Let's make work better.

Kein Logo hinterlegt

Westermann 
Gruppe
Bewertung

Toller Job, schlechter Arbeitgeber

2,5
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung nicht mehr bei Westermann Bildungsmedien Verlag GmbH in Braunschweig gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Spannende Aufgaben, mit denen man zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen kann, z. T. viel Freiraum, tolle Belegschaft, Open-Door-Policy (zum Teil), Rabatte für Buchbestellungen.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Starke Hierarchien, Mitarbeiterzufriedenheit quasi kein Thema, großer Frust in der Belegschaft, Führungsebenen leben keine Unternehmensphilosophie vor, starre Mechanismen und Workflows, sehr langsame Innovation, starke Fluktuation beim Personal, z. T. sehr viel Aufwand durch ständig neues Einarbeiten neuer Kolleg/-innen.

Verbesserungsvorschläge

Mit einem Tarifvertrag für mehr Gleichberechtigung sorgen. Mit den Angestellten (und nicht nur den Führungskräften) in einen Dialog auf Augenhöhe treten. Die Sorgen und Probleme der Angestellten bzgl. Überlastung, intransparenter Gehaltsentwicklung und wöchentlicher Arbeitszeit ernst nehmen. Angestellten in Nicht-Führungspositionen mehr Mitspracherecht bei strukturellen Themen des Unternehmens geben. Strukturelle Probleme erkennen und aufarbeiten. Moderne und flexiblere Arbeitsbedingungen schaffen – und dabei nicht immer nur mit der direkten Konkurrenz vergleichen. Modernes Arbeiten geht anders...

Arbeitsatmosphäre

Sehr durchwachsen wegen starker individueller Abweichungen. Überarbeitetung und Dauerstress sind keine Seltenheit. Es geht oft von einem Projekt zum nächsten, dabei kommen permanent zusätzliche Aufgaben dazu, für die man als Redakteur/-in nicht ausgebildet ist: angefangen bei immer mehr Verwaltungsaufgaben, aber auch rechtliche, technische und gestalterische Aspekte Fragestellungen. Hilfe gibt es dabei leider nicht immer, Entlastung noch weniger. Dialog zwischen Management und Angestellten gibt es quasi nicht; Probleme werden verharmlost.
Bei den Projekten hat man oft sehr viel Gestaltungsfreiraum. Einierseits gut, weil man nicht für jeden Arbeitsschritt ein Formular ausfüllen muss, andererseits wird man mit vielen Themen alleine gelassen.

Kommunikation

Es gibt keine einheitlichen Kommunikationskanäle – trotz aktivem Intranet. Man muss immer selbst rausfinden, welche Person jetzt das benötigte Wissen hat oder auf welcher Plattform das gesuchte Dokument aktuell liegt. Wichtige Infos werden nur per Mail rumgeschickt und nicht nachhaltig festgehalten – und erreichen nicht immer alle, die es betrifft. Onboarding neuer Kolleg/-innen ist nicht standardisiert geregelt, es gibt kaum Dokumentation. Es bleibt immer abhängig von der Bereitschaft einzelner Kolleg/-innen. Kommunikation innerhalb der Abteilungen je nach gewünschter und gelebter Kultur mal besser, mal schlechter, insgesamt aber definitiv unzureichend.

Kollegenzusammenhalt

Den Zusammenhalt habe ich (fast) immer als positiv erlebt. Die meisten Kolleg/-innen sind hilfs- und dialogbereit, aber versinken leider oft selbst in Arbeit.

Work-Life-Balance

Zwei Tage mobiles Arbeiten pro Woche möglich, in Einzelfällen auch mehr – aber hier gibt es keine einheitliche Regelung, die für alle gilt. Wer schlecht verhandelt, hat Pech. Es wird ohne nachvollziehbaren Grund an der 40-Stunden-Woche festgehalten. Teilzeitarbeit oder Stundenreduzierung ist nicht gewünscht, auch wenn gesundheitliche Gründe dafür sprechen würden. Wer während eines befristeten Vertrags Stunden reduziert, wird zum Schluss doch zur 40-Stunden-Woche gezwungen (sonst keine Weiterbeschäftigung).
Es gibt ein Gleitzeitmodell mit einer gut geregelten Kernarbeitszeit, aber die Unflexibilität des Arbeitgebers ist völlig aus der Zeit gefallen. Es wird nicht auf die Bedürfnisse und Wünsche der Angestellten eingegangen. Für Redakteur/-innen finden am Wochenende oft Tagungen statt.

