Viel Licht mit einigen Schatten, würde jederzeit wieder anfangen.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das beste an der 1&1 sind die Chancen, die man bekommt. Ich habe in verschiedenen Positionen gearbeitet, an denen ich in klassischen Unternehmen vermutlich nie hätte arbeiten dürfen. Und ich bin hier kein Einzelfall, denn viele Kollegen sind ähnliche Wege gegangen. Das führt dazu, dass manchmal Leute an Stellen sitzen, an denen sie nie hätten landen dürfen, aber mehrheitlich funktioniert das Prinzip.
Würde ich wiederkommen? Klar, jederzeit, wenn die Konstellation es ergäbe.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wenn eine Person oder ein Team mit einem größeren Kopf eine Entscheidung getroffen hat, dann sind Dinge gesetzt und man muss mit den Konsequenzen leben und diese vor allem verantworten. Erfahrung wird leider unzureichend wertgeschätzt, wenn Themen auf hoher Ebene diskutiert werden, da zählen dann Durchsetzungsstärke und Meinung.
Verbesserungsvorschläge
Punkt 1: Kommunikation, Anforderung, Planung. Agil heißt oft, dass man kopflos losrennt und dann im letzten Moment einfach irgendwas gemacht wird. Ja, das Business ist schnell, aber agil heißt nicht, dass man keine ordentliche Planung mit ordentlichen Business-Needs betreibt.
Das Bonussystem ist absoluter Käse und nicht zeitgemäß, denn am Ende bekommt sowieso jeder seinen Bonus.
Außerdem sollte besser darauf geachtet werden, zwischen Verantwortung und Kontrolle zu trennen: es kann gut mal passieren, dass diejenigen Bereiche die Kontrollzahlen liefern, die sie auch Verantworten. Was dann passiert, ist vermutlich keine Überraschung.
Arbeitsatmosphäre
Generell war die Arbeitsatmosphäre immer gut, zumindest haben meine Vorgesetzten immer dafür gesorgt, dass es so war. Es gab keinen Stress, keine unendlichen Überstunden und wenn mal was fertig werden musste, dann konnte man die Zeiten immer ausgleichen.
Kommunikation
Ein großer Schattenpunkt des Unternehmens. Projekte werden leider immer von der ausführenden Seite dominiert und die beteiligten müssen schlucken. Gleichzeitig wird aber ein insgesamt gutes Ergebnis erwartet. Hier ist noch viel Luft nach oben, gerade weil die unterschiedlichen Vorstandsbereiche nicht als gleichberechtigte Partner wahrgenommen werden. Man erfährt zu wenig, zu spät, dann kommt ein Projekt und jeder weiß, dass das niemals was werden kann.
Kollegenzusammenhalt
War immer absolut grandios, egal mit welchem Bereich man gearbeitet hat. Ehrlich gesagt vermisse ich meine Kollegen extrem.
Work-Life-Balance
Kann ich absolut nicht meckern. Keine Überstunden, keine Nachtschichten, extrem flexible Arbeitszeiten, man verlangt keine frühe oder späte Arbeit - aber es meckert auch keiner, wenn man es macht.
Vorgesetztenverhalten
Es gibt natürlich solche und solche, aber insgesamt war ich immer zufrieden. Mit einigen Vorgesetzten habe ich auch im Nachgang noch Kontakt gehalten.
Interessante Aufgaben
Mal ja, mal nein. Generell sind die Aufgaben sehr interessant, aber bedingt durch die schlechte Projektgestaltung kommen auch Aufgaben dazu, die einfach unschön sind. Ja, in jedem Job gibt es langweilige Aufgaben, aber wenn diese aus schlechter Kommunikation oder schlechten Strukturen heraus entstehen, ist das schon ärgerlich.
Gleichberechtigung
Hatte Kolleginnen und Kollegen aus vielen verschiedenen Ländern und das war nie ein Problem. Angeblich ist Teilzeit als Führungskraft nicht gewünscht, kann ich aber selbst nicht bewerten, von daher aus meiner Perspektive 5*.
Umgang mit älteren Kollegen
Einen Stern Abzug, weil erfahrene Kollegen zwar nach ihrer Meinung gefragt werden, aber sobald man auf der Unterstützer-Seite bei Projekten ist, wird Erfahrung auch gerne mal ignoriert, auch wenn es eine Historie von Beweisen gibt, warum man vielleicht doch hätte zuhören sollen.
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind in Montabaur 4* wert, in Karlsruhe würde ich vermutlich einen Stern vergeben. Die Hardware, die man bekommt, ist schon sehr gut, aber beim Thema gesundes Arbeiten ist definitiv noch potential. Man hat damit angefangen (Steharbeitsplätze etc.), aber da ist noch viel Luft.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Finde es bis heute grandios, dass das Unternehmen stets in Montabaur geblieben ist und sich nicht in Steueroasen angesiedelt hat. Ich finde das vergisst man bei den ganzen Umweltthemen gerne mal.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich musste schon dafür kämpfen, aber das Gehalt war am Ende absolut in Ordnung. Vermutlich ist es eine Frage des Bereichs, aber als ITler konnte ich mich nicht beschweren.
Image
Hier habe ich gemischte Gefühle. Einerseits empfinde ich es als sehr positiv, dass 1&1 in Montabaur sitzt und steuern zahlt, aber so wirklich beliebt sind sie nicht. Es wird auch auf dem Flur unter Mitarbeitern sehr schlecht über die Art und Weise gesprochen, wie das Unternehmen geführt wird und wie kommuniziert wird. Das trägt nicht gerade zu einem positiven Image bei.
Karriere/Weiterbildung
Es hat sich in den letzten Jahren einiges getan, aber auch hier ist noch Luft nach oben. Ich habe nichts dagegen, dass man sich für Fortbildungen einsetzen muss - ein Unternehmen sollte passive oder desinteressierte Mitarbeiter nicht Zwangsmotivieren. Ich finde es aber schade, dass Weiterbildungsbudgets teilweise sehr knapp bemessen sind. Die internen Schulungen sind teilweise okay, oft aber nach dem Gießkannenprinzip gestaltet und man findet sich selbst nicht unbedingt wieder. Generell ist ein Mangel an Mitarbeitern ein Problem, das verstehe ich, aber ein Tech-Bereich lebt auch davon, dass man sich mal austauschen kann. Wenn man eine gute Führungskraft hat (und die hatte ich), dann kann man über persönliche Weiterbildungszeiten sprechen und bekommt die auch, aber ein unternehmensweiter Standard wäre toll.