Etwas mehr Schein als Sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
- die Unternehmensführung teilt viele Entscheidungen und Informationen mit den Mitarbeitern, was für eine vergleichsweise hohe Transparenz sorgt
- ein funktionierendes Produkt, welches man erfolgreich verkaufen kann
- starkes Engagement bei der LGBT-Integration
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- übertrieben beschönigte Außendarstellung
- mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten für erfahrene Mitarbeiter
- teilweise nicht entsprechend kompetente Führungskräfte
- Diskrepanz zwischen ambitioniertem Hyper-Growth und wie dieser den Mitarbeitern verkauft wird
Verbesserungsvorschläge
Letztlich muss einem klar sein, dass ambitionierte Wachstumsziele einen Preis fordern. Die damit zusammenhängenden Konsequenzen (hohe Fluktuation, wenig Urlaub, maximal durchschnittliches Gehalt) werden natürlich in erster Linie von den Mitarbeitern getragen. Wenn einem dies bewusst ist, kann man hier durchaus glücklich werden.
Aus meiner Sicht wäre es daher sinnvoll, im Bewerbungsprozess ein weniger rosarotes Bild zu zeichnen bzw. offener und ehrlicher zu kommunizieren. Dadurch kann möglichen Enttäuschungen im Nachhinein vorgebeugt werden. Dies sollte sowohl im Sinne der Bewerber als auch im Sinne des Unternehmens sein.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre im Team ist sehr abhängig von der jeweiligen Führungskraft und wie sich diese für ihr/sein Team einsetzt bzw. einbringt.
Grundsätzlich handelt es sich um ein recht junges und ambitioniertes Team.
Die Hierarchien sind auf den ersten Blick relativ flach und typisch für ein Start-up.
Kommunikation
Die Unternehmensführung kommuniziert ihre Entscheidungen und Strategien relativ offen und jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, seine Meinung und Ideen einzubringen.
Nach einiger Zeit erkennt man allerdings, dass gewisse Entscheidungen mitunter stark beschönigt dargestellt werden, bspw. wenn es um die hohe Fluktuation in einigen Abteilungen geht.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt innerhalb der einzelnen Teams ist gut und man unterstützt sich gegenseitig.
Allerdings gelingt es nicht allen Teamleads, entsprechend auf die einzelnen Teammitglieder einzugehen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Work-Life-Balance
Es werden die start-up üblichen Benefits angeboten (frisches Obst, kostenfreie Getränke und Müsli).
Grundsätzlich halten sich Überstunden absolut in Grenzen.
Regelmäßiges Home-Office wurde vor der Corona-Zeit bei den meisten Abteilungen nicht gern gesehen (teilweise nur 1x Monat).
Bei den Urlaubstagen orientiert man sich am gesetzlichen Minimum.
Vorgesetztenverhalten
Leider gibt es hier große Unterschiede zwischen den einzelnen Teams. Charakterlich ist den meisten Vorgesetzten nichts vorzuwerfen, einigen mangelt es jedoch an der nötigen Kompetenz, ein Team zu führen und weiterzuentwickeln.
Die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern ist teilweise nicht offen und direkt, sondern geschieht mitunter über Kollegen.
Interessante Aufgaben
Abgesehen vom normalen Vertriebs-Alltag, ist man hin und wieder auf Kundenevents und auf Außenterminen.
Gleichberechtigung
Das Unternehmen setzt sich stark für LGBT-Diversity ein und betont das auch entsprechend bei seiner Außendarstellung.
Außerdem gibt es einige weibliche Teamleads und Führungskräfte, die jedoch bei der eigentlichen Ausrichtung und bei strategischen Entscheidungen des Unternehmens eher weniger beteiligt werden.
Arbeitsbedingungen
Es handelt sich um ein typisches Berliner Großraumbüro. Man sitzt eher eng an eng, was für ein stark wachsendes Start-up jedoch nicht ungewöhnlich ist.
Im Sommer wird es mitunter sehr heiß.
Gehalt/Sozialleistungen
Wenn man als Berufseinsteiger in erster Linie Erfahrung sammeln möchte, ist man hier richtig. Als berufserfahrener Mitarbeiter mit entsprechenden Gehalts- und Weiterentwicklungsvorstellungen wird man hier jedoch nicht unbedingt glücklich.
Image
Man leistet mit der Außendarstellung als hippes und cooles Berliner Start-up hervorragende Arbeit. Leider kann dieses Image nicht ganz mit der Wirklichkeit mithalten.
Das Produkt, mit dem man arbeitet, hat durchaus Potenzial. Man hilft Jobsuchenden dabei, einen Arbeitgeber zu finden bzw. man unterstützt Unternehmen dabei, passende Bewerber zu erhalten.
Karriere/Weiterbildung
Für Personen mit mehrjähriger Berufserfahrung ist es eher schwierig, sich nach den ersten Monaten noch weiterzuentwickeln.
Dies liegt zum Teil an den begrenzten Karrierewegen, aber auch an der mangelnden Erfahrung vieler Führungskräfte. Diese stammen überwiegend aus den eigenen Reihen, was grundsätzlich nicht schlimm ist. Allerdings fehlt es teilweise an entsprechenden Coachings, Expertise oder Kompetenz, um insbesondere erfahrene Mitarbeiter unterstützen und weiterentwickeln zu können
Beförderungen machen sich weniger beim Gehalt, sondern durch die Vergabe von Titeln bemerkbar, was bei weniger erfahrenen Mitarbeitern noch durchaus funktioniert.
Außerhalb der normalen Arbeitszeit kann man sich auf firmeninternen Workshops, die von jedem Mitarbeiter angeboten werden können, weiterbilden.