LG - Life's Gone
Gut am Arbeitgeber finde ich
Abwechslungsreiche Aufgabe, Arbeiten über kulturelle Grenzen. Modernes Hitech-Unternehmen, mit dessen Produkten man sich identifizieren kann. Weltkonzern mit entsprechender Arbeitsplatzsicherheit.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
"Herrenrassenmentalität" koreanischer Manager, mangelndes "Empowerment" deutscher Manager. Für jede Kleinigkeit muß ein "Approval Sheet" erstellt und mit einere "Approval Line" versehen werden, die IMMER bis zum Chief Financial Officer (Koreaner), sehr oft aber bis zum "President" (auch Koreaner) reicht. Dadurch werden viele Abläufe und Prozesse unerträglich in die Länge gezogen. Es findet keinerlei Delegation von Verantwortung und Führungskompetenzen statt.
Verbesserungsvorschläge
Gleiche Regeln für koreanische und deutsche Mitarbeiter, Stop der Diskriminierung.
Angst-Kultur durch kooperatives Miteinander ersetzen.
Delegation von Verantwortung auch auf deutsche Führungskräfte.
Sauber definierte Prozesse, die auch tatsächlich eingehalten werden.
Suche nach Lösungen anstatt Suche nach den Schuldigen.
Faire und bereits zu Beginn des Geschäftsjahres bekannte Ziele und KPIs.
Weniger redundantes "Reporting".
Transparente und faire Berechnung variabler Gehälter.
Offene Informations- und Kommunikationskultur.
Versprechen, die auch gehalten werden.
Arbeitsatmosphäre
Relativ hoher Konkurrenzdruck erzeugt von Mißtrauen getragene Arbeitsatmospäre. Die im wesentlichen durch Eigenkündigungen getriebene Mitarbeiterfluktuation von 20% (in guten Jahren) und 30% (in schwierigen Jahren) spricht für sich. In verschiedenen Bereichen kann man die Arbeitsatmospäre unter der Überschrift "Kultur der Angst" zusammenfassen. Bei Fehlern intensive Suche nach den Schuldigen, "Blaming-Kultur". Insbesondere koreanische Manager üben Führung bevorzugt mit dem Instrument der "Written Warning" aus.
Kommunikation
Die deutsche Niederlassung von LG ist klein genug, um kurze Kommunikationswege sicherzustellen. Wir sind aber gezwungen, uns viele Informationen auf informellen Wegen zu beschaffen, der offizielle Informationsfluuß ist mehr als dürftig - insbesondere dann, wenn es sich um Information von der koreanischen Führung an deutsche Mitarbeiter und Manager handelt.
Kollegenzusammenhalt
Insgesamt noch ok, aber hoher Leistungs- und Konkurrenzdruck aus dem Management erzeugt Ellenbogenverhalten unter Kollegen. Hohe Mitarbeiterfluktuation und dadurch bedingte ständige Neuzusammensetzung der Teams führt zu erheblichen Reibungsverlusten.
Work-Life-Balance
Schlechte Prozesse, unsaubere Schnittstellen, insgesamt mangelhafte Disziplin, sehr kurze Fristen, unsinnig aufgeblähtes und vielfach redundantes Berichtswesen, das noch dazu ausschließlich in Excel durchgeführt wird, anstatt in entsprechenden IT-Instrumenten, und "Ad-hocismus" führen zu insgesamt viel zu langen Arbeitszeiten. Es entsteht darüber hinaus das Gefühl, dass diese viel zu langen Arbeitszeiten nicht aufgrund sinnvoller Tätigkeiten anfallen.
