Es könnte so schön sein...
Arbeitsatmosphäre
Grundsätzlich ist die Atmosphäre zwischen den Mitarbeitern von einem vertrauensvollen Umgang geprägt und es macht in großen Teilen sehr großen Spaß mit den Kollegen zu arbeiten. 2 Sterne Abzug gibt es jedoch für die Tatsache, dass die gewünschten flachen Hierarchien und die nähe zum "einfachen" Mitarbeiter (der Ausdruck einfacher oder nur Mitarbeiter zu sein findet in Diskussionen und gerade in Gesprächen mit HR leider Verwendung) zwar nach außen gewünscht ist, aber fern jeglicher Realität ist.
Beispiel:
Da purzelt das Lob der Bereichsleitungen mal über 2 weitere Hierarchiestufen nach unten - als wenn ein Bereichsleiter nicht einfach ins Nachbarbüro kommen kann.
Kommunikation
Die zentrale (gesteuerte) Kommunikation von den hierfür verantwortlichen Bereichen ist verglichen mit anderen Banken schon gut - Im Grunde erhält der Mitarbeiter kontinuierlich Infos über die Entwicklung der Bank. 1 Stern Abzug gibt es jedoch für die Kommunikation im "daily Business" hier wird gern mal was vergessen oder nicht alle Karten offen auf den Tisch gelegt.
Kollegenzusammenhalt
Hier können wirklich 5 Sterne vergeben werden - zumindest wenn es um den Zusammenhalt auf Arbeitsebene geht. Es gibt hier weniger rücksichtslose Karrieristen, die nur ihre eigene Zielsetzung verfolgen. In den zwei Bereichen in denen ich tätig war wurde angepackt und jeder war hier bereit für den Anderen die extra Meile zu gehen. Grundsätzlich muss man diesen allerdings den Mitarbeitern groß anrechnen, in meinen Augen ist das nicht zwingend ein Verdienst des Unternehmens oder der Führungskräfte.
Work-Life-Balance
Work-Life-Balance nach den hier geschilderten Kriterien wirklich ausgezeichnet - in fast 4 Jahren kam es nie vor, dass Urlaub nicht genommen werden konnte. Darüber hinaus bietet der Arbeitgeber Möglichkeiten des mobilen arbeiten, was gerade für Kollegen mit weiter Anreise sehr entlastend wirkt.
Wie bei vielem im Leben ist es jedoch abhängig von jedem Einzelnen wie sich die Work-Life-Balance eingefordert wird. Ich konnte mich nie beklagen!!!
Anzumerken ist jedoch, dass mit zunehmender Verbreitung von Mobiltelefonen als Arbeitsgerät Mechanismen geschaffen werden müssen, die einer "Selbstausbeutung" aus falsch verstandenem Ehrgeiz entgegenwirken. Konkretes Beispiel sind Mails und Kalendereinladungen am Wochenden und Feiertagen - hier muss auch der Arbeitgeber Verwantwortung übernehmen - gerade Personal - und kann diese nicht immer wegschieben.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten ist leider nicht einfach zu bewerten und bedarf bei der DKB einer differenzierten Betrachtung unterschiedlicher Ebenen.
Vorstand - Nichts als Lippenbekenntnisse
-Zielvorstellung einer objektiven und Fakten basierten Entscheidungsfindung wird bei jeder Gelegenheit betont - in der Wirklichkeit werden leider hauptsächlich subjektive Entscheidungen getroffen, weil es besser gewusst wird oder nicht offen kommunizierte andere Einflussfaktoren eine Rolle spielen
-Der Vorstand geht nicht voran! Leading by Example ist hier absolut unbekannt
-Kritik am Vorstand scheint nicht gut aufgenommen/gewünscht zu werden - die Verhaltensweisen der folgenden Hierarchiestufen sind dadurch nachvollziehbar
Bereichsleitungen - Time to Shine
-Bereichsleitungen sind mehr darauf bedacht "sichtbar" zu sein - Schaffung von Mehrwert für Unternehmen und Kunden zweitrangig
-Nicht durch Widerworte oder gar Kritik vermeintlich "negativ" auffallen
Abteilungsleiter - Engagiert
-Meist sehr engagiert aber schwach ggü. Vorgesetzten, wenn es darum geht etwas rauszuholen für die Mitarbeiter bei TOP-Leistungen.
Keine Atmosphäre für kritisches Denken und kreatives handeln durch Führung erzeugt
Interessante Aufgaben
***ACHTUNG FAKEWORK***
Einfluss auf die eigenständige Ausgestaltung des Arbeitsgebietes ist leider sehr begrenzt, da von der Anzahl her viele Themen ausgearbeitet werden müssen. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass durchaus interessante Ansätze dabei sind, allerdings nur an der Oberfläche gekratzt werden darf. Aufbau tiefer gehendem Wissen ist nicht gewünscht bzw. birgt die Gefahr, dass kritische Themen angesprochen werden müssen.
Durch fehlende Steuerung der Kapazitäten und der Annahme jeglicher "Arbeitsaufträge" bleibt keine Zeit pro-aktiv Themen voranzutreiben und analytisch zu betrachten.
Der Darstellung von Ausarbeitungen wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als der fachlichen Tiefe - Powerpoint Company. In Summe werden die vielen Ausarbeitungen allerdings meist nicht weiter beachtet und landen im Papierkorb. Stunden für Powerpoint umsonst...:-(
Gleichberechtigung
Eine Beurteilung durch mich ist nur begrenzt möglich, da ich weder Wiedereinsteiger bin noch eine Frau. Was ich allerdings im Alltag beobachtet habe lässt darauf schließen, dass dieses Thema von der Bank ernsthaft gehandhabt wird.
