Der Letzte macht das Licht aus...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Für Osram Opto Semiconductors enden die langen Jahre des wirtschaftlichen Wachstums in einer seit 2018 vonstattengehenden Implosion, welche „womöglich“ u.a. auf Fehlentscheidungen, Fehlinvestitionen und falsches Timing des Managements zurückzuführen ist.
Während der Gesamtkonzern der Osram Licht AG selbstverursacht(?) übernahmereif geschossen wurde und das Top-Management der Belegschaft einen Bieter nach dem anderen als Heilsbringer angepriesen hat, wussten die Webcasts des Managements als Slapstick-Comedy Einlagen mitunter durchaus zu belustigen.
Hierbei zeigte sich ein live mitzuerlebendes Musterbeispiel der Principal Agent Theory, wobei Shareholder Value zerstört wurde und alle Stakeholder auf volle Kosten gekommen sind. Vorstand und Aufsichtsrat können sich gegenseitig auf die Schulter klopfen. Eine Krähe hackt der anderen aber nun mal kein Auge aus.
Der Belegschaft selbst wurde somit die harte Realität der Fehlplanung nicht erspart und eine Abfindungs- und Sparwelle folgte der nächsten. Der Namen der Performance-Programme wurde dabei auf kreative weise variiert und die Abteilungen immer wieder neu umorganisiert, zugeordnet und die Belegschaft verkleinert.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Tarifmitarbeiter scheint man immer weiter auspressen zu wollen, subjektiv evtl. sogar, um sie zum freiwilligen Gehen zu bringen, trotz oder gar aufgrund der bevorstehenden Übernahme durch ams.
Ansonsten erwartet Sie hier der ganz normale Wahnsinn eines IG-Metall-gebundenen Großkonzerns:
- Bullshit-Bingo und Buzzwords insbesondere von Führungskräften, die dabei wichtig und geschäftig wirken können
- „Industrie-Beamte“, die den Tag hauptsächlich absitzen und auf ihre Verrentung warten
- Durchaus auch bis jetzt noch einige hungrige v.a. junge Kollegen („20% der Abteilung machen 80% der Arbeit“) – Tendenz sinkend durch Frustration
- Mauschelei und Posten-Geschachere
- Flurfunk als einziger Verlass auf Infos über die Vorgänge im Unternehmen
Im Speziellen:
- Zusammenhalt der nach den Sparprogrammen und Abfindungen verbliebenen Kollegen untereinander.
- Galgenhumor
- Teilweise noch technologisch interessante Projekte mit leider viel zu wenig Ressourcen durch Rumpfmannschaft (Realisierbarkeit und Konkurrenzfähigkeit dadurch fragwürdig.)
- Aussicht auf fähiges (ams-)Management in der Zukunft
Verbesserungsvorschläge
Fazit:
Ein deutsches Traditionsunternehmen mit über 100-jähriger Geschichte steht somit vor der Zerschlagung. Das Filetstück OS mit der innovations- und margenträchtigen Halbleiter-Sparte wird womöglich nach starker Rosskur in den ams-Konzern eingegliedert. Die Zukunft der Mitarbeiter in den anderen Business Units scheint ungewiss. Ich drück ihnen alle Daumen!
Potenziell scheint das ams-Management durchaus fähig zu sein, was man an der Vielzahl an Kniffen während der Übernahme erahnen konnte. OS scheint somit ein Führungswechsel ins Haus zu stehen, welcher (und ich würde dies sehr begrüßen) zu einem Turnaround für diesen Teil des Unternehmens werden könnte.
Arbeitsatmosphäre
Stimmung und Arbeitsatmosphäre sind unterirdisch. Wertschätzung den Angestellten insbesondere im Tarif geht gegen Null.
Kommunikation
Nicht vorhanden. Flurfunk und Presse sind oftmals einzige Möglichkeit an Infos zu kommen.
Kollegenzusammenhalt
Auf der Arbeitsebene gut. Die gemeinsame Not schweißt zusammen.
Zum Management oftmals schwierig.
Work-Life-Balance
Durchaus vorhanden. Auch Home-Office ist möglich.
Vorgesetztenverhalten
Je nach Abteilung. Generell
Interessante Aufgaben
Je nach Abteilung. Sparprogramme und Verkleinerungen des Personals hemmen den möglichen Spielraum massiv.
Gleichberechtigung
Pseudo-Frauenförder-Programme vorhanden.
Umgang mit älteren Kollegen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind froh wenn man sich auf ein frühzeitiges Ausscheiden einigen kann.
Arbeitsbedingungen
Sparen Sparen Sparen. Mitarbeiter loswerden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstein ja. Soziale Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber scheint dem Management ein Fremdwort zu sein.
Gehalt/Sozialleistungen
Standard IG Metalltarif.
Image
Die Osram Licht AG wurde gegen die Wand gefahren. Jeder der in der Lage ist eine Zeitung zu lesen ist sich darüber im Klaren.
Karriere/Weiterbildung
Fortbildungen nur noch als web based trainings. Posten werden ausgemauschelt und über Beziehungen vergeben.