Duales Studium in der Commerzbank Zentrale Frankfurt
Arbeitsatmosphäre
Es ist abhängig in welcher Abteilung ich einen Praxiseinsatz absolviere. Manche Phasen waren geprägt durch gähnende Langeweile, auf der anderen Seite hatte ich auch Einblicke und die Möglichkeit in spannenden Projekten auf Bereichsebene mitzuwirken. Summasummarum fällt der Nährwert der Praxisphasen in Bezug zum Studium doch mehr mau aus.
Kommunikation
Es gibt zuviele Meetings in denen zuviele Personen zu Wort kommen wollen und in denen relativ wenig verwertbare Ergebnisse erzielt werden.
Die Kommunikation über die Änderung der persönlichen Versorgung (monetär) der Mitarbeiter, erreicht diese meist zuletzt.
Kollegenzusammenhalt
Jeder ist sich selbst der Nächste. Das beschreibt die aktuelle Situation in Zeiten von Personalkürzungen und dem Wegfall von monetären Reizen am Besten.
Work-Life-Balance
Flexible Absprachen in Punkto Arbeitszeiten waren bei mir immer möglich. Dadurch das ich als Student als "Auszubildender" geschlüsselt war, durfte ich nicht mehr als 39 Wochenstunden haben. Mehrarbeit und Überstunden wurden nach bilateraler Absprache mit dem Vorgesetzten abgegolten.
Vorgesetztenverhalten
In der Bank herrscht eine sehr lockere Atmosphäre, manchmal sogar zu locker. Ich würde mir in manchen Situationen mehr durchgreifendes Führungsverhalten von Vorgesetzten wünschen. Für meinen Geschmack wird hier zuviel "gestreichelt" und zuwenig geführt.
Interessante Aufgaben
Je nach Einheit gestalten sich die Aufgaben manigfaltig. Bedauernswert ist es nur, wenn man in operativen Tag ein, Tag aus den selben Prozess abwickelt. Ich kann nicht verstehen wie manche das seit über 20 Jahren machen.
Gleichberechtigung
Momentan ist die Bank geprägt von der Förderung des weiblichen Geschlechts. Weibliche Trainees und Studentinnen werden regelmäßig zu interessanten Vorträgen von bzw. mit Vorgesetzten (auch Vorstandsebene) eingeladen. Etwas ähnliches durfte ich als Mann leider nicht besuchen.
Arbeitsbedingungen
Die Büroräume sind gut ausgestattet, jeder Mitarbeiter hat einen eigenen Arbeitsplatz. Durch die flexible Netzwerkgestaltung ist es möglich mit seinem persönlichen Profil jederzeit an einem anderen AP zu arbeiten. Jedoch kommt es häufig zu IT-Schwierigkeiten insbesondere bei Programmfreigaben bzw. korrekter Ausführung von Programmen. Der zur Lösung zuständige TechDesk reagiert nicht immer zeitnah, so dass man durchaus mal einen halben Tag "rumsitzt".
Gehalt/Sozialleistungen
Nach der Gesetzesänderung zur Sovialversicherungspflicht, ist das Gehalt der BA Studenten unter Hartz IV Niveau
Beispiel:
Auszahlungsbetrag vor Gesetzesänderung im 2. Studienjahr:
1.110,- Euro ca.
Auszahlungsbetrag am 15. des Monats nach Gesetzesänderung:
880,- Euro (ca.)
davon sind abzuführen
300,- Euro Studiengebühren für die BA
500,- Euro für die Wohnung (was in Frankfurt keine Luxuswohnung ist.)
Bleiben also 80 Euro für Lebensmittel, Kleidung, Wäsche, etc. pro Monat. Ohne die Hilfe dritter wäre das Studium nicht zu Ende zu bringen.
Der Bank ist diese Misere bekannt, Änderungen will man aber nicht einführen. Na ja aber 600 Mio Euro an variabler Vergütung an AT Mitarbeiter können ja in Aktienform ausgeschüttet werden.
Die Gehaltsaussichten nach dem Studium sind auch nicht überragend. Empfohlen wird hierbei von der Personalabteilung an die Bereiche duale Studenten mit TG6 einzustellen. Externe Studenten werden mit TG7 in ein Trainingsprogramm aufgenommen. Auszubildende mit Berufsschulabschluss und Verkürzung auf zwei Jahre werden mit TG5 übernommen und dann im Folgejahr auf TG6 geschlüsselt. Diese Gehaltspolitik ist eine Farce, nicht mehr, nicht weniger.
Image
Ich war im ersten Jahr stolz darauf hier einen Studienplatz ergattert zu haben.
Mittlerweilen bereue ich es, dass ich nicht eines der anderen Angebote (SAP, Siemens) angenommen habe. Unter den derzeitigen Gehaltsbedingungen kann ich nur jedem abraten ein duales Studium in der Commerzbank zu beginnen.
Karriere/Weiterbildung
Ich habe diverse Pflichtschulungen im Rahmen des Studiums in Kooperation mit der Frankfurt School of Finance & Management durchlaufen, die allesamt absolut unnütz waren. Bestes Beispiel, Sozialkompetenz Seminar von ca. einer Woche, abgelegen im Wald wo man versuchte zwanghaft Teambuild Massnahmen zu vermitteln. Durch die Vermischung von Azubi´s (16-18 Jahre) und BA-Studenten (20-22) Jahre war das Ganze eine Lachnummer, da die jüngere Partei subjektiv andere Interessen als dieses Seminar hatte.
Ein weiteres Beispiel war die Schulung "Projektarbeit". Das Ganze war aufgebaut wie ein Kindergartenspiel und hatte mit einem reellen Projekt lediglich die Bausteine gemein. Absolut null Erwachsenenbildung.
Eine intensive Schulung in EXCEL (Programmierung von Tools), MS Sharepoint und Access hätte besser dazu beigetragen, mich auf den potentiell künftigen Arbeitsplatz vorzubereiten