Keine Beratung, sondern ein Projektmanagement-Dienstleister mit sehr individueller Unternehmenskultur
Gut am Arbeitgeber finde ich
+ Kollegen sind jederzeit erreichbar und identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber
+ Es gibt unbegrenzt Zeit für offene Gespräche
+ Die Geschäftsführung und das obere Management haben einen tollen Spirit
+ Mitarbeiter bekommen eine komfortable Ausstattung (Telefon, Bahncard, Headset, Car2go...)
+ Überstunden werden aufgeschrieben. Training und Personalgespräche können als Aufwand gebucht werden.
+ Grundsätzlich sind die Werte der Firma lobenswert
Arbeitsatmosphäre
Eine sehr private Arbeitsumgebung die man so über den Recruitingprozess nicht abschätzen konnte. Auffällig viel Unzufriedenheit in den eigenen Reihen (Kampf um Beförderung). Geringe Wertschätzung von/bzw. Interesse an andersartigen Erfahrungen und Kompetenzen. Übersteigerte Selbstwahrnehmung einiger, vor allem langjähriger Mitarbeiter. Der Umgang ist wohlwollend, aber nicht aufrichtig und authentisch.
Kommunikation
Die Belegschaft tut sich schwer mit direktem Feedback. Es ist ein seltsames Spiel um Sympathien. Dazu gesellt sich teilweise Missgunst und Frust. Eine ausgewogene Feedback- und Fehlerkultur spielen in vielen Change-Projekten eine wichtige Rolle. Meiner Ansicht nach kann man diese Beratungsdienstleistung nur anbieten, wenn man sie selbst beherrscht. Das ist hier ausdrücklich nicht der Fall.
Zu wenig sinnvoller Methodenaustausch, zu viel irrelevante Berichtserstattung. Verhältnismäßig viel Aufwand für interne Meetings ohne konkreten oder daraus ableitbaren Nutzen.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt ist vor allem dann stark, wenn man sich gemeinsam für etwas einsetzen möchte. Ob das nun ein positiver oder ein negativer Anlass ist. Ich hatte das Gefühl, es sind schon fast kleine Protestbewegungen von manchen Gruppen ausgegangen.
- Feedback kommt ausschließlich über drei Ecken, dabei sinnverändert und teilweise grob verletzend.
- Man erfährt eine spürbare Abneigung, wenn man die Loyalität gegenüber dieser Organisation hinterfragt/challenged.
- Übertriebene Wahrnehmung der Person nach Hierarchielevel; das sorgt teilweise für Skepsis und Unverständnis.
Auf der anderen Seite gibt es starke Verbundenheit über Werte und langjährige Zusammenarbeit.
Work-Life-Balance
Die Rücksichtnahme ist enorm. Jeder Mitarbeiter genießt das Vertrauen sich selbst zu organisieren. Je nach Projektauftrag ist das Arbeitsvolumen mehr oder weniger hoch. Ob es Überforderung auch gibt weiß ich nicht, aber (intellektuelle) Unterforderung gibt es. Die Aufforderung des Arbeitgebers, man müsse sich selbst um Auslastung und Beiträge bemühen, kann nicht in jedem Kontext gerechtfertigt werden (z.B. bei Einsteigern)
Vorgesetztenverhalten
Wem freundlich reicht mag hier gut aufgehoben sein. Mit Führungskompetenz hat das nichts zu tun. Es fehlt bereits an den grundlegenden Fähigkeiten.
- Die Erwartungshaltung und Fähigkeiten auf beiden Seiten zu identifizieren, um die Person adäquat einzugliedern hat komplett gefehlt.
- Keine erlebbare Methodenvermittlung, eher ein Learning-by-doing Ansatz mit leidigen Korrekturschleifen.
- Das Führungsverhalten war eher "bekehrend" als "wertschätzend". Und um hier erfolgreich zu sein, fehlende Befähigung nach CPC-Ideologie (wenn man das überhaupt möchte).
- Da in dieser Organisation "jeder" und "von der Pike auf" Führungserfahrung sammeln soll, verwässert die klassische Führung zu Betreuungsverhältnissen.
- Der Beförderungsprozess ist overengineert. Der Bewerber sollte sich mit der Vorgehensweise vorab beschäftigen und damit wohlfühlen.
Interessante Aufgaben
Es ist keine Beratung sondern zunehmend eine Vermittlung von Projektmitarbeitern über Arbeitnehmerüberlassung. Hier werden keine Experten vermittelt, sondern junge, sehr ambitionierte Menschen mit unterschiedlichsten Backgrounds (nicht immer qualifiziert aus Sicht der klassischen Beratung). Die Aufgaben sind häufig operatives Projektmanagement oder Workshopvorbereitung. Ich empfehle sich frühzeitig mit der Kernkompetenz, den Beratungsschwerpunkten und dem Kundenportfolio dieser Organisation auseinanderzusetzen. Außerdem denke ich sind Umstände zu Büro, Unterkunft und Projekteinsätzen vorab realistischer zu klären.
Arbeitsbedingungen
Die privaten Umstände, dass beispielsweise im Büro eine Waschmaschine läuft, das nie ein Kunde ins Büro kommt, oder das man mit Kollegen aufgrund der Auftragslage bei einem Großkunden dauerhaft eine Zweitwohnung bezieht, muss jeder für sich beurteilen. Aber sich damit vorab realistisch auseinanderzusetzen erachte ich als wichtig für das Wohlbefinden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird gedruckt wie irre. Und Flip-Chart Papier verschwendet. Hier halte ich eine Sensibilisierung der Mitarbeiter für den Umgang mit Papierwahl und -menge für unbedingt notwendig.
Gehalt/Sozialleistungen
Durchschnittliche bis gute Einkommensmöglichkeiten ergeben sich erst nach finanzieller Eigenbeteiligung.
Image
Stimmt das Image mit der Realität überein? Leider nein.
Karriere/Weiterbildung
Ich finde es vorbildlich, dass Mitarbeiter viele Trainings besuchen dürfen. Die Qualität der Trainings ist allerdings nicht immer befriedigend, alles wird inhouse bereitgestellt. Der Link zwischen Führungskraft, Mitarbeiter und sinnvoller Weiterbildung fehlt. Dennoch schätze ich die Initiative zur Weiterbildung dieser Firma sehr.