Vorgesetztenverhalten

Extrem individuell – leider. Einige top, andere flopp. Je höher auf der Karriereleiter, desto schlimmer. Von einigen höheren Führungskräften wird mit Einschüchterung gearbeitet; Kommunikation auf Augenhöhe oder sogar Kritik ist nicht erwünscht. Stattdessen sehr starke Hierarchisierung. Was die Geschaftsführung sagt, muss gemacht werden. Angestellte, die auf Missstände aufmerksam machen, werden heimlich auf Störenfried-Listen gesetzt und systematisch benachteiligt. Trotz Überlastung der Angestellten werden zusätzliche Aufgaben von Führungskräften nicht abgewiesen; die Arbeit landet immer auf den Schreibtischen der Angestellten. Die strukturellen Probleme des Unternehmens werden nur mit Blick aufs Geld betrachtet, Mitarbeiterzufriedenheit ist oft kein Thema, auch wenn vom Arbeitgeber natürlich anderes behauptet wird (ändern tut sich trotdem nichts). Unternehmensleitung macht gerne mal leere Versprechungen und gibt sich gesprächsbereit, ohne dass im Endeffekt wirklich Gespräche zustande kommen. Dann heißt es nur: "Wir wussten nicht von dem Problem." Probleme werden von direkten Vorgesetzten nicht immer nach oben weitergetragen; irgendwann heißt es nur noch: "So läuft es hier halt."

Interessante Aufgaben

Der Job als Redakteur/-in für Bildungsmedien ist wahnsinnig spannend und bedeutsam. Man hat nicht immer die Möglichkeit, so direkt an gesellschaftlich relevanten Inhalten mitzuarbeiten. Das Problem: Es landen immer mehr Verwaltungs- und Sachbearbeitungsaufgaben auf den falschen Schreibtischen. Dadurch kommt man immer weniger zum Kern der eigentlichen Rolle.

Gleichberechtigung

Minderheiten werden nicht aktiv diskriminiert, Vielfalt wird aber auch nicht als Chance gesehen, z. B. für unterschiedliche Perspektiven und kulturelles Wissen. Im Unternehmen arbeiten fast ausschließlich weiße Menschen. Warum es so wenig People of Colour im Unternehmen gibt, wird nicht aktiv hinterfragt. Vereinzelt werden Workshops zu Diskriminierungsthemen organisiert, aber nicht regelmäßig und nur auf freiwilliger Basis – damit leider absolut nicht nachhaltig. Vielfalt wird vom Arbeitgeber akzeptiert, aber nicht gelebt. Themen wie Rassismuskritik werden mehr als nötiges Übel gesehen, um sich nicht angreifbar zu machen. Obere Führungsebenen sind größtenteils männlich.
Insgesamt alles sehr individuell. Wer dem/der Vorgesetzten nicht passt, hat bei vielen Themen schlechte Karten: Gehaltserhöhungen, Wertschätzung, Projekte... Der Großteil der Angestellten wünscht sich einen Tarifvertrag, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Der Arbeitgeber leugnet diesen Wunsch konsequent und zeigt sich nicht kompromissbereit.

Umgang mit älteren Kollegen

Angestellte jeden Alters werden geschätzt.

Arbeitsbedingungen

Räume sind i. d. R. in Ordnung. Zum Teil starke Geräuschkulisse bei geöffneten Fenstern wegen der Druckerei. WCs zum Teil veraltet und ohne warmes Wasser zum Händewaschen. Bei sinnvollen Investitionen stellt sich der Arbeitgeber quer, sodass Innovation, z. B. im technischen Bereich sehr schleppend läuft. Kein WLAN für eigenes Handy.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Insgesamt gut. Luft nach oben gibt es noch, aber es werden nach und nach kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht. Das Thema wird nicht ignoriert. Beim Thema Sozialbewusstsein gibt es keinen wirklichen Standpunkt – das ist schade für ein Unternehmen in der Bildungsbranche. Da gibt es viele Unternehmen, die deutlich mehr machen. Man hat das Gefühl, im Endeffekt nur dafür zu sorgen, dass das Unternehmen Geld macht – es gibt keine Philosophie, die die soziale Verantwortung des Unternehmens widerspiegelt.

