monaten viel positives passiert.
Umgang mit älteren Kollegen
45+ ist eigentlich nur das Management. Elternzeit nehmen ist kein Problem, aber wer dann teilzeit arbeiten will und Kinder zuhause hat findet sich ganz schnell mit vielen Überstunden vor dem Laptop wieder. Denn natürlich wissen die Kund:innen von der Teilzeit nichts und erwarten den vollen Service. Mit Zeitverschiebung, weil die Kund:innen aus Übersee sind, wird es noch schlechter.
Arbeitsbedingungen
Das Arbeitsequipment ist insgesamt modern und man kann problemlos aus dem Home Office arbeiten. Im HO sein ist angesichts Corona auch eher die Regel als die Ausnahme gewesen und wird aktiv praktiziert. Das in München recht zentral gelegene Büro ist auch modern, aber wirkt trotz Aufräumaktionen immer noch verwaist und sieht abseits der Meetingräume immer noch ein bisschen aus als wäre es gerade erst verlassen worden.
Immerhin nimmt die Führung Corona ernst und es gab für Büroarbeitende ein Hygienekonzept das mehr oder weniger befolgt wird. Ich hätte mir persönlich aber gewünscht, daß der Zugang auf 2G beschränkt wird. Auch weil es vereinzelte Impfgegner:innen gibt, die sich für meinen Geschmack zu sorglos verhalten haben.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Im letzten Jahr ist ein Social Responsibility Programm initiiert worden. Alle Mitarbeiter:innen konnten dazu ein Projekt nennen, das ihnen am Herzen lag und die Agentur hat jeweils eine größere Summe dorthin gespendet.
Ansonsten war im Büro Mülltrennung leider ein Fremdwort und der Kaffee kam aus einer Kapselmaschine.
Gehalt/Sozialleistungen
Für den Einstieg okay, danach darf man um jeden Cent mehr ringen. Wer wie viel mehr bekommt entscheidet wie so oft irgendjemand in London unter Kriterien, die bestenfalls undurchsichtig zu nennen sind. Wenn doch mal eine Erhöhung kommt, ist es in der Regel nicht einmal ein ordentlicher Inflationsausgleich. Die letzten Beförderungen für München wurden vor etlichen Monaten kommuniziert und seitdem herrscht dazu Stille. Dass man mit seinen Kolleg:innen über Gehalt spricht ist natürlich nicht erlaubt, aber von Ehemaligen weiß ich, daß zwischen Mitarbeiter:innen auf derselben Hierarchieebene deutliche Gehaltsunterschiede bestehen können. Fast immer ist dabei die- oder derjenige mit der längeren Zugehörigkeit schlechter dran. Benefits gibt es, aber fast nur in Form von irgendwelchen Rabatten für Shops, Gyms, etc. Immerhin wird das Gehalt pünktlich überwiesen.
Image
Die Agentur ist keiner der großen Stars der Branche aber zumindest nicht unbekannt.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt Trainings, aber fast immer nur intern und von wechselhafter Qualität. Account Manager und höher können sich auf ein internes Marketing-Fortbildungsprogramm bewerben aber das Feedback von Teilnehmenden war gemischt. Zu Beförderungen habe ich oben schon alles gesagt.