Kein sicherer Arbeitsplatz
Gut am Arbeitgeber finde ich
Auch nach Jahren gibt es noch belustigenden Gesprächsstoff für Treffen von ehemaligen Mitarbeitern.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Eigentlich keiner nimmt die Geschäftsführer wirklich ernst. In keinem Unternehmen, in dem ich bisher war, wurde einem das als Neuling so schnell mitgeteilt.
Der Kunde ist nichts wert. Im Onlineshop werden auch mal Artikel als verfügbar dargestellt, die noch in China liegen. Hauptsache der Kunde kauft erstmal. Teils werden auch Artikel umetikettiert oder umverpackt, so wird dann auch mal ein Polyesterhandschuh als Nylon verkauft.
Die Minderqualität der Produkte ist ein offenes Geheimnis. Ich wurde tatsächlich davor gewarnt Handschuhe für mich selbst mitzunehmen. Die Abteilung Qualitätsmanagement wurde sicherheitshalber aufgelöst und lieber jemand ungelerntes Eingestellt, dem die Geschäftsführung noch beibringen kann, was "Qualität" ist.
Verbesserungsvorschläge
Eine kontinuierlichere Planung die etwas von der Umsatzentwicklung abgekoppelt ist, wäre empfehlenswert. Wenn ich im Januar so viele Logistikmitarbeiter entlasse, sodass ich im März wieder neue einstellen muss, ist das nicht sonderlich nachhaltig.
Auch sollte man sich bewusster machen, worauf das Geschäft in Zukunft basieren soll. Wenn ich künftig einen standardisierten Onlineshop betreiben will, flankiert mit Großkunden im Großhandel - dann sollte ich nicht die Abteilung E-Commerce gezielt unterbesetzen und den Außendienstmitarbeitern kündigen.
Die Geschäftsführung sollte sich auch bewusst machen, das Mitarbeiter miteinander reden. Auf einer Betriebsversammlung zu verkünden "Eure Jobs sind sicher", während im Publikum bereits gekündigte Mitarbeiter sitzen, hat allenfalls Galgenhumor.
Arbeitsatmosphäre
Wenn sich ein Husten auch nur nach "Betriebsrat" anhört, ist der Job gefährdet. Auch eine Mail mit Verbesserungsvorschlägen in den falschen Verteiler oder zu viel Einsatz für ein falsches Thema wie zum Beispiel Arbeitsschutz kann den Job kosten. Da das jeder weiß, ist die Atmosphäre entsprechend.
Kommunikation
Eigentlich alles passiert über den Flurfunk. Aussagen vom Morgen überleben oft nicht mal die Mittagspause.
Es werden Ziele formuliert, die schon auf dem Papier keinen Sinn ergeben.
Kollegenzusammenhalt
Eigentlich gut. Im Ernstfall würde ich mich aber nicht darauf verlassen.
Es wurden schon Mitarbeiter damit beauftragt, die Toilettenzeiten der Kollegen zu protokollieren.
Work-Life-Balance
Man kann es sich schon entsprechend einrichten. Zumindest, wenn man nicht in der Logistik arbeitet.
Vorgesetztenverhalten
Bewertungskriterien sind absolut willkürlich und darauf ausgelegt bei Bedarf einen Tadel in der Hinterhand zu haben. Im Zweifel beugen sich die Führungskräfte den Anweisungen der Geschäftsführung - egal wie falsch diese sind.
Interessante Aufgaben
Darüber konnte ich nicht klagen.
Gleichberechtigung
Hier gibt es eigentlich keine Nachteile für ein Geschlecht. Meiner Meinung nach liegt das aber auch daran, dass junge Frauen gehaltstechnisch teils günstiger zu haben sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Keine Ahnung. Die einzigen Alten sind die Geschäftsführer.
Arbeitsbedingungen
Fand ich OK
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird schön verkauft. Es gibt eine Klimastiftung, die schon in der Belegschaft nicht ernst genommen wird, weil diese nichts tut. Allgemein schreibt man sich Klimafreundlichkeit auf die Fahne aber verkauft sogar die THG-Quote, wenn das ein paar Euros bringt.
Karriere/Weiterbildung
Wie sinnhaft es ist jemanden unter 30 als den kommenden Geschäftsführer vorzustellen und sich beim ersten vermeintlichen Gegenwind von ihm zu trennen, kann jeder für sich selbst beantworten.
Formal hat man hier alle Möglichkeiten auf Aufstieg. Ich denke nur, zu viel Rückgrat ist dafür nicht förderlich.