Gehalt/Sozialleistungen

Einer der größten Frustfaktoren bei den Angestellten: das Gehalt. Über ein Jahrzehnt wurde die Inflation nicht beim Grundgehalt berücksichtigt, wodurch die Löhne heute viel weniger wert sind als vor 15 Jahren. Es gibt keinen Tarifvertrag. Viel schlimmer: Gehalt ist nicht mal (!) Verhandlungssache. Es gibt keine objektiven Kriterien, nach denen Erhöhungen vergeben werden. Von Fairness keine Spur. Wer lange im Unternehmen bleibt, kriegt nur mit viel Glück auch eine wirkliche Gehaltsentwicklung; für die meisten gibt es Jahr für Jahr nicht mal einen Inflationsausgleich. Auch erste Bemühungen für mehr Fairness, die seit einigen Jahren (immerhin) umgesetzt werden, helfen nicht, die Lohnungerechtigkeit und Willkür zu beseitigen. Die Unternehmensleitung hält an veralteten Strukturen fest, an die sie sich bei der Vergabe von Gehältern selbst nicht hält. Forderung nach Transparenz werden seit Jahren von der Unternehmensleitung ignoriert.

Image

In der Vergangenheit war das Image von Westermann sehr gut. Leider schneidet das Unternehmen sich mit den Arbeitsbedingungen ins eigene Fleisch. Danach werden externe Faktoren wie z. B. Gewerkschaften dafür verantwortlich gemacht. In der Region hat der Ruf des Unternehmens stark gelitten. Viele Angestellten können sich nicht mehr mit dem Unternehmen identifizieren. Das Unternehmen wird oft bestreikt – das kriegt auch die Öffentlichkeit mit.

Karriere/Weiterbildung

Es gibt einige wenige Grundlagenschulungen für die im Unternehmen eingesetzte Software. Alles darüber hinaus muss eigenständig organisiert werden, wofür im Alltag gar keine Zeit bleibt. Auch wenn Vorgesetzte Weiterbildungsbedarf sehen, gibt es in der Regel keine oder wenig Hilfe, diesen Bedarf zu füllen. Wenn man genug hinterher ist, lässt sich jedoch einiges umsetzen.

HilfreichHilfreich?ZustimmenZustimmen?MeldenTeilen

Arbeitgeber-Kommentar

Team PersonalAbteilung Personal und Recht

Sehr geehrte ehemalige Mitarbeiterin oder Mitarbeiter,

zunächst erst einmal vielen Dank für Ihre ausführliche Stellungnahme zu den einzelnen Positionen. Die Themen Arbeitsbedingungen, Umgang mit älteren Kollegen, Karriere/Weiterbildung, interessante Aufgaben Umwelt/Sozialbewusstsein werden von Ihnen durch aus positiv beurteilt. Weniger positiv beurteilen Sie Ihr Gehalt und das es keinen Tarifvertrag gebe. Richtig ist, dass ca. 20 % der Belegschaft einen Tarifvertrag fordern und dies auch nach außen vertreten. Insbesondere im Umfeld von Betriebsversammlungen gibt es hin und wieder Warnstreiks. Entgegen Ihrer Einschätzung ist ein Tarifvertrag nicht die Lösung für Westermann. Derzeit profitieren Mitarbeitende, die überdurchschnittliche Leistungen erbringen, auch überproportional an den Entgelten. Die Vergütungen sind allesamt leistungsgerecht und angemessen. Die Mitarbeitenden haben damit einen eigenen Einfluss auf ihre Vergütungen. Zuletzt wurde auch der Bezugslohn der im Verlag geltenden Vergütungsordnung zum 01.01.2024 um 9 % angehoben. In den letzten beiden Jahren wurden die Vergütungen durchschnittlich zudem oberhalb des Inflationsausgleichs angepasst.
Unzutreffend ist auch Ihre Einschätzung, Minderheiten würden ausgegrenzt. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt wenige Bewerbungen von Minderheiten, so dass sich am Ende die Majoritäten durchsetzen.

Ihr Team Personal

Anmelden