From Hero to Zero - Der Abstieg eines Unternehmens ODER Was Führungskräfte alles ausmachen können.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Beharrlichkeit, mit der die Führungsriege an der Marschrichtung festhält, egal wie viele Mitarbeiter die IT schon verloren hat, ist vorbildlich. Wenn dann schon richtig gegen die Wand fahren. Keine halben Sachen :)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich glaube ich war ausführlich genug in meiner Bewertung.
Aber nochmal in der Zusammenfassung:
Schlecht sind:
- Gehalt
- Information durch die Führung
- Benefits
- Arbeitgeberfreundliche Betriebsräte (auch wenn nur wenige)
Nicht vorhanden sind:
- Aufstiegschancen
- Weiterbildungsmöglichkeiten
- Einflussnahme auf das Unternehmen
- Sinnvolle Gehaltsverhandlungen bzw. Tarifstufen
uvm.
Verbesserungsvorschläge
Puh, ich glaube die Mitarbeiter haben in den Kaminabenden und in den Umfragen, die vom Betriebsrat kamen, bereits die meisten Vorschläge abgegeben. Nachdem diese aber konsequent ignoriert und deanonymisiert wurden, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr, ob und wie euch hier noch zu helfen ist.
Arbeitsatmosphäre
Wären die Kollegen nicht gewesen, wäre die Bewertung hier für die letzten zwei Jahre definitiv mur max. ein Stern gewesen.
Durch das Einbringen neuer Führungskräfte in Abteilungs- und Teamleitung wurde in kurzer Zeit das Arbeitsklima deutlich kälter und es gab kaum noch Wertschätzung.
Kommunikation
Der Ansatz der regelmäßigen Kommunikation durch monatliche Performance-Meetings durch die Abteilungsleitung war gut, allerdings wurden regelmäßig die vorgestellten Zahlen nachweislich beschönigt oder so zurechtgebogen, dass sie ins Narrativ der Führungskräfte passen.
Zusätzlich wurden Mitarbeiter, die im jeweiligen Monat die Firma verlassen, nachträglich in den Performance-Meetings heruntergeputzt.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammnehalt der Kollegen außerhalb der Management-Ebenen war phänomenal. Ich habe in meinen bisherigen Firmen selten solch ein gutes Kollegenumfeld getroffen.
Ob in der IT nach den massiven Abgängen noch viel davon übrig ist kann ich leider nicht bewerten.
Work-Life-Balance
Work-Life-Balance war größtenteils sehr in Ordnung. Es gab (meiner Meinung nach zu) selten Aufgaben, die außerhalb der Arbeitszeiten anfielen. Urlaubsanträge waren meist kein Problem.
Vorgesetztenverhalten
Die Vorgesetzten der "neuen" Generation haben eigentlich nur eins mitgebracht: Eine Obsession, dass die "Zahlen stimmen".
Symptome hiervon war unter Anderem:
- Das Manipulieren von Ticket-Lösungszeiten, da die vorgeschriebene Lösungszeit spätestens im 2nd-Level völlig utopisch waren
- Verhindern von dringenden Hardware-Upgrades, um die zerbröselnde Infrastruktur am laufen zu halten
- Verhindern der Einführung von IT-Security-Basics, da angeblich zu teuer
- Ignoranz bezüglich des offensichtlichen und gravierenden Personalmangels
Interessante Aufgaben
Durch die angenehme Größe des Unternehmens waren die Aufgabengebiete der einzelnen Teams meist recht umfangreich und abwechslungsreich!
Gleichberechtigung
Ich konnte bei der Behandlung von Mitarbeitern keine Diskriminierung feststellen, sei es bei Geschlecht oder LGBTQ-Themen.
ABER es gab leider einige Führungskräfte, die durch obszöne oder sehr grenzwertige Aussagen aufgefallen sind.
Arbeitsbedingungen
Das Unternehmen hat in den letzten Jahren mit einer Modernisierung der Arbeitsplätze ziemlich gute Arbeitsbedingungen geschaffen. Es wurden shared Arbeitsplätze eingeführt, Notebooks und Monitore erneuert und standardisiert und die Küchen erweitert.
Client-Hardware ist größtenteils sehr gut.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Bezüglich des allgemeinen Sozialbewusstseins kann ich leider keine Bewertung abgeben.
Das Verhalten des Unternehmens während der Pandemie allerdings schon: Die IT wurde, soweit ich das mitbekommnen habe, erst als letzte ins Homeoffice geschickt, da ja alle anderen Abetilungen Priorität hatten. Die IT war auch die erste Abteilung, die wieder regelmäßig ins Büro geordert wurde, damit die Führung die Arbeitsweise wieder ein paar Mal am Tag durch die großen Schaufenster der Büros beobachten konnte.
Die Art, wie hier mit der Gesundheit der Mitarbeiter umgegangen wurde, ist fast schon fahrlässig.
Gehalt/Sozialleistungen
In den paar Jahren, die ich bei der Firma war, habe ich ein ganzes Gehaltsgespräch erlebt. Darin wurden keinerlei Ziele oder ähnliches besprochen, und auch keine Gehaltsverhandlung war möglich. Es gab lediglich eine einzige Gehaltserhöhung.
Das BRZ rühmt sich auf seinen Webseiten immer mit einer Anlehnung an den Bau-Tarifvertrag. Das stimmt tatsächlich, nur das leider niemandem die IT-Stufen gezahlt werden.
Bei einem internen Vergleich der Gehälter wurde festgestellt, dass das durchschnittliche IT-Professional-Gehalt im BRZ für "Angestellte, die fachlich begrenzte Tätigkeiten nach allgemeiner Anleitung ausführen" vorgesehen ist. In der IT bezweifle ich dass diese Beschreibung passt.
Image
Den meisten Mitarbeitern sind die von mir beschriebenen Umstände bewusst. Es wird sich quasi bei jeder Gelegenheit über die neusten Versäumnissde der Firma oder der Führungkräfte ausgelassen, was zu einem relativ guten Verhältnis der Mitarbeiter intern führt.
Karriere/Weiterbildung
Es gab für ein Jahr lang das Angebot, sich Schulungen Online bei Schulungsanbeitern anzusehen. Abgesehen davon sind Anfragen nach regelmäßigen Schulungen auf taube Ohren gestoßen.
Es gab zwar Möglichkeiten, Basis-Schulungen wie Office-Schulungen zu machen, aber fachliche Weiterentwicklung oder Zertifizierungen standen nie zur Verfügung.