Umgang mit älteren Kollegen
Arbeitsthemen und Zusammenhalt ist hier unabhängig vom Alter, was nicht bedeutet, dass Seniorität vernachlässigt wird bzw. unberücksichtigt bleibt.
Arbeitsbedingungen
IT:
Die DKB bietet mit Abschlägen, was heute in Konzernen selbstverständlich sein sollte. Allerdings wird die DKB in großen Teilen nicht ihrem Claim von der TECH-Bank gerecht, da viele Prozesse weiterhin manuell und papierhaft durchgeführt werden. Verglichen mit anderen Banken, wobei die gesamte Branche viel zu langsam in Sachen Tech ist, wurden gefühlt noch einmal 10 Jahre verpennt.
Räumlichkeiten:
Diese sind nur in den neuen Standort up-to-date - sonst existiert eine Behördenumgebung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die blaue Nachhaltigkeit...
Die Ansätze sind gut und auch das Marketing um die vergebenen Kredit ist top - "...wir unterstützen die nachhaltigen Branchen in Deutschland". Corporate Volunteering wird ebenfalls unterstützt.
Ich würde mir allerdings auch mehr nachhaltiges Handeln (wenn nötig mit Vorgaben) bei den Führungskräften wünschen - Beispiele:
-Auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Travel-Policy (Mehr Bahn, weniger Flugzeug)
-CO2 Grenzen bei Dienstwagen in der Car-Policy- viele SUV im Fuhrpark, gerade auf Vorstandsebene (hier spiegelt sich sichtbar, was im Abschnitt "Vorgesetztenverhalten" bereits geschildert wurde)
Gehalt/Sozialleistungen
Die Benchmark ist hier entscheidend...
Verglichen mit anderen Arbeitgebern und dem Standort Berlin bietet die DKB einen durchaus interessanten Mix aus Gehalt und Nebenleistungen.
Verglichen mit anderen Banken (vor allem Großbanken) ist das Gehaltsniveau und auch die Nebenleistungen eher in der unteren Hälfte anzusiedeln.
Als Kritikpunkt kann hier weiter aufgeführt werden, dass die Bezahlung kaum die unterschiedliche Seniorität und übernommene Verantwortung den Mitarbeitern wiederspiegelt. Darüber hinaus sind kaum Gehaltsentwicklungen möglichen. Außertariflich bezahlte Mitarbeiter erhalten mit Glück alle 2 Jahre 4-5% mehr Gehalt, was lediglich Inflationsausgleich bedeutet. Neu übernommene Aufgaben, gestiegene Erfahrung und gesteigerte Verantwortung werden nicht honoriert - es muss also beim Einstieg bereits hoch gepokert werden.
Image
Die Außendarstellung der DKB ist für mein Verständnis sehr gut, da diese ein Image schafft, welches bei näherer Betrachtung und wenn Einblicke gewonnen wurden nicht gehalten werden kann:
...nicht bei dieser IT- und Prozesslandschaft
... Nachhaltig bitte nur die anderen
Die Wahrnehmung bei Freunden und Familie, welche zum Teil auch Kunden sind, ist entsprechend gut.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung - 4/5 Sternen:
Die DKB verfügt über eine eigene "Management School" in der Seminare angeboten werden, welche zum Teil mit sehr guten externen Dozenten besetzt sind. Auch die Erstellung von Curriculum für einzelne Aufgabengebiete oder angestrebte Rollen kann positiv angemerkt werden.
Manko hier, dass einige Angebote abhängig von der Hierarchiestufe sind. Hier herrscht die Henne/Ei Problematik - einige Seminare wären sinnvoll um sich weiterentwickeln zu können, nicht erst wenn z.B. die Chance auf Führung bekommen wurde.
Karriere 1/5 Sternen:
Weiterentwicklung ist wirklich schwierig - größter Faktor aus meiner Sicht die Zugehörigkeit zur DKB (umso länge umso besser), nicht die Leistung. Aktuelle Karrierepfade sind veraltet und werden entsprechend nun zögernd besetzt - neue Laufbahnen & Entwicklungsmöglichkeiten sind seit Jahren in der "Pipeline". Es werden neue Mitarbeiter mit Ambitionen eingestellt, um nach kurzer Zeit desillusioniert zu sein.
Arbeitgeber-Kommentar
Lieber Ex-Kollege,
vielen Dank für deine Bewertung, die für uns beim Lesen fast wie eine Achterbahn der Gefühle war.
Du hast viele Aspekte erwähnt, mit denen du bei der DKB zufrieden warst, z.B. Kollegenzusammenhalt, Work-Life-Balance, Weiterbildung. Das sind Punkte, die uns selbst sehr wichtig sind und die wir entsprechend sorgfältig pflegen. Es freut uns darum auch, dass du die DKB in dieser Hinsicht in guter Erinnerung behalten wirst.
Dein großer Schmerzpunkt wird allerdings auch schnell deutlich: das Thema Führung und fast alles, was damit zusammenhängt. Es tut uns leid, dass du hier schlechte Erfahrungen gemacht hast. Wir wissen, wie frustrierend das für einen sein kann.
Und auch wenn wir glauben, dass deine Kritikpunkte nicht so einfach pauschal für die ganze DKB gelten – in puncto Führung wollen wir trotzdem noch besser werden, darum steht die Weiterentwicklung unserer Führungskräfte auch ganz weit oben auf unserer Agenda.
Alles in allem hoffen wir, dein neuer Arbeitgeber passt besser zu dir - alles Gute für dich!
Viele Grüße von deiner DKB: Ingo