Trotz Corona zurück ins Büro
Gut am Arbeitgeber finde ich
Trotz aller Kritikpunkte arbeite ich immer noch gerne hier. Das liegt u.a. an meinen Kollegen und meinem Vorgesetzten - aber auch an der weitestgehend alleinigen Hoheit über mein Aufgabengebiet.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Das Gehalt ist allenfalls durchschnittlich.
- Beförderungen gibt es nicht, allenfalls Ernennungen, denen ein mehrmonatiger "Ernennungsprozess" vorangeht. Eine Gehaltsverbesserung geht in den aller wenigsten Fällen mit einher.
- Obwohl man vorgibt, ein Ohr für die Mitarbeiter zu haben, wird auf diese nicht gehört, sondern lieber Unternehmensdogmen durchgeprügelt. Aktuell werden 50% Mitarbeitenden zurück ins Büro gerufen weil man überzeugt ist, dass dies die Zusammenarbeit verbessert. Mit Sicherheitsabstand, Tests, virtuellen Meetings und sonstigen Corona-Schutzmaßnahmen.
Darüber hinaus ist die Verhinderung einer Betriebsratgründung durch fristlose Freistellung/Kündigung mehr als fragwürdig, in den meisten Fällen sicherlich mit dem Arbeitsrecht nicht zu vereinen und passt zudem überhaupt nicht zu den vereinbarten Leitsätzen.
Verbesserungsvorschläge
Nicht mehr so viel davon, was der Vorstandsvorsitzende möchte, machen, sondern gerne mal aufrebellieren (sonst gewinnt man den Eindruck, das Top-Management spiele nur Durchlauferhitzer) und lieber mal das ausprobieren, was die Mitarbeiter vorschlagen. Die sind nämlich in den allermeisten Fällen nicht auf den Kopf gefallen und haben durchaus auch sachlich treffende Argumente. Wenn man nicht an altertümlichen Methoden festhinge wäre man dann irgendwann bestimmt auch der agile und schnell reagierende Konzern, als den man sich so gerne darstellt.
Arbeitsatmosphäre
Zumindest in meinem Team ist die Atmosphäre sehr gut. Ich kenne aber Teams in denen sich jeder selbst der Nächste ist.
Darüber hinaus werden aber auch Mitarbeiter vor die Tür gesetzt, weil sie unbequem geworden sind. Oder nach einem Bertriebsrat rufen. Dieses Wort sollte man übrigens besser nicht laut aussprechen.
Kommunikation
Es wird zumindest versucht Neuigkeiten von oben und bzgl. aktueller Projekte wöchentlich zu präsentieren. Dies ist jedoch mittlerweile auch nur noch eine Show zur Selbstdarstellung in der niemand Rückfragen hat oder Kritik üben möchte, da diese sowieso rigoros überbügelt werden.
Kollegenzusammenhalt
In meinem Team passt zwischen die Kollegen kein Blatt Papier. Aber das geht auch anders.
Work-Life-Balance
Die ist ein Witz. Home-Office gibt es nicht, für Handwerkertermine oder ähnliches muss man einen Cover-Day beantragen (der auch verwehrt werden kann).
Vorgesetztenverhalten
Zumindest mein Vorgesetzter verhält sich fair und setzt sich für uns ein. Aber auch hier: Ich kenne andere Teams...
Interessante Aufgaben
Die gibt es, oder man macht sie sich. Oder man ist stumpfer Befehlsempfänger. Das ist aber in jeder Firma so.
Gleichberechtigung
Es gibt durchaus Frauen in Führungspositionen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt nur wenig ältere Kollegen, ich bezweifle jedoch, dass diese benachteiligt behandelt werden.
Arbeitsbedingungen
Wenn man bedenkt dass Mitarbeitende eines Vorstandsbereiches nicht die gleichen Arbeitsmittel bestellen dürfen wie die eines anderen wird klar, dass hier niemand gleich ist und dass sich Arbeitsbedingungen willkürlich ändern bzw. ausgerichtet werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Damit wird zumindest geworben. Ob das aber so stimmt kann niemand überprüfen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Thema Gehalt ist bei der 1&1 ein Dauerbrenner. Wer mehr Geld aus der Marktdurchschnitt verdienen möchte darf hier nicht arbeiten. Darüber hinaus wurde der Belegschaft angeboten das 13. Monatsgehalt auf 12 Monatsgehälter zu verteilen - oder den Anspruch auf das 13. Monatsgehalt zu verlieren.
Darüber hinaus gibt es keine Quartalsboni mehr für eigene, sondern auf Unternehmensziele, die sich auf NPS und Umsatzzahlen beschränken.
Image
Ein, zwei, drei oder auch zehn Rebrandings können das Image nicht verbessern. 1&1 kennt man mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit. Wahrscheinlich in den meisten Fällen daher, dass man damit schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Karriere/Weiterbildung
Den Aufstiegsmöglichkeiten vom Junior zum Senior wurden mittlerweile viele Stolpersteine und Hürden eingebaut. Kollegen sind dazu mittlerweile der Gnade von anderen Kollegen abhängig und letzten Endes ist es sowieso egal, was dort als Feedback hereinkommt, denn einzig und allein die HR bestimmt über "ja" oder "nein". Das gilt übrigens auch für alle anderen organisatorischen Themen.
Weiterbildungen werden im Rahmen von (eher schlechten) internen Schulungsmaßnahmen angeboten. Ich habe von Kollegen gehört die zu Fachkonferenzen fahren/fliegen - das sollte man aber eher als Ausnahme und nicht als Regel verstehen, da solche Ausflüge i.d.R. vom Vorstand freigegeben werden müssen.