Vorgesetztenverhalten
Insbesondere koreanische Manager und Führungskräfte verhalten sich gegenüber deutschen Mitarbeitern massiv ethnisch diskriminierend und "von oben herab". Mangelndes "Empowerment" deutscher Führungskräfte - man kann nichts entscheiden ohne Zustimmung eines koreanischen Managers. Es findet keinerlei Delegation von Verantwortung statt - deutsche Führungskräfte tragen bestenfalls die Durchführungsverantwortung. Diese Kultur führt bei deutschen Managern dazu, Führungsverantwortung und Führungsaufgaben insbesondere gegenüber ihren Mitarbeitern nicht mehr wahrzunehmen.
Interessante Aufgaben
Hochvolatiles und schnell drehendes Geschäft sorgt für standig neue, interessante und abwechslungsreiche Aufgaben. Ich lerne hier in einer Woche mehr als in anderen Firmen in einem Jahr.
Gleichberechtigung
Aus Korea entsandte koreanische Manager verhalten sich gegenüber Deutsch-Koreanern und in Deutschland lebenden Koreanern sowie Koreanern der zweiten Generation massiv diskriminierend. Insbesondere jüngere Frauen koreanischer Abstammung werden von diesen koreanischen Managern auf vollkommen inakzeptable Weise behandelt. Insgesamt finden sich aber auch unter deutschen Managern und Führungskräften nur wenig Frauen.
Umgang mit älteren Kollegen
Nicht anders als mit Mitarbeitern unter 45.
Arbeitsbedingungen
Durch den im Oktober 2011 erfolgten Umzug von Willich nach Ratingen haben sich die Arbeitsbedingungen, insbesondere die Büroräume, ganz deutlich verbessert. Die Situation in Ratingen ist gut, die Situation in Willich war unterirdisch...
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Grünes Image - unökologische Realität: gerade Mobiltelefone unterliegen aufgrund ihrer rasanten Generationsfolge und der dadurch resultierenden Wegwerfmentalität wirtschaftlichen und nicht ökologischen Regeln.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter liegen insgesamt auf ordentlichem Niveau. Durch die recht "sportliche" Teilung im Vertrieb von 60 (fix) : 40 (variabel) mit der Chance erheblicher Übererfüllung bestehen für Vertriebsmitarbeiter sehr gute Verdienstchancen. Allerdings sind die zu erreichenden Ziele oftmals an unrealistisch hohe und häufig wechselnde aus Korea stammende KPIs geküpft (sog. "stretch goals"). 2011 hat es die Firma geschafft, auf dem deutschen Markt etwa 30% Umsatzeinbußen zu erwirtschaften - mit verheerenden Auswirkungen auf die Gehaltszahlungen im Vertrieb (deutliche Rückzahlungen von Bonusvorschüssen). LG gewährt zwar Mitarbeiterrabatte, die allerdings zu Preisen führen, die in aller Regel deutlich über Media Markt liegen - ein Witz.
Image
Weltweit und insbesondere in Korea geniesst LG einen hervorragenden Ruf. In Deutschland aufgrund der oben genannten Faktoren sicherlich nicht. Viele neue Mitarbeiter haben ein ziemlich unschönes Erwachen, wenn sie erst einmal "an Bord" sind - entsprechend hoch ist die Fluktuation noch in der Probezeit. Haben Mitarbeiter aber erst einmal drei bis fünf Jahre "überlebt", entwickeln sie sich oft zu "Veteranen", die der Firma eine gewisse, oft von Zynismus getragene, Sympathie, entgegenbringen.
Karriere/Weiterbildung
Die deutsche Niederlassung ist zu klein, um Karriere zu machen, eine internationale Karriere ist aber für deutsche Mitarbeiter undenkbar. Es entsteht das Gefühl, "in den Kolonien" einer koreanischen Firma zu arbeiten. Weiterbildung findet so gut wie nicht statt. Insgesamt liegt die Fluktuation bei "Potentialträgern" damit über dem ohnehin schon recht hohen LG-Durchschnitt. Neue Mitarbeiter werden nicht eingearbeitet, sondern direkt "ins kalte Wasser geworfen", auch hier dürfte ein Grund für die hohe Verschleißquote beim Personal liegen.