Potemkin'sche Dörfer ...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Bis vor 2-3 Jahren: Die Möglichkeit, neue Aufgaben übernehmen zu können und gemeinsam mit den KollegInnen Projekte und spannende Probleme bearbeiten und lösen zu können.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die aktuelle Situation der Transformation und der Umgang mit der katastrophalen Entwicklung des letzten Jahres - die wieder einmal überarbeiteten Zeitpläne und Ziele der Transformation werden sich (zum fünften Mal?) verzögern, es wird teurer und schmerzhafter.
Und welche Konsequenzen hat dies - außer den (z. T. forcierten) Abgängen auf Mitarbeiterebene?
Verbesserungsvorschläge
Seid endlich ehrlich. Die wieder einmal überarbeiteten Zeitpläne und Ziele der Transformation werden sich (zum fünften Mal?) verzögern, es wird teurer und schmerzhafter.
Ergreift Konsequenzen auf erster Entscheiderebene des Unternehmens - ein "Weiter so" ist für alle Mitarbeiter, die die Realität kennen, ein Schlag ins Gesicht.
Und ansonsten gilt: Viel Glück - damit von AirPlus im Jahr 2022 noch etwas übrig ist.
Arbeitsatmosphäre
Mittlerweile herrscht purer Druck und Stress - die Diskrepanz zwischen den Zielen (Abschluss der Transformation, Personalabbau, Geschäftseinbruch, keine Strategie für neue Produkte) und der Realität ist mittlerweile so groß, dass dieser mit maximalem Druck auf die Mitarbeiter bei gleichzeitigem Aufbau einer Scheinrealität ggü. dem Management bzw. dem Eigner begegnet wird.
Kommunikation
Alles prima - all hands on deck. Das ist das Standard-Mantra, eine Kommunikation auf Basis der Realität und anhand den Bedürfnissen der mittlerweile stark gerupften Mitarbeiterschaft erfolgt nicht. Dies wird noch verstärkt durch abrupte Personalentscheidungen und Kündigungen.
Und die beiden Leiterinnen der Transformation sind wahre Profis darin, nicht bzw. nur mit ihrem "Inner Circle" zu kommunizieren...
Kollegenzusammenhalt
Das war eine besondere Stärke der AirPlus - der persönliche Zusammenhalt der Kollegen und das wertschätzende Miteinander war ein positives Alleinstellungsmerkmal - wenn es manchmal aber auch Defizite kaschiert und die Bewahrung des StatusQuo gefördert hat.
Work-Life-Balance
Die Arbeitszeitmodelle geben jedem Einzelnen die Möglichkeit, eine geordnete Work-Life-Balance zu finden - wenn auch dies unter dem aktuell herrschenden allgegenwärtigen Druck immer schwieriger möglich ist.
Vorgesetztenverhalten
Jeder ist sich selbst der nächste. Das Top Management versucht, irgendwie den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und den eigenen Bonus (oder die eigene, externe Perspektive) zu sichern. Die operativen Einheiten haben dadurch einen wahren "Brain Drain" zu verzeichnen - und im Transformationsprogramm (das AirPlus eigentlich fit für die Zukunft machen sollte) herrschen zwei Managerinnen nach Gutsherrenart. Kritische Töne (oder vielmehr: Relaitätssinn) sind explizit nicht gewünscht und werden aktiv (auch mittels Kündigungen) bearbeitet.
Und die Transformation wird zusätzlich gebremst durch verhindernde (meist männliche) Vorgesetzte der Linienorganisation, die vermeintliche "fachliche" Gründe vorbringen, warum Sie und Ihre Mitarbeiter die Transformation nicht unterstützen können und "Ihre Ressouren" für das lfd. Tagesgeschäft benötigen.
Interessante Aufgaben
Tonnenweise - die Transformation (also die komplette Ablösung der Altsysteme) bietet Unmengen an spannenden Aufgaben - ebenso wie der dann anstehende Betrieb der neuen Systeme und Prozesse.
Gleichberechtigung
AirPlus war schon immer internationaler und weiblicher als der Durchschnitt der Finanzbranche - und hat Mitarbeitern viele Freiheiten gewährt. Allerdings gilt auch hier: Es ist vom jeweils individuellen Vorgesetzten / Bereichsleiter abhängig.
Umgang mit älteren Kollegen
Es blleiben die Kollegen an Bord, deren Knowhow noch erforderlich ist, ansonsten wird aktiv abgebaut - mittels Outsourcing (IT), Altersteileit und Kündigungen. Junge Mitarbeiter sind einfacher zu führen und geben keine Widerworte - und sind billiger.
Arbeitsbedingungen
Moderne Arbeitsplätze, ein helles Bürogebäude, Parkplätze, eine Kantine (betrieben von Kollegen), diverse Sportangebote (eigenens Fitnessstudio) und die Flugbenefits der Lufthansa-Gruppe. Ein Traum (wenn auch aktuell durch Corona etwas eingeschränkt).
Fraglich ist, was davon bleibt nach der Transformation und dem Verkauf der AirPlus an einen Investor.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt immer wieder unterstützte caritative Aktionen der Mitarbeiter und einen entsprechenden FairTrade/Nachhaltigkeitsfokus der Kantine/des Cafes auf dem Campus.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehaltsniveau (außer auf Ebene der Geschäftsführer und Bereichsleiter) liegt unterhalb des Branchenniveaus am Finanzplatz Frankfurt. Gerade Aufgaben auf Sachbearbeiter-Ebene, bspw. im Kundenservice werden schlecht bezahlt.
Image
AirPlus galt lange als die "Perle im Konzern" und war mit dem Entschluss, die IT-Landschaft mittels eines selbst initiierten Transformationsprogramms abzulösen, absoluter Vorreiter.
Geblieben ist der Torso eines Unternehmens, das versucht, das Transformationsprogramm "irgendwie" zu beenden und damit in einen verkaufsfähigen Zustand zu gelangen.
Es gibt keine Strategie, seit Jahren keine Produktentwicklung und mittlerweile denken auch die treuesten Seelen über einen Exit bzw. das Ende der AirPlus nach.
Schade.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsbudgets werden als Teil der Kostensenkungsmaßnahmen stark reduziert; es gilt meist "Learning by doing". Dies gilt besonders für das Transformationsprogramm - fehlendes Knowhow wird ungerne aufgebaut, sondern lieber extern eingekauft.
Anekdote am Rande: Wer soll externe ohne Wissen steuern? Eben - unter Beratern gilt gerne: "bill and chill" (Originalzitat)