Mehr Schein als Sein - zum Glück habe ich eine solche Erfahrung zu Beginn meines Berufslebens gemacht
Arbeitsatmosphäre
Schöne Räumlichkeiten, die aber an der Atmosphäre leider nichts ändern. Diese ist von einer ständig wahrnehmbaren Hintergrundspannung geprägt, die sich dann je nach Tagesverfassung auch mal komplett entlädt. Vornherum wird die heile Welt vorgespielt, im Hintergrund sieht es ganz anders aus. Dementsprechend herrscht eine hohe Fluktuation. Wer Glück hat, bemerkt diese Stimmung gleich zu Beginn und kann die Reißleine ziehen. Kollegen werden auf subtile Art und Weise geärgert, unnötiger Stress wird produziert und unmögliche minutiöse Deadlines gesetzt. Leute, die keinen guten Stand haben, werden auch oft ignoriert - was das bringen soll, ist fraglich.
Kommunikation
Erfolgt hauptsächlich per Mail, auch wenn man sich direkt gegenüber sitzt. Lieber wird minutenlang an einer E-Mail geschrieben, um den Arbeitsauftrag zu erklären, anstatt direkt zu kommunizieren. Das gilt natürlich auch für Probleme: Diese werden an Dritte weitergegeben, die dann die betreffende Person darauf ansprechen. Kommunikation ist hier leider keine Stärke.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt private Treffen außerhalb der Arbeit und ein Team-Wochenende, an dem sich alle Vornherum gut verstehen bzw. zumindest so tun als ob. Getreu dem Motto Mehr Schein als Sein.
Work-Life-Balance
Keinerlei Flexibilität, entspricht nicht dem Zeitgeist. Arbeitszeiten sind von 9-18 Uhr. Einmal im Monat haben Volontäre die Möglichkeit, von 8-17 Uhr zu arbeiten. Die sogenannte "Flex"-Regelung, die es nicht erlaubt zwei Termine im Monat auf 18 Uhr zu legen, wird als riesiger Bonus angepriesen. Bei Nachfragen, ob man die Arbeitszeiten denn um 10 Minuten verschieben könne, sodass man 10 Minuten vor 18 Uhr gehen kann, beginnt ein Kampf um etwas Flexibilität - Diskussionen natürlich vorprogrammiert. Die Regelung, die zu Beginn meiner Arbeitszeit dort noch weitaus flexibler war und für Volontäre dann immer mehr eingeschränkt wurde, scheint allein der Einschränkung der Volontäre zu dienen. Denn es muss gelehrt werden: Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Verlässt man die Agentur pünktlich, erntet man böse Blicke, denn: Nur wer regelmäßig Überstunden macht, ist auch wirklich fleißig und teamfähig. Dabei spielt es keine Rolle, ob es noch etwas wichtiges zu erledigen gibt oder nicht. Hauptsache man bleibt länger.
Vorgesetztenverhalten
Der Punkt Kommunikation trifft hier zu.
Karriere/Weiterbildung
Auf Weiterbildung und Sammeln von Erfahrungen wird kein großer Wert gelegt. Als Volontär möchte man etwas lernen, an vielen Punkten jedoch merkt man, dass die Arbeitskraft von Volontären wichtiger ist, als ihnen etwas beizubringen. Zu Terminen mit Journalisten wird man nicht mitgenommen, da man ja in der Zeit andere Dinge erbarbeiten kann und diese Arbeitskraft nicht verschenkt werden sollte.