Ratlosigkeit ist greifbar
Gut am Arbeitgeber finde ich
tolle Produkte (wobei es schon nervt, dass das Produktmanagement nicht kapieren will, dass wir nicht die einzigen sind, die anständige Software produzieren können)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Firma steckt seit 2-3 Jahren in einem radikalen Umbruch. Das ist von ganz oben (Zentrale in den USA) wohl so gewollt. Die komplette Führung aus erfahreren Leuten ist ausgetauscht worden. Frischer Wind soll wohl rein. Grund ist, dass die Umsatzziele schon länger nicht mehr erreicht worden sind. Die Frage ist halt, ob 10-12% Wachstum jedes Jahr so schlecht sind. Aber wenn man halt stumpf 15% fordert, dann reichen 10% wohl nicht aus. Jetzt sind halt "Macherpersönlichkeiten" in der Führung. Branchenkenntnis war wohl kein Einstellungskriterium. Ob die neuen Top-Manager ihren Job ordentlich machen, kann ich schlecht beurteilen, dazu bin ich zu weit weg und kenne auch deren Vorgaben nicht. Aber die Ziele werden trotzdem bei weitem nicht erreicht. Wie auch, wenn die Halbwertszeit im Vertrieb gegen Null geht. Kaum noch jemand da, der mehr als 2 Jahre Erfahrung hat. Die Fluktuation in letzter Zeit ist unglaublich. Gefühlt gehen die Sales-Leute, denen was an der Firma liegt. Stellen bleiben ewig unbesetzt, kein Winder, dass kein Umsatz gemacht wird. Die Kunden werden jedes Jahr von anderen Sales Leuten betreut, so kann das nicht klappen. Und neu eingestellt werden offenbar nur Leute mit Background aus einer bestimmten Firma. Dass das wieder branchenfremd ist: geschenkt. Hier arbeiten Leute im Vertrieb, die man nach 6 Monaten noch keinmal gesehen hat. Macht aber nichts, die gehen ja sowieso nach einem Jahr wieder.
Verbesserungsvorschläge
Wirklich schwer zu sagen, wo man anfangen kann. Leider gibt es so viele Baustellen. Anfänge sind gemacht. Die Erkenntnis kommt langsam, dass es ohne motivierte Mitarbeiter nicht besser werden kann. Ich spreche der Führung nicht den Willen und die Bemühungen ab, etwas verbessern zu wollen. Aber viel zu oft habe ich den Eindruck, dass es nur Worte sind. Da fehlt dann oft die Bereitschaft, Sachen auch mal durchzuziehen wenn sie unbequem sind.
Das Problem beginnt einfach mit den Umsatzvorgaben. Die sind nicht realistisch und damit ist man immer unter Target. Das ist dann auch immer die Erklärung, warum kein Budget für Events da ist und warum immer weiter Personal eingespart werden muss. Nur im Vertrieb werden ständig neue Stellen geschaffen. Scheint aber nicht möglich zu sein, die schneller zu besetzen als die vorhandenen Kollegen das Weite suchen. Konkrete Details dazu kenne ich nicht, aber wenn jedes Jahr zwischen 30% und 50% des Vertriebs wechseln, spricht das für sich.
Meine Bewertung ist ein Versuch, mal etwas ausführlich zu nennen, dass nicht alles so schlecht ist wie in einzelnen Frustpostings zu lesen ist. Leider gibt es auf Kununu fast nur noch extreme Bewertungen von Ex-Kollegen, die nachtreten oder vom Management, die lächerliche alles ist wunderbar-Aussagen treffen. Nicht alles läuft schlecht, aber es ist ein weiter Weg bis wir wieder da sind wo wir mal waren.
Arbeitsatmosphäre
Atmosphäre wird von Jahr zu Jahr schlechter. Das liegt aber nicht nur an den direkten Vorgesetzten. Die sind ja oft nur diejenigen, die Vorgaben umsetzen müssen. Wobei hier mehr Rückgrat schon nicht verkehrt wäre. Eine Führungskraft, die alles nur mit Vorgaben von oben begründet ist für mich keine Führungskraft.
Kommunikation
Leider der ganz große Schwachpunkt. Hier gehts seit Jahren bergab. Gilt für Kommunikation von oben nach unten und mittlerweile auch andersrum. Schade, aber das Klima ist nicht ermutigend für offene Worte.
Kollegenzusammenhalt
Zusammenhalt ist erstaunlich gut. Im Team muss jeder für jeden einstehen und das klappt gut. Zwischen den Abteilungen fehlt etwas der Teamgeist. Kein Wunder bei der Fluktuation
Work-Life-Balance
es ist einfach zu viel Arbeit und durch krassen Personalabbau in den letzten Jahren zu wenig Personal. Vorbereitung auf Training etc. muss oft in Überstunden bzw. am Wochenende passieren.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetztenverhalten ist stark tagesformabhängig. Entscheidungen werden nur ganz selten einmal richtig begründet. Das ist aber Firmenpolitik. Hier wird auf allen Ebenen nicht erklärt, sondern vollstreckt. Das Gegenteil wird jedes Jahr wieder versprochen. Das Murmeltier lässt grüßen.
Interessante Aufgaben
Das absolute Plus hier. Die Abwechslung ist zwar durch die strikte Aufgabenteilung deutlich kleiner geworden, aber interessant ist es auf jeden Fall.
Umgang mit älteren Kollegen
keine direkte Benachteiligung von Älteren. Aber das Pensum ist auf Dauer kaum zu stemmen. Und das wird nicht einfacher mit dem Alter.
Arbeitsbedingungen
Räumlichkeiten sind absolut ok, Arbeitsmittel völlig in Ordnung. Etwas weniger steril könnte es sein, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
kann ich nicht einschätzen
Gehalt/Sozialleistungen
Woanders verdient man sicher mehr. Aber schlecht bezahlt werden wir auch nicht.
Image
Image hat auf jeden Fall deutlich gelitten. Schade, denn vor ein paar Jahren hatte ANSYS einen super Ruf. Trotzdem bin ich stolz für den Marktführer zu arbeiten.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung aufgrund von Auslastung kaum möglich. Karriere? Ich möchte hier nicht im mittleren Management arbeiten.