Schöner Schein...
Verbesserungsvorschläge
Das Hotel Bayerischer Hof sollte in der Gegenwart ankommen - sonst läuft ihm die Zukunft davon.
Arbeitsatmosphäre
Von Frustration geprägt.
Kommunikation
Findet im Grunde nicht statt. Wichtige Informationen zu beispielsweise Preisänderungen, neuen Angeboten und Aktionen bekommt die Kommunikationsabteilung nur auf mehrfache Nachfrage und dann oft verspätet - wie sollen solche Dinge dann aber gut nach außen kommuniziert werden?
Kollegenzusammenhalt
Zusammengefasst: Frustration schafft Zusammenhalt. Überspitzt gesagt sorgt ein gemeinsames Feindbild ("die da oben" --> Führungskräfte) für ein Gemeinschaftsgefühl. In den Mittagspausen wird im Grunde nur über den Arbeitgeber/nicht anwesende Kollegen/die Art der Arbeit geschimpft und angekündigt, man werde sowieso bald kündigen. Auch vor neuen Kollegen wird damit nicht hinterm Berg gehalten - ab meiner zweiten Woche bekam ich alles ungefiltert mit.
Gleichzeitig muss man sehr darauf achten, was man wem im Vertrauen sagt. Möglicherweise werden diese Informationen später mal genutzt und doch noch nach oben weitergetragen.
Work-Life-Balance
Im Verwaltungstrakt werden die Stunden erfasst und Überstunden abgebaut. Passt.
Die fixen Arbeitszeiten von 9 bis 18 Uhr machen es Pendlern allerdings schwer, abends noch etwas zu unternehmen - wenn man um 19.15 Uhr zu Hause im ländlichen Bereich ankommt, ist da nicht mehr viel los mit Vereinsleben etc. Vielleicht ist das der Preis für ein Leben im Speckgürtel - moderne Arbeitszeitmodelle und (in Bereichen, in denen das möglich ist) das Angebot von Home Office könnten das aber deutlich entzerren.
Vorgesetztenverhalten
Lob findet nicht statt, Kritik wirkt willkürlich und beruhend auf persönlichem Geschmack ohne professionelle Begründung, was es im Grunde unmöglich macht, die eigene Arbeit anzupassen oder zu korrigieren.
Einige Führungskräfte haben leider weder bereichsspezifische Kompetenzen noch Führungsqualitäten. Klare Ansagen? Fehlanzeige. Dafür herrscht treue Ergebenheit gegenüber dem Haus und der Geschäftsführung. Bevor im Härtefall Entscheidungen/Vorgänge im Team unterstützt werden, wird lieber nach oben gekatzbuckelt und nach unten getreten.
Personalentscheidungen werden ohne Rücksprache mit Teamleitern getroffen.
Es gibt eine klare Abgrenzung von "die da oben" und "die da unten". "Ganz oben" zeigt klassisches Gutsherrenverhalten. Die Angestellten sind Personal, ein lästiger Kostenfaktor, mit dem man am besten gar keinen Kontakt hat. (Nicht falsch verstehen - ein Geschäftsführer hat besseres zu tun, als täglich durch die Büros zu stromern und alle einzeln zu begrüßen. Niemand erwartet sowas. Doch wenn mir bei der persönlichen Vorstellung der Handschlag verweigert wird, sagt das meiner Meinung nach viel über die Haltung gegenüber den Angestellten aus.)
Interessante Aufgaben
Selbst Aufgaben, die theoretisch interessant sein könnten, werden in einem Wust an Freigabeschleifen erstickt und gehen letztendlich ein an unsachlichen Einwänden oder der Tatsache, dass Geld investiert werden müsste.
Wichtig: Mir wurde während des Vorstellungsgesprächs und während des Probearbeitstages eine völlig andere Schwerpunktverteilung meiner Stelle geschildert als es letztendlich der Fall war! Aus Online wurde plötzlich Print, aus viel Texten wurde Copy & Paste. Auch andere Punkte betreffend war man mir gegenüber unehrlich. Am besten ist es wohl, gemeinsam eine detaillierte Stellenbeschreibung auszuarbeiten und diese in den Vertrag einarbeiten zu lassen.
Gleichberechtigung
Viele Nationen, alle Altersgruppen. Passt aus meiner Sicht.
Arbeitsbedingungen
Büro ohne direktes Tageslich, vier bis fünf Personen Seite an Seite, das einzige Fenster führt in eine Art Lichtschacht, in dem die Tauben flattern. Mein PC wurde von der IT auf "ca. 10 Jahre" geschätzt, der Bildschirm war sehr klein.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Haus ist entweder nicht in der Lage oder nicht gewillt, seinen Angestellten ein Gehalt zu zahlen, das diesen ein anständiges Leben in München ermöglicht. Ich weiß nicht, welche der Optionen ich schlimmer fände.
Ich habe bis heute nicht herausgefunden, was die in der Stellenausschreibung angepriesenen "Vorteile eines inhabergeführten Luxushotels" sein sollen. Wahrscheinlich eine leere Floskel.
Image
"Ooooh, im Bayerischen Hof! Toll!" Das ist gemeinhin die Reaktion, wenn man erzhält, wo man arbeitet und wohl auch die Meinung, die "Laien" vertreten: hervorragendes Haus, luxuriös, mit Geschichte und Seele. Und auch ich habe mich davon blenden lassen, als ich mich entschied, die Stelle anzutreten - und in die "Außen hui, innen Pfui!"-Falle tappte.
Aus meiner Angestelltensicht dreht sich das Image gerade - Plattformen wie diese hier tragen sicher ihr Scherflein dazu bei, Azubis und (Ex-)Angestellte unterhalten sich auch und tragen ihre Erfahrungen weiter. Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert auch im Negativen. Wenn sich das Bild weiter rumspricht unter den Fachkräften, machen die auf absehbare Zeit einen Bogen oder bleiben nur kurz. Über kurz oder lang schlägt sich das auf die Qualität des Service nieder - wenn es dann die Gäste mehr und mehr mitbekommen, ist es aber leider schon zu spät. Schade um dieses außergewöhnliche Haus.