Mehr Schein als sein - Die hohe Fluktuation spiegelt derzeit das wahre Gesicht der Firma
Arbeitsatmosphäre
Man fühlt sich täglich kontrolliert. Das fängt beim Kommen morgens am Empfang schon an und zieht sich über den Tag hin bis zum "Ausstechen". Obwohl die elektronische Zeiterfassung wohl schon seit Jahren abgeschafft wurde, fühlt man sich täglich "manuell" erfasst.
Einige Kollegen sind gleicher als andere und das es in jeder Firma die Lieblingsmitarbeiter gibt ist auch klar, aber hier ist täglich zu erkennen und zu spüren, wer bevorzugt wird und wer nur der Handlanger ist. Kollegen die in der Vergangenheit nie spürbar Großes selbst geleistet haben, sondern durch ein wenig Glück große Kunden bekommen haben, spielen sich auf wie die Ober-Vertriebler und werden in Ihrer Überflieger Rolle auch noch von der Führung unterstützt, obwohl es früher bereits bei der Neukundenakquise erfolglos gescheitert ist. Schade, aber jeden Tag mitanzusehen.
Kommunikation
Der Flurfunk funktioniert prima und wenn man hinzufügt "das darfst du bitte niemandem weitererzählen", noch viel besser. Das offene Wort von den meisten Kollegen erfährt man nur Abends im privaten Telefonat oder leise im Gespräch in der Küche.
Kollegenzusammenhalt
Nach außenhin mag es vielleicht gut aussehen aber die wahren ehrlichen Gespräche finden nur auf der Raucherterrasse oder nach der Arbeit statt.
Die geilen, besonderen Mottoparties, Faschingsfeiern, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern mit Livemusik und Nikolaus kennen viele nur aus Erzählungen in der Kaffeeküche. Das liegt aber nicht nur an der Führungsriege, sondern zum Größtenteils an dem Desinteresse der Mitarbeitern selbst. Es besteht einfach keine Lust. Man geht hin damit man mal gesehen wird schaut aber auch das man bei Zeiten wieder verschwindet. Ist leider so. Zusammenhalt gibt es in dem Sinn nicht mehr. Jeder macht sein eigenes Ding. Ein Fest wird nur noch als Pflichtveranstaltung gesehen.
Work-Life-Balance
Heißt hier eher Life-Work Balance. Arbeit nach Vorschrift. Keiner bleibt freiwillig länger als er muss. Man schaut auf die Uhr, geht nochmal ausgiebig auf die Sanitärenanlagen, schaut dann seinem PC dabei interessant zu wie er langsam runter fährt um dann Punkt 17h nach Hause zu fahren. Man hat eigentlich genug Freizeit und Pause und wenn man Raucher ist, dann noch viel länger, da man sich nicht ausstechen muss. Die Kaffeeküche lädt für viele Gespräche ein bei der man gerne auch mal die Zeit vergisst.
Vorgesetztenverhalten
Man bekommt immer einen Rat, aber oft fehlt dann die Tat im aktiven Tagesgeschäft. Gute Ratschläge und Vorschläge geben wie man was zu machen hat ist die eine Sache, selber aber zum Telefon greifen und zeigen, vormachen wie es funktioniert ist die andere Seite. Lernen durch vormachen war hier mal das Motto. Das fehlt hier komplett und Repräsentieren steht hier lieber an erster Stelle (Gilt nicht der obersten Führung - da wird sehr fleißig gearbeitet).
Auch gab es bei keiner Führung zuvor soviele Kündigungen oder Selbstausscheiden. Erst kürzlich ist wieder ein toller Kollege von sich aus gegangen. Es macht hier einfach keinen Spaß mehr.
Interessante Aufgaben
Täglich das gleiche. Man versucht sein Kundenstamm auszubauen dies gelingt mal besser mal schlechter. Viele müssen Kämpfen um Ihre Ziele möglichst befriedigend stellend zu erreichen. Dabei spielt auch eine große Rolle, welchen Kunden ich aufgrund von Weggang oder Kündigung von der Führung zugespielt bekommen habe. Da es aber meistens mit einer Zielerhöhung verbunden ist, möchte man eigentlich gar keine Kunden neu dazu bekommen.
Frust kommt auch auf, da man öfters bei den großen Angeboten an die Muttergesellschaft abgeben muss obwohl man schon viel Zeit investiert hat.
Gleichberechtigung
Wenn die Männer keine Glatzen oder kurze Haare tragen würden, würde kaum auffallen dass hier noch welche arbeiten. In der Führungsebene sitzen nur Frauen. Ob das jetzt gut oder weniger gut ist, müssen andere Entscheiden.
Umgang mit älteren Kollegen
Da gibt es keine Probleme. Jeder macht sein Ding und denkt an sich.
Arbeitsbedingungen
Geräumige Großraumbüros. Kaffeeküche und 2 moderne Besprechungsräume, wobei ein Besprechungsraum tag täglich in ein Büro umfunktioniert und blockiert wird. Da sind wir wieder beim Thema, Gleicher als gleich. Dachte eigentlich dass Großraumbüros das Miteinander, den Zusammenhalt und den Teamgedanken fördern sollen. Isolation ist komplett in die andere Richtung was man eigentlich fördern sollte. Aber wenn es unterstützt wird von der Führung zeigt es wieder nur, dass einige wie auch beim Thema Home Office bevorzugt werden. Traurig dass hier Kollegen die noch kein Kabel verkauft haben, anderen fleißigen und jahrelang treuen Handlangern sehr spürbar vorgezogen werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die grüne Fahne weht bei uns bereits schon kräftig im Winde und einen grünen Punkt wird es auch irgendwo geben.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist immer zuwenig, nur hier wird es bewusst über die Zielvereinbarung meistens negativ beeinflusst, da festgelegte Zielzahlen im laufenden Jahr verändert werden. Das ist sehr frustrierend. Das man sich sein Gehalt im Vertrieb "verdienen/erarbeiten" muss ist bekannt und ist auch gut so, aber warum dann ein Deckel bei der Provisionsregel? Man versucht über seine 70% zu kommen, denn ab da gibt es erst Provisionsanspruch, und dann versucht man in den nächsten Monat zu schieben um nicht nur auf seinem Fixgehalt sitzen zu bleiben. Wobei ich hier positiv sagen muss, dass die Fixgehälter im Vergleich zu anderen Firmen gut und ausreichend sind. Variabel müsste es einfach bessere Möglichkeiten geben. Viel Gehalt durch viel Leistung muss ermöglicht werden. Sozialleistungen wie betriebliche Altersfürsorge, Vermögenswirksamen Leistungen, Weihnachtsgeld gibt es nicht.
Image
Mehr Schein als sein. Die hohe Fluktuation die letzten Jahre zeigt ein deutliches Image. Desinteresse und Frust ist momentan größer als die Lust auch mal mehr zu machen.
Karriere/Weiterbildung
Da es flache und kurze Hierarchiestufen gibt, sehe ich hier keine weiteren Möglichkeiten aufzusteigen. Ist auch nicht gewünscht. Man hat sich seinen elitären Führungskreis die letzten Jahre langsam aufgebaut und ist auch sehr froh darum.